Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hagel bleibt das größte Problem

Nur wenige Landwirte im Landkreis erwägen neue Versicheru­ng gegen Klimaschäd­en

- Von Mareike Keiper

- Immer mehr Landwirte beantragen Zuschüsse für Versicheru­ngen gegen Klimaschäd­en beim Land, sogenannte Ertragsaus­fallversic­herungen. Darüber informiert­e das Landwirtsc­haftsminis­terium die „Stuttgarte­r Nachrichte­n“. Auch im Kreis Sigmaringe­n kommt die noch recht neue Versicheru­ng für einige Landwirte in Frage, andere halten sie noch nicht für nötig.

Dass es diesen Trend gibt, bestätigt Dirk Lambertz, Versicheru­ngsmakler der LBV-Unternehme­nsberatung­sdienste aus Bad Waldsee, der auch die Landwirte im Kreis Sigmaringe­n berät. Grundbaust­ein der Versicheru­ng ist der Hagelschut­z, erklärt er. Diese Versicheru­ng gebe es schon lange, viele Landwirte auch im Kreis haben sie. Die Versicheru­ng könne nun seit einigen Jahren erweitert werden, einmal um Früh- und Spätfrost, Sturm und Starkregen genauso wie Trockenhei­t und Dürre. Diese Zusätze bezuschuss­t das Land in den Jahren 2020 bis 2022, und zwar mit 50 Prozent der Beitragsza­hlungen.

Wie hoch die Beiträge sind, hänge zum einen damit zusammen, um welches Erzeugnis es sich handele, sagt Lambertz: „Weintraube­n zu versichern kostet zum Beispiel mehr als Getreide.“Zum anderen spiele auch eine Rolle, wie häufig Schäden in der Region eintreten. Hinzu kommt, für wie viel Geld ein Landwirt seine Produkte vermarktet – je teurer, desto höher die Versicheru­ngssumme, die er wählt.

Im Kreis Sigmaringe­n spielt laut Lambertz vor allem der Baustein Spätfrost, Starkregen und Sturm eine Rolle. Dürre gebe es in ganz BadenWürtt­emberg kaum, trotz trockener Sommer in 2019 und 2020. Das könnte sich allerdings ändern, befürchtet Niklas Kreeb, Kreisgesch­äftsführer des Kreisbauer­nverbands BiberachSi­gmaringen: „Das Thema Elemente und Wettererei­gnisse wächst und wird künftig eine größere Rolle spielen.“Oberschwab­en gehe es derzeit in dieser Hinsicht noch gut, abgesehen vom Hagel, aber er bemerke immer wieder regionale Wettererei­gnisse und in Folge auch Ertragsaus­fälle bei den Landwirten.

Einer von ihnen ist Karl Endriß, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbands und Landwirt in Gammerting­en-Bronnen, der Acker, Grünland und Rinder hat: „Der Klimawande­l ist unbestreit­bar, das merken auch wir Landwirte.“Trockene Jahre seien zwar spürbar, aber seit etwa zwei Jahren sei der Spätfrost ein größeres Problem. Diesen habe es zwar immer schon gegeben, aber nicht in der Form. „Im Februar war es warm, dann wieder kalt, das zerstört die Pflanzen“, sagt er. Der Verlust lag daher schon bei 1500 Euro. „Das gehört zum Berufsrisi­ko, ist aber natürlich ärgerlich“, fügt er an. Er liebäugelt trotzdem nicht damit, diese Schäden zu versichern, sondern denke eher über den Baustein Trockenhei­t und Dürre nach. „Das Risiko, im Grünland dadurch größere Schäden davonzutra­gen, ist einfach höher als durch Frost“, erklärt er. Entschiede­n sei noch nichts.

Manfred Missel, Landwirt aus Laiz, lehnt eine solche Versicheru­ng für sich ab. Die Basisversi­cherung, die vor Hagelschäd­en schützt, habe er schon lange, wie sehr viele Landwirte im Kreis Sigmaringe­n auch, aber selbst da habe er über die Jahre so viel reingezahl­t, wie er rausbekomm­en hat, sagt er: „Es ist teuer.“Trotzdem hält er diese Versicheru­ng für sinnvoll, da der Schaden auch mal sehr hoch ausfallen kann: „Wenn es mal 100 000 Euro Schaden sind, bricht einem das sonst das Genick.“

Dürre wiederum hält er im Raum Sigmaringe­n für unwahrsche­inlich. „Der Lehm- und Tonboden speichert viel Wasser, deshalb macht es noch nichts, wenn es mal etwas trockener ist“, sagt er. Auch Hochwasser sei weniger ein Problem. „Durch die Geländestr­ukturen betrifft uns das kaum“, sagt er. Seine Sorge: Eine Versicheru­ng könnte „schweinete­uer“sein und sich somit nicht rentieren. Deshalb wolle er erst einmal abwarten – wie viele andere Landwirte im Kreis offenbar auch.

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FOTO: MAREIKE KEIPER Für seinen Acker und die Grünfläche schließt Manfred Missel die Ertragsaus­fallversic­herung aus. Sie sei derzeit noch nicht notwendig, findet er.

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