Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Lage ist angespannt, aber nicht verzweifelt
Kapazität an freien Intensivbetten in Baden-Württemberg nimmt ab
- Die Zahl der Covid-19-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt wird, nimmt seit März kontinuierlich zu. Sie lag in Baden-Württemberg am Freitag bei 474, mehr als die Hälfte (271) muss beatmet werden. Matthias Einwag, Hauptgeschäftsführer der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) berichtet, dass die Krankenhäuser auf die Situation teilweise mit Absagen von planbaren Eingriffen und Behandlungen reagierten, soweit dies medizinisch vertretbar ist.
Auch in Bayern würden planbare Behandlungen wieder verschoben, teilt die Bayerische Krankenhausgesellschaft mit. Sie geht noch bis mindestens Ende April von steigenden Belegungszahlen aus. Gegenwärtig werden dort 761 Corona-Patienten intensivmedizinisch behandelt.
Matthias Einwag von der BWKG merkt an, dass die Lage zwischen Weihnachten und Neujahr noch schwieriger war. Damals lag die Zahl der Corona-Patienten in BadenWürttemberg laut Intensivregister bei etwa 640. Hinzu komme, dass im Gegensatz zur zweiten Welle nicht mehr mit einem größeren Ausfall der Mitarbeitenden zu rechnen sei, weil die meisten von ihnen geimpft sind. Für den Notfall bestehe zudem die Möglichkeit zusätzlich 1359 Intensivbetten aufzustellen.
Bisher kommen die Reserven noch nicht zum Einsatz. Eine Sprecherin der Sana-Klinik in Biberach teilt aber mit, dass die Intensivbetten aktuell mit Covid-Patienten und anderen Patienten stark ausgelastet seien. Am SRH-Klinikum in Sigmaringen wiederum ist die Corona-Station mit zehn Patienten halbvoll. Die Klinik hat dort Platz für 22 Patienten und könnte auf 42 erweitern. Auch die Beatmungsplätze könnte das Haus von 14 auf 19 aufstocken. Allerdings müssten dann andere Behandlungen wegen des hohen Personalbedarfs stark eingeschränkt werden, sagt eine Sprecherin der Klinik. Aktuell seien vier Beatmungsplätze mit CoronaPatienten belegt, dort werden aber auch Nichtinfizierte behandelt.
Matthias Einwag von der BWKG gibt zu Bedenken, dass die Mitarbeitenden nach über einem Jahr Pandemie erschöpft seien. Auch deshalb sollte aus seiner Sicht alles unternommen werden, um ein exponentielles Wachstum der Infektionszahlen zu verhindern.