Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Entladung vielleicht die einzige Lösung

Bislang konnte das festgesetz­te Containers­chiff im Suezkanal nur 29 Meter bewegt werden

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(dpa) - Noch hoffen die Verantwort­lichen am Suezkanal, dass das festgesetz­te Containers­chiff „Ever Given“durch Ziehen und Drücken befreit werden kann. Doch mit jedem Tag der Blockade wachsen die Sorgen, dass ihre Container in der Wüste gelöscht werden müssen – und dass der wirtschaft­liche Schaden weiter wächst.

Inzwischen bereiten sich Arbeiter auf eine mögliche Teilentlad­ung der „Ever Given“vor. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi habe entspreche­nde Vorbereitu­ngen angeordnet. Das sagte Admiral Usama Rabi, Vorsitzend­er der Kanalbehör­de, dem ägyptische­n Fernsehsen­der Extra News am Sonntag. Der Druck auf die Verantwort­lichen steigt, weil mehr als 300 Schiffe auf Durchfahrt warten und der wirtschaft­liche Schaden immer weiter wächst.

Dem Dienstleis­ter Inchcape Shipping zufolge konnte das 400 Meter lange Schiff, das etwa der Größe des Empire State Buildings in New York entspricht, bisher 29 Meter bewegt werden. Am Sonntag wurden zur Unterstütz­ung zwei weitere Schlepper am Kanal erwartet, die in den Niederland­en beziehungs­weise Italien registrier­t sind. Das teilte das Unternehme­n Bernhard Schulte

Shipmanage­ment (BSM) mit, das für die technische Leitung der „Ever Given“verantwort­lich ist. Das Ruder des Containers­chiffs konnte demnach bereits befreit werden.

Das Schiff eines japanische­n Eigentümer­s war in Richtung Rotterdam unterwegs, als es bei der Durchfahrt des Kanals mit zwei Lotsen an

Bord am Dienstag auf Grund lief. Die Ursache sei ersten Ermittlung­en zufolge starker Wind gewesen, teilte BSM mit. Admiral Rabi schloss allerdings aus, dass allein der Wind und der Sandsturm zum Unfall führten. Auch menschlich­es Versagen oder ein technische­r Defekt könnten nicht ausgeschlo­ssen werden.

Ein Versuch, Hunderte Container etwa mit einem Kran vom Schiff zu heben und dessen Ladung damit zu verringern, würde Tage oder gar Wochen dauern. Es wäre eine logistisch­e Herausford­erung, die tonnenschw­eren Großraumbe­hälter aus fast 60 Metern Höhe mitten in der Wüste und ohne die Infrastruk­tur eines Hafens zu entladen. Die „Ever Given“kann bis zu 18 000 Container transporti­eren.

Durch die tagelange Blockade gehen Ägypten wichtige Einnahmen verloren. Die Kanalbehör­de nahm 2020 bei Durchfahrt­en von 18 800 Schiffen rund 5,6 Milliarden Dollar ein. Die Reedereien Hapag-Lloyd (Hamburg), CMA CGM (Frankreich), MSC (Italien/Schweiz) und HMM (Südkorea) kündigten an, insgesamt 22 Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung in Afrika umzuleiten. Rabi verteidigt­e den Suezkanal am Sonntag gegen Kritik nach dem Vorfall und sagte, die Wasserstra­ße bleibe die „sicherste und kürzeste Route“zwischen Asien und Europa.

Die 25 Crewmitgli­eder der „Ever Given“, die alle aus Indien stammen, sind wohlauf und weiterhin an Bord. Über Schäden an der Ladung oder eine Verschmutz­ung des Wassers gibt es bisher keine Informatio­nen.

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FOTO: AP/DPA Ein Satelliten­bild zeigt das Containers­chiff „Ever Given“im Suezkanal, das die wichtige Schifffahr­tsstraße zwischen Asien und Europa blockiert. Die erhoffte Freilegung des Schiffs kommt nur langsam voran.

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