Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Frieden für eine aufgewühlte Welt
Der neu aufflammende Konflikt in der Ostukraine, die Auseinandersetzung um Berg-Karabach… nur zwei Beispiele für eine Welt, die sich an vielen Orten in Aufruhr befindet. Das Heidelberger Institut für Konfliktforschung hat im vergangenen Jahr 359 Konflikte weltweit registriert, wobei 220 davon gewaltsam ausgetragen wurden. Die Pandemie verschlimmert die ohnehin bestehende Not, heizt gesellschaftliche Spannungen an, erschwert alle Bereiche unseres alltäglichen Lebens. Auch hier ist der Friede gefährdet. „Ich mag einfach nicht mehr“hört man vielerorts. Immer mehr sind müde, mürbe, ungeduldig, zuweilen sogar wütend. Die belastende Lage wirkt hinein in Kirchengemeinden, Schulen, Vereine, Familien, Ehen, Freundschaften usw. Selbst Partner, die schon jahrzehntelang gut miteinander verheiratet waren, geraten plötzlich aneinander. Die Welt, im Großen wie im Kleinen, ist im Krisenmodus, viele sind nervlich „angekratzt“. Ein idealer Nährboden für sogenannte Querdenker, Verschwörungstheoretiker und alle, die auf komplexe Probleme allzu leichte Antworten parat haben.
Wie wichtig, ja befreiend ist es da, wenn wir im Sonntagsevangelium vom auferstandenen Jesus den Ostergruß „Friede sei mit euch“zugerufen bekommen. Und dass nicht nur einmal, sondern gleich dreimal. Die Lage der Jünger war in Manchem vergleichbar mit der unsrigen: Sie sind niedergeschlagen. Noch zu präsent die schrecklichen Ereignisse mit der Kreuzigung. Noch zu frisch, unsicher und wage der Eindruck, dass das Grab leer ist und Jesus wirklich lebt. Zu groß die Sorge, sich mit diesem Glauben sozial zum Außenseiter zu machen, ja sogar verfolgt zu werden.
Die Jünger verschließen ihre Türen, sind müde, ohne Selbstvertrauen, gefangen von ihrer Angst. Da tritt der auferstandene Jesus in ihre Mitte und wünscht ihnen den Frieden. Ein Frieden, der – mit dem Herzen angenommen - Wirkung zeigen wird: Zum einen vertreibt er die Angst der Jünger, bringt endlich neue innere Weite und Freude. Zum anderen beseelt er die Jünger mit dem Heiligen Geist, der Zuversicht und Kraft zur Vergebung und Versöhnung schenkt. Schließlich fördert er wie beim (zunächst ungläubigen) Apostel Thomas die Fähigkeit, trotz aller Zweifel darauf zu vertrauen, dass das neue Leben wirklich möglich ist. „Friede sei mit euch“– ein Wort, das wie Medizin für diese aufgewühlte Welt sein kann, wenn möglichst viele es annehmen.
Das Sonntagsläuten