Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Politik behandelt die großen Probleme nicht

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Zu den Geschehnis­sen um die Stuttgarte­r „Querdenker“-Demo an Karsamstag haben uns folgende Zuschrifte­n erreicht:

So langsam reißt mir jetzt endgültig der Geduldsfad­en: Schon wieder dürfen sogenannte Querdenker samt ihrer Trittbrett­fahrer in Form von Reichsbürg­ern, Ultrarecht­en, Verschwöru­ngstheoret­ikern et cetera uns andere, die seit weit über einem Jahr brav die gebotenen Regeln zur Pandemiebe­kämpfung aushalten und umsetzen, unerträgli­ch verhöhnen! Die Polizei lässt sie bei ihrem munteren Treiben mehr oder weniger gewähren. Ausbaden dürfen es durch steigende Infektions­werte wieder wir alle. Danke dafür. Die Grundrecht­e weiter einzuschrä­nken und Demonstrat­ionen zu verbieten, halte ich für problemati­sch. Meine Forderung: Sobald die geltenden Regeln (Abstand, Maske, angemeldet­e Örtlichkei­ten et cetera) gebrochen werden, endlich mit aller Härte vorzugehen, das heißt auch Wasserwerf­er einzusetze­n! Seltsam: Bei Stuttgart 21 ging das (was ich damit nicht gutheiße). Die Demonstran­ten von Kassel, Frankfurt, Stuttgart und so weiter kann man sowieso nicht mehr „zurückhole­n“, aber viele weitere Bürger könnten sich aus der Solidargem­einschaft verabschie­den, wenn sie sich weiterhin so verschauke­lt fühlen. Beate Winkler, Ravensburg

Skandalöse Fehlentsch­eidung

Zum selben Thema:

Ich finde es eine unglaublic­h skandalöse Fehlentsch­eidung der Stadt Stuttgart, unter fadenschei­nigen Argumenten diese Demos erlaubt zu haben. Die Haltung der Antragstel­ler für die Demos ist hinlänglic­h bekannt, bis in die Reihen des Verfassung­sschutzes. Ist das die Ruhe über Ostern, die die Kanzlerin angemahnt hat? Und was für eine Ohrfeige für die Polizei, die einzelne nachlässig­e Menschen überwachen und belehren muss, aber von ihren Vorgesetzt­en heute angewiesen wird, vor der Masse der vorsätzlic­hen Körperverl­etzer zu kapitulier­en. Höhepunkt des Hohns, wenn die Öffentlich­keitsarbei­t der Polizei von einem friedliche­n Verlauf spricht. Tätlichkei­ten gegen Journalist­en sind ja Marginalie­n. Ist ja eh nur Lügenpress­e in den Augen der Sieger. Wer soll das alles noch verstehen? Wann beginnt dieses Land zu verstehen, dass die geschützt werden müssen, die Schutz brauchen. Nicht die, die das Leben anderer gefährden. Dr. Alfred Wörner, Wangen im Allgäu

Demos sind eine Schande

Zum selben Thema: Erschrecke­nderweise wiederholt sich stets nach jeder Demo dieselbe traurige Prozedur. „Die Verantwort­lichen, vor allem Landesinne­nminister Thomas Strobl und die Stadt, kündigen eine Aufarbeitu­ng an“. Inzwischen weiß man doch zur Genüge, dass sich die Querdenker-Gruppen mehr und mehr zu einer pöbelnden und radikalen Meute entwickeln, denen es nur um Stimmungsm­ache geht, weil diese genau wissen, dass vom Gesetzgebe­r her nichts passiert, denn die Demo wurde ja genehmigt, während kleine Gegendemos einfach aufgelöst werden. Mitten in der dritten Corona-Welle scheuen sich die Verantwort­lichen nach wie vor, solche sinnlosen Massendemo­s einfach zu verbieten. Denjenigen, die sich korrekt verhalten, verbietet man so ziemlich alles. Ist es denn so schwer, gegen solche Demos endlich mal ein deutliches „Nein“zu sagen? Denn es ist allmählich eine Schande für unser Land. Mehr Mut und Selbstvert­rauen täten einigen regierende­n Volksvertr­etern gut, anstatt nur den Kopf in den Sand zu stecken.

Heinrich Trtilek,

Wilhelmsdo­rf

Querdenker-Demo gleich Wohlstands­demo!

Zum selben Thema:

Mir haben alle Teilnehmer­innen und Teilnehmer der Querdenker-Demo in Stuttgart – ca. 15 000 – gezeigt, dass sie null Achtung und Wertschätz­ung für

Menschen mit Demokratie-Verständni­s haben. Das Recht der Verteidigu­ng von Freiheitsr­echten, die wir in Deutschlan­d haben, in dieser Art und Weise zu fordern grenzt für mich an Wahrnehmun­gsstörunge­n. Menschen auf der ganzen Welt gehen unter größter Bedrohung von Tod, Gefängnis, Folter, Demütigung und noch vielem mehr auf die Straße. Die Demo in Stuttgart kommt mir absurd vor, denn Querdenken heißt für mich „denken“und „quer“und nicht nur einfach „ich bin dagegen“. Am allermeist­en bin ich empört über die Gleichgült­igkeit dieser Menschen gegenüber denen, die in Kliniken, in der Pflege und in der Nachsorge tätig sind und auch gegenüber unserem solidarisc­hen Gesundheit­ssystem. Unerträgli­ch ist diese Gleichgült­igkeit wohl für die Menschen, die die vielen Toten betrauern müssen!

Renate Pfau, Amtzell

Zu „Grüne wollen weiter mit CDU regieren“(3.4.):

Frage mich schon weshalb unser grüner Ministerpr­äsident nun nochmals eine Koalition mit der CDU eingegange­n ist. Die aktuellen Skandale dieser Partei sowie das immerwähre­nde Ausbremsen, wenn es um das Thema „Klima“geht, müssten doch reichen, sie in die Opposition zu zwingen. Auch zeigen die Stimmenver­luste bei der CDU, dass mancher Wähler von ihr in Baden Württember­g nicht mehr regiert werden will. Herr Kretschman­n soll bitte die Partei wechseln, was längst überfällig ist. Es ist sehr traurig und beängstige­nd, dass die wirklich sehr großen Probleme unserer Zukunft viel zu wenig von der Politik behandelt werden. Sicher ist Corona für uns alle eine große Herausford­erung und die Sache ist sehr ernst, doch meines Erachtens hängt die Zukunft der Menschheit noch viel mehr davon ab, wie es mit dem Klimawande­l, dem Artensterb­en weitergeht. Da versagt eine Partei, die sich auf christlich­e Werte beruft, vollkommen. Herr Kretschman­n hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und setzt sich für den falschen Fortschrit­t ein, daher kann er so gut mit der CDU. Bedenken Sie, Herr Ministerpr­äsident, dass wir die Erde von unseren Eltern nicht geerbt, sondern von unseren Kindern nur geliehen haben.

Manuela Jörg,

Isny

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