Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bauernverband ist über Forderung zum Fleischkonsum irritiert
Kreisobmann Gerhard Glaser sieht kleinere Betriebe bedroht
(hel) - In einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe (unter anderem Hamburger Abendblatt und Westdeutsche Allgemeine Zeitung) hat der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, kürzlich darauf gedrängt, den Fleischkonsum in Deutschland zu halbieren, um die umweltschädliche Massentierhaltung zu reduzieren. Eine Aussage, die beim Kreisbauernverband BiberachSigmaringen und dessen Mitgliedern für Irritationen gesorgt hat.
„Die Nachricht hat natürlich eingeschlagen“, sagt Gerhard Glaser, Kreisobmann des Kreisbauernverbands, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Bislang habe es solche Forderungen lediglich von NGOs (Nichtregierungsorganisationen) gegeben, mit dem jetzigen Absender habe die Nachricht noch einmal eine ganz andere Qualität bekommen. „Bei den – historisch kleinen – Höfen in unserer Region spielt die Tierhaltung zur Fleisch- und Milchproduktion nach wie vor eine große Rolle“, erklärt Glaser.
Ihm sei durchaus bewusst, so der Kreisobmann, dass die genannten Betriebe nicht die direkten Adressaten der Forderung seien. Dennoch drohten diese „als erste unter die Räder zu kommen“, sollte es zur Halbierung des Fleischkonsums kommen.
Den Grund dafür sieht Glaser in der Marktöffnung, die „prinzipiell ja nichts Schlimmes ist“. „Wenn man sich aber vorstellt, dass der Fleischkonsum in Deutschland halbiert wird, bleibt der Preisdruck durch die offenen Märkte dennoch weiterhin bestehen“. Die Folge sei, dass sich Mega-Agrar-Betriebe den Markt aufteilen würden und so zu befürchten sei, dass „unsere kleinen Bauersleute sukzessive verschwinden werden“, so Glaser. Für die Lösung des eventuellen Problems gebe es momentan noch keine „fertige Antwort“. Klar sei jedoch, dass zu einem gewissen Teil auch die Konsumenten in der Pflicht seien, eine solche Entwicklung aufzuhalten.
Während das Umweltbundesamt bei seiner Forderung den Fokus auch auf den Klima- und Umweltschutz legt, geht Glaser davon aus, dass die landwirtschaftlichen Betriebe bei diesem Thema „bereits auf einem guten Weg – wie kaum eine andere Nation“sind. Hiesige Bauern bemühen sich laut Glaser seit mehreren Jahren um den Umweltschutz.
So beispielsweise mit dem Aufbau von Humus, um CO2 zu binden. „Es gibt politische Bestrebungen, dass Bauern für ihren Beitrag zum Umweltschutz belohnt werden und ihre bisherigen Bemühungen honoriert werden“, sagt Glaser, der sich auch beim Thema Nachhaltigkeit keine Sorgen um die Höfe in der Region macht.
„An die 99 Prozent der Höfe im Gebiet des Kreisbauernverbands sind Familienbetriebe“, erklärt Glaser und fügt hinzu: „Die haben quasi schon immer nach dem Nachhaltigkeitsprinzip gelebt. Schließlich sind sie ja bestrebt, dass ihr Hof erhalten bleibt.“