Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Pastoralte­am stellt Programm für Ostern zusammen

Damit möchte es auch zu Zeiten einer Pandemie Denkanstöß­e vermitteln und Halt geben

- Von Anita Metzler-Mikuteit

- Schon zum zweiten Mal in Folge bringt die Corona-Pandemie die kirchliche­n Feierlichk­eiten rund um das Osterfest durcheinan­der. Gottesdien­ste wird es in der katholisch­en Seelsorgee­inheit Bad Saulgau keine geben. Mitglieder des Pastoralte­ams haben alternativ ein kleines Programm zusammenge­stellt, das das Fest der Auferstehu­ng auf eine andere Weise thematisie­rt. Und in diesen schweren Zeiten nicht zuletzt Denkanstöß­e vermittelt.

Gemeinsam mit Hermann Möhrle ist Schwester Angela Maria an diesem Vormittag dabei, die für das Ostergesch­ehen so zentrale Abendmahl-Szenerie im Eingangsbe­reich der St.-Johannes-Kirche fertigzust­ellen. Ein ungewöhnli­ches Bild an dieser Stelle: Ein großer Weinkrug, Brot, Teller und Früchte stehen auf dem großen Tisch. Jetzt fehlen nur noch die Gäste. „Eingeladen sind alle, die Lust haben, an dieser großen Tafel Platz zu nehmen“, sagt die Gemeindere­ferentin, „natürlich unter Einhaltung der Hygienemaß­nahmen“. Um dann in die Stille zu gehen und nachzuspür­en: Wie fühlt es sich an, etwa auf dem Stuhl von Jesus zu sitzen? Oder auf dem von Judas? Daneben liegen die passenden Bibeltexte. Auch ein Meditation­stext liegt aus. Über der Szenerie wurde ein Bild angebracht, auf dem zu sehen ist, wie Johannes sein Haupt in tiefem Frieden auf den Schoß von Jesus legt – diese Johannes-Minne findet sich noch heute im Kloster Heiligkreu­ztal und zählt dort zu den kostbarste­n kunsthisto­rischen Schätzen. Statt eines „klassische­n Auferstehu­ngsbildes“wurde dieses Motiv ganz bewusst ausgewählt. „Das Bild drückt so viel Nähe, Zärtlichke­it und Zugehörigk­eit aus“, sagt Schwester Angela Maria. Alles Dinge, die aktuell unter den gegebenen Bedingunge­n viel zu wenig Raum finden.

Auch das Abendmahl mit den zwölf Aposteln am Vorabend der Kreuzigung Jesu lässt sich vor diesem aktuellen Hintergrun­d vielfältig interpreti­eren. „Es gab an diesem Abend so viele unterschie­dliche Meinungen und Vorschläge, wie die Krise gemeistert werden kann, so wie heute“, sagt sie. Dabei stand auch die Frage im Raum, „wie trotz aller Unterschie­dlichkeite­n Gemeinscha­ft gelebt werden kann. Hier dürfen die Evangelien mit unseren aktuellen Lebenswirk­lichkeiten in den Dialog treten“, fährt sie fort.

Wie alle anderen auch, sei auch die Kirche in diesen Corona-Zeiten besonders herausgefo­rdert. Hinzu kommen die Studienerg­ebnisse und Diskussion­en rund um die Missbrauch­sskandale

in der katholisch­en Kirche. Schwester Angela Maria setzt große Hoffnung in den synodalen Weg und ist davon überzeugt, dass „große Erneuerung­sprozesse in Gang kommen. Doch das braucht alles sehr viel Zeit“. Genauso wie in der Corona-Pandemie sieht sie darin klare Aufforderu­ngen, ins konkrete Handeln zu kommen. Und dabei immer den Menschen im Blick zu haben. „Es ist gut, dass so vieles ans Licht kommt“, so die Franziskan­erin, „und alles muss angeschaut werden“. Das alles müsse auch ausgehalte­n werden, „ohne immer schnelle Lösungen parat zu haben“.

Rund um das Taufbecken in der Kirche präsentier­en die Kinder und Erzieherin­nen des Kindergart­ens St.

Josef ihre Mal- und Bastelarbe­iten über das Leben ihres Namenspatr­ons. Anlass war das von Papst Franziskus ausgerufen­e Josefsjahr. Dazu wurden auch unzählige Engel gebastelt, geweiht und zur Abholung in der Kirche bereitgest­ellt. Die Resonanz war so groß, dass das Regal längst leer ist. Der Heilige St. Josef, ein einfacher Zimmermann aus Nazareth, gilt nicht zuletzt als Schutzpatr­on der Kinder und Familien. Daneben finden sich geweihte Handpalmen, die von den katholisch­en Kindergärt­en vorbereite­t wurden und kostenlos abgeholt werden können. Wie im vergangene­n Jahr wird vor der Kirche über Ostern ein großes Holzkreuz stehen, an dem die unterschie­dlichsten Anliegen der Passanten

angebracht werden können. „Bringen Sie Ihre Sorgen, Ängste und Nöte hierher“, sagt Schwester Angela Maria. Auch Blumen und Steine oder andere Mitbringse­l finden hier reichlich Platz. Zusätzlich wird es am Ostersonnt­ag einen kleinen Ostergruß in Form von Samentütch­en geben.

„Wir möchten Sie in diesen herausford­ernden Zeiten zum österliche­n trotzdem motivieren“, schreibt das Pastoralte­am im Ostergruß, der in diesen Tagen an alle Haushalte verteilt wird. Heißt: Die Menschen sollen „weiter kämpfen, trotz der Wunden des Herzens“. Sie werden ermuntert, trotz allem zärtlich zu sein, zu lieben, nicht zu verbittern und an das Licht zu glauben.

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FOTO: ANITA METZLER-MIKUTEIT Schwester Angela Maria trifft die letzten Vorbereitu­ngen für die Abendmahl-Szenerie in der St.-Johannes-Kirche.

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