Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Auf in die nächste Runde

Abgeordnet­e und Landtagswa­hlkandidat­en äußern sich zu Sondierung­sgespräche­n von Grünen und CDU

- Von Lukas M. Heger, Rudi Multer und Dirk Thannheime­r

- Seit Samstag steht es fest: Grüne und CDU wollen in Baden-Württember­g weiter gemeinsam regieren. Mit den formalen Koalitions­verhandlun­gen soll am Donnerstag, 8. April, begonnen werden. SZ-Redakteure haben Grüne, CDU sowie SPD und FDP nach ihrer Meinung gefragt.

„Mir persönlich wäre eine Koalition mit der SPD besonders lieb gewesen. Auch im Bezug auf die Klimaund Bildungspo­litik“, erklärt

alte und neue Landtagsab­geordnete der Grünen im Kreis Sigmaringe­n. Dass an einer Ampelkoali­tion auch die FDP beteiligt gewesen wäre, darauf blickt Bogner-Unden kritisch, stehe man bei einigen Themen doch weit auseinande­r. Und jetzt also doch wieder weiter wie bisher? „Das wird keine Neuauflage, sondern etwas Neues – und das wird man in der baden-württember­gischen Politik auch sehen“, sagt Bogner-Unden, die laut eigenen Angaben nicht an den Sondierung­sgespräche­n teilnimmt. Wie viele ihrer Parteifreu­nde, sei auch sie zu Beginn „skeptisch im Bezug auf die CDU“gewesen, was eine erneute Zusammenar­beit angehe. „Inzwischen hatten wir auch im Kreis eine Schalte mit den Parteimitg­liedern, die Zustimmung wird größer“, sagt Bogner-Unden. Bei den Sondierung­sgespräche­n habe man einen soliden Grundstein gerade im Bezug auf die Klimapolit­ik gelegt, die „finale Ausgestalt­ung findet jetzt bei den Koalitions­gesprächen statt“, so BognerUnde­n, die sich erfreut darüber zeigt, dass es auch an anderer Stelle Veränderun­gen geben werde, denn

Bogner-Unden, Andrea

„die Flüchtling­spolitik von Innenminis­ter Strobl ist in meinen Augen nicht human“.

Der CDU-Landtagsab­geordnete

sieht seine Partei naturgemäß lieber in der Regierung als in der Opposition. „In der Opposition bist du Tag und Nacht der einsame Rufer im Walde“, sagt Burger, der von der erneuten grün-schwarzen Regierungs­bildung überzeugt ist, „weil es große Schnittmen­gen gibt“. Nach ihren Sondierung­sgespräche­n betonen Grüne und CDU, BadenWürtt­emberg zum gemeinsame­n Klimaschut­zland und damit zum Vorbild für Deutschlan­d machen zu wollen. „Ich sehe im Klimawande­l eine große Chance, um in Zukunft neue Arbeitsplä­tze zu schaffen.“Laut Klaus Burger steckt in der Koalition noch mehr Potenzial. „Es geht um Themen wie die Innere Sicherheit, den Verkehr, das Einsparen von Energie, Bildung, aber auch um Vertrauen und Verlässlic­hkeit.“In den vergangene­n fünf Jahren habe die

Klaus Burger

Regierung für das Land viel erreicht. „Das wollen wir auch in den nächsten fünf Jahren“, so Burger – trotz eines finanziell angespannt­en Haushalts. Burger ist indes auch wichtig, dass im Koalitions­vertrag weiterhin die Handschrif­t der CDU zu erkennen sei. „Es darf keinen Ausverkauf der eigenen Standpunkt­e geben.“Er selbst hofft darauf, seinen Beitrag dazu leisten zu können, den ländlichen Raum zu stärken.

„Für die SPD ist es schade, dass es keine Koalition aus Grünen, FDP und SPD gibt“, sagt der für die Sozialdemo­kraten im Kreis Sigmaringe­n zur Landtagswa­hl angetreten war. Anderersei­ts, so der 70-Jährige, hätte seine Partei „sicher auch viele Kompromiss­e machen müssen. Gerade mit der FDP“. Zudem, so Schreiber, haben man „auch nicht immer die besten Erfahrunge­n als Juniorpart­ner“gemacht. „Trotzdem wäre es natürlich für uns eine Chance gewesen, zum Beispiel unsere Vorstellun­gen von Bildungspo­litik

Wolfgang Schreiber,

und Wohnungsba­u mit in die Politik einzubring­en“, sagt Schreiber. Für ihn „war die SPD nicht stark genug, um die Entscheidu­ng mitzutrage­n. Zwei Sitze mehr hätten das vielleicht verändert.“Deshalb müsse man nun „zu alter Stärke zurückfind­en“, um in Zukunft mit „breiter Brust in solche Verhandlun­gen zu gehen“, so Schreiber, der vom Wahl- und Verhandlun­gsausgang „insgesamt enttäuscht“ist.

Für der Landtagska­ndidat der FDP im Wahlkreis Sigmaringe­n, wäre eine Koalition aus Grünen, Sozialdemo­kraten und FDP die bessere Möglichkei­t gewesen, weil die drei Parteien mit der ökologisch­en Kompetenz der Grünen, der sozialen der SPD und der ökonomisch­en der FDP genau das abbilde, was das Land jetzt brauche. Diese politische Konstellat­ion hätte außerdem eher dem Wählerwill­en entsproche­n. Das gute Abschneide­n der Grünen und die historisch­e Wahlnieder­lage der CDU spiegle sich auch im Inhalt der Verhandlun­g zwischen beiden Partnern wider. „Nach meiner Einschätzu­ng hat die CDU da gar keinen Fußabdruck hinterlass­en“, so Brenner, „das ist grüne Politik“. Er bedauert, dass die Sicherstel­lung der medizinisc­hen Versorgung, eines seiner Wahlkampft­hemen, bis auf die Bekämpfung von Corona bisher offenbar keinen Niederschl­ag im Programm gefunden habe. Dafür hat er bei den Plänen für den Ausbau der Glasfasern­etze eine von ihm und der FDP im Wahlkampf vertretene Idee entdeckt. Auch die künftigen Koalitions­partner wollen für die Beschleuni­gung beim Ausbau der Infrastruk­tur für die Digitalisi­erung die Mittel des Bundes durch Landesmitt­el aufstocken.

Dr. Björn Brenner,

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Die Grünen wollen die Koalition mit der CDU fortsetzen – noch diese Woche starten die Koalitions­verhandlun­gen.

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