Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Jetzt ist die Dauerschle­ife grün

Sebastian Vettel fährt auch im Aston Martin seiner Form hinterher – Mick Schumacher lernt und genießt

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(dpa/sz) - Für die Hymnen zu Ehren des Siegers beim mitreißend­en Auftaktren­nen der Formel-1Saison hatten Mick Schumacher und Sebastian Vettel in der Wüste von Sakhir so gar kein Ohr. Der eine freute sich unter den geschmückt­en und erleuchtet­en Palmen im Fahrerlage­r des Bahrain Internatio­nal Circuits mit strahlende­n Augen trotz eines lendenlahm­en Sportgerät­s einfach nur, endlich dabei zu sein. Der andere musste wieder und wieder erklären, warum es nach sechs Frustjahre­n bei Ferrari erneut so losging, wie es bei den Roten in Dauerschle­ife lief – halt nur in Aston-Martin-grün.

„Ich fühle mich im Auto noch nicht zu Hause. Viele Dinge arbeiten gegen mich, ich kann mich nicht wirklich auf das Fahren konzentrie­ren“, sagte Vettel – ein Fall für Q? Vettels Karrierene­ustart im Wagen mit dem Spitznamen des legendären Bond-Girls Honey Ryder wurde zu dem, was es nicht sein sollte und durfte: einem Reinfall. Mit Strafen, mit einem Auffahrunf­all, mit einer Risikotakt­ik ohne Erfolg. Ob ein Tüftler wie jener aus den JamesBond-Filmen helfen kann? Fraglich!

Vettel selbst muss vor allem raus aus dem Fehler-Kreislauf. „Es ist meine Aufgabe, das Auto zu fahren und gut Rennen zu fahren, was ich heute nicht getan habe“, sagte der 33-Jährige am Sonntagabe­nd. Die Schuld am Auffahrunf­all mit Esteban Ocon, für den er eine Zehn-Sekunden-Strafe

aufgebrumm­t bekommen hatte, wollte er allerdings nur bedingt auf sich nehmen. „Es war nicht das Wochenende, das wir haben wollten,“räumte Vettel aber ein.

Dass im kompletten April trotz eines Rekordkale­nders mit 23 Rennen nur der Große Preis der Emilia Romagna in Imola ansteht, gibt Vettel und Aston Martin Zeit, das Auto zu verbessern. Eines jedoch zeigte das Bahrain-Rennen auch: Die Konkurrenz

ist richtig stark. Hinter Mercedes mit Weltmeiste­r und Sakhir-Sieger Lewis Hamilton und Red Bull mit dem nur knapp geschlagen­en Herausford­erer Max Verstappen kämpfen McLaren, aber auch Vettels ExTeam Ferrari sowie Alpha Tauri um die Top-Ten-Plätze.

Dass diese Regionen für ihn in seinem Lehrjahr in weiter Ferne liegen würden, war und ist Mick Schumacher bewusst. Sein erstes Rennen in der Motorsport-Königsklas­se lieferte auch den Beweis, dass sein Dienstauto eigentlich nicht konkurrenz­fähig ist. „Der Sohn des siebenfach­en Weltmeiste­rs Michael Schumacher konnte es nicht leicht haben auf dem eher schwachen Haas“, urteilte das britische Boulevardb­latt „The Sun“.

„Er hat viel gelernt“, sagte HaasTeamch­ef Günther Steiner und war voll des Lobes für den 22-Jährigen, der im Interview-Garten des Fahrerlage­rs zu den gefragtest­en Akteuren gehörte. Der Dreher nach der SafetyCar-Phase wurmte Mick Schumacher, sonst jedoch herrschte Erleichter­ung, das Renndebüt erfolgreic­h ins Ziel gebracht zu haben – nachdem Vater Michael vor 30 Jahren bei seinem Einstandsr­ennen wegen eines Kupplungsd­efekts nur ein paar hundert Meter weit gekommen war.

Es wurde aber auch deutlich, dass Mick Schumacher ein einsames Jahr auf den Strecken in der ganzen Welt vor sich hat: Zu den Rivalen vor ihm ist es mit dem Haas zu weit, hinter Haas kommt nichts mehr, und Teamkolleg­e Nikita Masepin erwies sich bei beider Debüt nicht als Gegner auf Augenhöhe. Es fehlt ein Maßstab.

Dass er sich Rennen für Rennen darauf einstellen muss, überrundet zu werden, ist dem Formel-2-Champion von 2020 klar: „Wir wussten, dass das der Fall sein wird und ich damit klarkommen – und lernen – muss. Ich kann nicht direkt in die Top Fünf fahren, auch wenn ich das gern würde.“

 ?? FOTO: MARK SUTTON/IMAGO IMAGES ?? Ganz unterschie­dliche Erfahrunge­n in ein und demselben Rennen: Altmeister Sebastian Vettel (li.) und Debütant Mick Schumacher.
FOTO: MARK SUTTON/IMAGO IMAGES Ganz unterschie­dliche Erfahrunge­n in ein und demselben Rennen: Altmeister Sebastian Vettel (li.) und Debütant Mick Schumacher.

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