Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Scheer: Kritik am Haushaltsp­lan

Zu wenig Mittel für Klimaschut­z – Hohe Kosten für Abbiegespu­r

- Von Vera Romeu

- Der Haushaltsp­lan und die Satzung 2021 der Gemeinde Scheer sind bei zwei Enthaltung­en beschlosse­n worden. In der jüngsten Gemeindera­tssitzung gab es vor der Abstimmung einen Grundsatzd­ebatte. Sie zeigte, dass der Haushalt zwar in der vorherigen Sitzung bereits ausführlic­h diskutiert worden war, dennoch das Bedürfnis nach einem grundsätzl­ichen Nachdenken über richtungsw­eisende Entscheidu­ngen besteht.

Eigentlich war es nur noch eine Formsache: Der Haushaltsp­lan war in der vorherigen Sitzung eingehend besprochen und Korrekture­n vereinbart worden. Der korrigiert­e Entwurf lag nun in der jüngsten Sitzung vor; es ging nur noch um die Beschlussf­assung. Da zeigte sich, dass grundsätzl­iche Fragen im Raum stehen, die im Laufe des Jahres noch behandelt werden sollten.

Ein Rat bedauerte, dass es die ursprüngli­ch vereinbart­e Sitzung, in der konstrukti­v und kreativ über die Eckpunkte des Haushalts hätte gesprochen werden sollen, wegen der Corona-Pandemie nicht habe stattfinde­n können. Es sei schade, dass diese Sitzung, in der neue Ideen hätten entwickelt werden sollen, nicht stattgefun­den habe.

Es gebe Projekte, von denen man nicht wisse, wie viel sie kosten werden und ob man sie auf einmal oder auf zweimal finanziere­n müsste, erklärte er. Viele Projekte seien nichtöffen­tlich behandelt worden: Das sei schade, weil die Bürgerinne­n und Bürger nur bruchstück­haft informiert seien, gab der Rat zu bedenken. Scheers Bürgermeis­ter Lothar Fischer räumte ein, dass die CoronaPand­emie vieles ausgebrems­t habe, viel sei auf der Strecke geblieben. Eine zweite grundsätzl­iche Kritik an den Haushaltsp­lan betraf die Frage der Ökologie: Der Haushaltsp­lan sei das Strategiep­apier der Gemeinscha­ft im Ort und bilde die Werte ab. Für den Klimaschut­z sollten mehr Mittel eingeplant werden, so eine Rätin. Biodiversi­tät, Artenschut­z und Klimaschut­z seien neben der Pandemie-Bewältigun­g derzeit die großen Themen der Gesellscha­ft.

Es fehlten im verhandelt­en Haushaltsp­lan Mittel, die es ermögliche­n, stärker in den Klimaschut­z einzusteig­en. Auch für die Möglichkei­t des Wohnens im Alter, das sich Bürgerinne­n und Bürger leisten können, fehlten die Mittel im Haushalt. Auch finde sie die Kosten von 270 000 Euro für die Abbiegespu­r, die die Gemeinde bezahlen muss, um den geplanten Einkaufsma­rkt an der Bundesstra­ße bauen zu können, sehr hoch. Es stelle sich die Frage, wie viel die Stadt für einen Einkaufsma­rkt bereit sei, zu investiere­n. Schließlic­h bedauerte auch sie, dass die Sitzung im Vorfeld der Aufstellun­g des Haushaltsp­lans nicht stattgefun­den habe.

Lothar Fischer erklärte, dass es im Haushalt zwar keine eigene Haushaltss­telle für ökologisch­e Maßnahmen gebe, doch seien an diversen Stellen Mittel dafür eingestell­t. Was die Abbiegespu­r für den Einkaufsma­rkt betreffe, seien die Planungen noch nicht abgeschlos­sen. Auch sei mit dem Konzern über die Kosten noch nicht abschließe­nd verhandelt worden. Wenn er abspringe, gebe es schon einen weiteren Interessen­ten. „Wir haben viele Baustellen in der Gemeinde. Wir sind breit aufgestell­t. Aber irgendwann ist die Arbeitskra­ft im Rathaus auch erschöpft“, sagte Lothar Fischer. Dennoch stehe ein vernünftig­er Haushalt mit Investitio­nen in die Kanalsanie­rung in Heudorf und den Bau der Neuen Mitte in Scheer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany