Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bundestrainer Löw und Kimmich als DFB-Wortführer der Katar-Frage
Von den kritischen Kommentaren im Internet lassen sich Joachim Löw und Joshua Kimmich in der weiter heiß diskutierten Katar-Frage nicht irritieren. Der Bundestrainer und sein gesellschaftlich schon lange engagierter Führungsspieler beziehen unverändert klare Positionen: WMBoykott, nein! Aber freie Meinungsäußerung zu allen Menschenrechtsfragen, auch wenn es der FIFA oder den Turnierveranstaltern im Emirat am Golf nicht gefällt. „Ein Boykott hilft niemandem. Man kann mit so einem Turnier Aufmerksamkeit in der ganzen Welt erzeugen und Dinge in die richtige Richtung bringen“, sagte Löw. Auch Kimmich postulierte eindeutig: „Jetzt muss man die Gelegenheit nutzen, aufmerksam zu machen.“Der Fußball habe die nötige „Strahlkraft“, meint der 26 Jahre alte Bayern-Profi.
Den 61-jährigen Löw wurmt es, dass in der Social-Media-Blase seine Nationalspieler im Nachklang ihrer T-Shirt-Aktion mit dem Schriftzug Human Rights (Menschenrechte) vor dem Island-Spiel als Pharisäer tituliert werden. Vehement setzte Löw zur Verteidigungsrede an. Wenn jemand denke, dass sich Spieler wie Manuel Neuer oder Ilkay Gündogan „aus Marketingzwecken vor einen Karren spannen“ließen, der „irre gewaltig“, sagte der Bundestrainer. Kern der Aufregung war ein vom Deutschen Fußball-Bund unter dem Titel „Making of ... #HUMANRIGHTS“veröffentlichter Video-Clip, in dem unter anderen Neuer, Gündogan und Leroy Sané ihre schwarzen T-Shirts mit Buchstaben in weißer Farbe bemalen. Der Vorwurf lautet: Der gute Grundgedanke der Aktion werde durch ein Marketingvideo verwässert und beschädig. „Nicht alles, was beim DFB oder der Nationalmannschaft passiert, ist negativ“, sagte Löw. Die aktuelle Nationalspieler-Generation denke grundsätzlich über den Fußball hinaus, versicherte Löw. Der Bösinger Kimmich wünscht sich ohnehin eine viel breitere gesellschaftliche Front: „Im Fußball hat man die Chance, auf Dinge hinzuweisen. Da sehe ich nicht nur uns in der Pflicht, sondern auch andere Teile der Bevölkerung.“(dpa)