Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Naturschutzgebiet: Ertingen fühlt sich kaum eingebunden
40 Hektar Weideland soll an der Donau entstehen und mit Festzaun begrenzt werden
(wl) - Das Referat 56 – Naturschutz und Landschaftspflege – des Regierungspräsidiums Tübingen hat ein Weidekonzept für die Flächen im geplanten Naturschutzgebiet „Donau unterhalb der Heuneburg“erarbeitet. Darin wird bestätigt, dass die bestehenden Weideflächen, die sich im Eigentum des Landes befinden, langfristig zu einer großflächigen und zusammenhängenden Weidelandschaft erweitert werden. Betroffen davon sind rund 40 Hektar, die sich beidseitig der Donau von Hundersingen in Richtung Binzwangen erstrecken. Die Gemeinde Ertingen und auch die Ortsverwaltung Binzwangen hätten sich eine frühzeitige Beteiligung zur Umsetzung dieser Maßnahme gewünscht. Sie haben dies auch an zuständiger Stelle moniert, da nach Meinung von Bürgermeister Jürgen Köhler und Ortsvorsteher Wolfgang Gaber noch viele offene Fragen zu klären sind.
Mit einem Schreiben wurde die Verwaltung über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt und dabei um Unterstützung gebeten. „Ein Vorgehen, das wir so nicht abgesprochen haben“, so Bürgermeister Köhler nun im Gemeinderat. „Wir haben schon bei einer Begehung im August vergangenen Jahres deutlich zum Ausdruck gebracht, dass wir als betroffene Gemeinde in das Vorhaben mit eingebunden werden wollen, was nicht passierte.“Die bisherige beweidete Kernfläche wird demnach um zwei Bereiche erweitert und umfasst dann eine Fläche von rund 40 Hektar. „Weiterhin soll ein landschaftsverträglicher und gleichzeitig gütesicherer Weidezaun beiderseits der Donau erstellt werden“, heißt es in dem Schreiben des Regierungspräsidiums.
Die extensive Beweidung soll mit Schafen, Eseln und Pferden während des Sommerhalbjahrs durch den Pächter, die Schäferei Fauser aus Pfronstetten, erfolgen. Ziel des Projekts sei es, Kalkmagerrasen zu entwickeln sowie Kiesbänke und Uferbereiche für den Flussregenpfeifer an der Donau dauerhaft offen zu halten. Von der großflächigen Beweidung sollen auch Insekten und Wiesenbrüter wie Kiebitz und Grauammer vom Aussterben geschützt werden, so die Begründung des Regierungspräsidiums.
Mit der Einrichtung großflächiger Weidekoppeln mit Zaun sollen auch störende Freizeitnutzungen unterbunden werden. Ferner werde angestrebt, die Besucher im Gebiet besser lenken zu können und den Erlebniswert durch große Weidetiere und die Entwicklung einer wilden Weidelandschaft zu steigern. Die Umsetzung der Beweidung soll bereits dieses Jahr verwirklicht werden, dabei sollen Wegegrundstücke und inoffizielle Wege durch die Zäune während des Sommerhalbjahrs von Mai bis Oktober gesperrt werden.
In einem Schreiben an das zuständige Referat macht die Gemeindeverwaltung Ertingen deutlich, dass sie sich eine frühere Beteiligung und Mitnahme an diesem nicht unerheblichen Projekt gewünscht hätte. Dabei, so Bürgermeister Köhler, wären auch ortsansässige Landwirte oder zumindest deren Ortsobmänner kompetente Ansprechpartner gewesen. Es seien einfach noch viele offene Fragen vorab zu klären, wird in dem Schreiben festgehalten. Wie soll der Festzaun genau aussehen? Welche Auswirkungen hat der Zaun auf den immer wiederkehrenden Hochwasserabfluss in dem betroffenen Gebiet? Und wo können und dürfen sich die Bürgerinnen und Bürger in dem vorgesehenen Areal zu Fuß noch bewegen? All dies müsse unter anderem geklärt werden. Klar ist man sich aber darüber, dass in diesem Bereich ein Naturschutzgebiet mit etwa 200 Hektar entstehen soll, wobei die vorgesehenen Flächen sich im Besitz des Landes befinden. „Da bleibt dann für die Landwirtschaft nicht mehr viel übrig“, kommentierte Armin Höninger.