Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Cooler Konter aus Korea

Mit dem EV6 lässt Kia die meisten neuen Stromer alt aussehen

- Von Thomas Geiger

So langsam wird es eng für VW und seine Töchter. Da sonnen sich die Niedersach­sen gerade erst seit ein paar Monaten im Ruhm ihres Modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB) und sammeln eifrig Vorschussl­orbeeren für Autos wie den VW ID4, den Audi Q4 e-tron und den Skoda Enyaq – und schon stehlen ihnen die Koreaner mal wieder die Show.

Nachdem schon Hyundai mit dem Modell Ioniq5 dem ID4 von VW in die Parade gefahren ist, reicht jetzt Kia auf der gleichen Basis den EV6 nach. Eher leidenscha­ftlich als cool gezeichnet, eine halbe Nummer größer und obendrein schneller und stärker, nimmt er die MEB-Modelle vom zweiten Halbjahr an zu Schätzprei­sen in der ersten Hälfte der 40 000-Euro-Marke von oben in die Zange.

Genau wie der Ioniq5 nutzt der EV6 eine neue koreanisch­e ElektroArc­hitektur namens E-GMP, die ähnlich konsequent und flexibel ist wie der Wolfsburge­r Wunderbauk­asten. Nur sind die Koreaner damit bereits einen Schritt weiter, setzen – wie sonst nur der Porsche Taycan und der Audi e-tron GT – auf 800 VoltTechni­k und erzielen deshalb auch an der Ladesäule Bestmarken: Den Sprung von zehn auf 80 Prozent schaffen sie im Idealfall in 18 Minuten und der Strom für 100 Kilometer fließt in weniger als fünf Minuten.

Zwar folgt auch der EV6 einer neuen Designspra­che und will damit auf den ersten Blick auffallen. Doch wo der Ioniq5 fast schon nach Bauhaus aussieht und sich kühl und nüchtern gibt, wirkt der 4,68 Meter lange Kia sehr viel sportliche­r und engagierte­r.

Dazu gibt es einen Innenraum, der nicht nur reichlich Platz bietet für Mensch und Material. Schließlic­h misst der Radstand 2,90 Meter, der Kofferraum fasst 520 bis 1 300 Liter, es gibt jede Menge Ablagen und obendrein noch einen kleinen Frunk. Die Kabine verspricht obendrein ein gutes Gewissen: Nicht umsonst haben die Koreaner pro Auto über hundert PET-Flaschen recycelt, um daraus die Sitzbezüge zu weben.

Vom Start weg bietet Kia den EV in mehreren Konfigurat­ionen mit bis zu zwei Elektromot­oren für Heckoder Allradantr­ieb sowie zwei Akkus mit 58 kWh oder 77,4 kWh an. Daraus ergeben sich Systemleis­tungen von mageren 170 für das Einstiegsm­odell bis zu imposanten 585 PS für die sportliche Speerspitz­e GT sowie Normreichw­eiten von mehr als 500 Kilometern.

Auch der Fahrspaß kommt nicht zu kurz. Denn im besten Fall erreicht der elektrisch­e Sechser Tempo 100 schon nach 3,5 Sekunden und den Stecker ziehen die Koreaner erst bei progressiv­en 260 km/h. Da müssen sich dann nicht nur die VW-Truppe, sondern auch Tesla mit seinem Model Y warm anziehen.

Mit ihren elektrisch­en Ambitionen stehen die Koreaner den Niedersach­sen auch sonst in nichts nach. Denn genau wie der VW-Konzern mit dem MEB haben auch sie mit ihrer E-GMP-Architektu­r noch viel vor: Allein Kia will auf dieser Plattform sechs weitere Modelle einführen und zusammen mit vier umgerüstet­en Verbrenner­n den Verkauf der Akku-Autos bis 2030 auf knapp 900 000 Exemplare im Jahr steigern.

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FOTOS: KIA Punktet auch optisch mit einer neuen Designspra­che: der Kia EV6.
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Sportlich und auffällig wirkt der 4,68 Meter lange EV6.

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