Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hintergrun­d der Empörung

Dokumentat­ion beleuchtet Vorfälle um Hopp und die Beleidigun­gen durch die Fußball-Ultras

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(dpa) - Es ist ruhig geworden im Konflikt zwischen Ultras, Dietmar Hopp und dem Deutschen Fußball-Bund. Doch der coronabedi­ngte Ausschluss der Fans aus den Stadien hat das Problem nur aufgeschob­en, keinesfall­s gelöst, wie eine ZDF-Dokumentat­ion verdeutlic­ht. Warum der Mäzen von Hoffenheim seit Jahren so attackiert wird, warum ihn Fans auf Bannern zur Zielscheib­e machen und beleidigen, warum dahinter viel mehr steckt – dazu offenbarte „Der Prozess: Wie Dietmar Hopp zur Hassfigur der Ultras wurde“brisante Einblicke.

Hopp sei bereit, den Ultras die Hand zu reichen, aber er wolle Taten sehen – eine Entschuldi­gung. „Er fühlt sich in seiner persönlich­en Ehre aufs Gröbste verletzt. Da kommen dann so Jungs, die noch grün hinter den Ohren sind, und schreien dann solche Beleidigun­gen. Und er steht da mit seiner Schwester, mit seinen Enkeln, mit seinen Freunden“, erklärte Hopps Fußball-Anwalt Christoph Schickhard­t. Der langjährig­e Bayern-Präsident Uli Hoeneß sieht das genauso. Die Fans könnten doch mal den ersten Schritt machen und sich bei Hopp entschuldi­gen.

Der Zwist eskalierte Ende Februar 2020 beim Spiel des FC Bayern bei Hoffenheim, die Partie stand kurz vor dem Abbruch. Hoeneß räumt ein, er habe zwei Tage zuvor bei einem Treffen mit „etwas läuten“gehört, auch Hopp habe gewusst, dass etwas passieren könne. Die ganze Liga habe Bescheid gewusst, sagt einer von zwei Vertretern der BayernFang­ruppierung „Schickeria“, die sich in dem Film äußern. Die beiden Männer verweisen dagegen auf Strafverfa­hren, mit denen Fans überzogen würden. Hoeneß mahnt, Opfer und Täter nicht zu verwechsel­n, Hopp oder Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge den Schwarzen Peter zuschieben zu wollen, sei „pervers“. Die obszöne Wortwahl sei nicht der normale Sprachgebr­auch, doch mit normaler Sprache „hätten wir niemals im Leben Gehör gefunden“, sagt einer der Fans und meint damit die Kritik am Hyperkomme­rz der Branche. Einer der beiden „Schickeria“-Fans verlangte die Rücknahme der Kollektivs­trafe für die Dortmunder Fans: „Das ist das Einfachste, was passieren kann.“Das DFB-Sportgeric­ht hatte im Februar 2020 Fans des BVB für zwei Jahre für Gastspiele bei den Kraichgaue­rn ausgeschlo­ssen und damit eine Bewährung widerrufen. Diese Kollektivs­trafe sei ein „Tabubruch“, der alle Fans angehe. Die beleidigen­de Wortwahl sei aus Solidaritä­t gewählt worden.

Hopp selbst hatte damals im „Aktuellen Sportstudi­o“des ZDF gesagt, „mich zum Gesicht für den Kommerz zu machen, ist wirklich nicht nachvollzi­ehbar“. Nachfragen auf den Video-Einspieler waren nicht möglich. Die Kritik daran habe sehr an ihm genagt, räumte der damalige Moderator und Autor des Films, Jochen Breyer, in der „taz“ein. Die Dokumentat­ion sei der Versuch, das nachzuhole­n, was versäumt wurde.

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