Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Eine absolute Ausnahme
Zum Artikel „,Nicht mehr zumutbar’: Bürger kritisiert Impfzentrum“(SZ vom 16. April) hat die Redaktion folgender Leserbrief erreicht:
Seit dem 22. Januar sind wir Mitarbeiterinnen des Impfzentrums Hohentengen. Allen Beteiligten, den Personen, die geimpft werden sollten, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Zentrums, Ärzten, medizinischen Fachangestellten, Security und Leitung ist dieser Vormittag noch in schlechter Erinnerung. Aus einer Reihe unglücklicher Umstände hatte sich tatsächlich eine sehr lange Wartereihe gebildet. Nach unserer Wahrnehmung war das eine absolute Ausnahmesituation. Das gesamte Team des Impfzentrums garantiert täglich mit unermüdlichem Einsatz und großer Flexibilität einen reibungslosen Ablauf. Wir erhalten in großer Zahl die Rückmeldung, dass sich die Menschen sehr kompetent, freundlich und wertgeschätzt angenommen fühlen. Leider wird dies in der Zeitung nicht berichtet, sondern nur eine Einzelwahrnehmung veröffentlicht. Eine Recherche vor Ort hätte widerlegen können, dass es in keiner Weise „nicht mehr zumutbar“für die Bürger ist.
Gerlinde Frühbauer, Helga Brey und Larissa Lott-Kessler
An diesem Sonntag steht traditionell das Motiv vom Hirten und den Schafen im Mittelpunkt. Während Schafherden bei vielen von uns eher romantische Gefühle auslösen, waren sie für antike Nomadengesellschaften Alltag. Die dort wahrgenommenen Beziehungsmuster wurden Maßstab auch für das Handeln im Großen. Hirten waren zunächst nicht die erst viel später so genannten „Pastoren“oder „Pfarrerinnen“, sondern die Könige.
Die Funktion des Königs, der staatlichen Leitung, wurde an der Erfahrung eines „guten Hirten“gemessen. Der Prophet Hesekiel (Hes 34,2) bringt es sehr deutlich zum Ausdruck: „Wehe den Hirten, die sich selber weiden!“Sie verlieren ihre Legitimation.
Herrschende und Leitende umgeben sich gerne mit Symbolen der Stärke. Aus der Tierwelt sind die Stärke des Bären, der Mut des Löwen, der Überblick des Adlers, die
Das Sonntagsläuten
Schlauheit des Fuchses und seltener die Weisheit der Eule gerne beanspruchte Eigenschaften. Umso provozierender ist es, dass im letzten Buch der Bibel, der Johannesoffenbarung, eine zentrale Gestalt ein Lamm ist, sogar ein Lamm, das zum Opfer geworden war. Der beste Hirte ist einer, der die Erfahrung des Lamms gemacht hat. Von diesem Hirten-Lamm heißt es, dass es allein das Buch des Geheimnisses der Weltgeschichte öffnen kann, ja dass es sogar „König aller Könige und Herr aller Herren“(Offb 17,14) ist.
Was hat ein Lamm, das ein Tier mit stärkeren Attributen nicht hat? Ein Lamm ist ein Herdentier. Es sucht nicht die Konfrontation und die Beseitigung von Konkurrenten, sondern die Kooperation. Es sucht nicht das Ausstechen einzelner, sondern das gute Miteinander in der ganzen Herde, die Heimat und Schutz ist. Anders als Rinder werden Schafe von ihren Hirten nicht angetrieben – das würde sie nur in Panik versetzen und zerstreuen. Sie gehen einem Hirten hinterher, den sie in der Rolle eines Leithammels anerkennen, weil zu ihm eine Vertrauensbeziehung da ist. „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir“(Joh 10,27).
Gute Leitung im Staat, in Firmen, in der Kirche, in Familien geschieht in der Suche von Kooperation, in der Bildung von Vertrauen durch Vertrauenswürdigkeit, im Blick auf das, was möglichst vielen gut tut.
Wäre das nicht ein spannender Titel für ein Selbstoptimierungs-Seminar: „Leiten wie ein Lamm?“. Ein Schelm, wer das auf aktuelle politische Vorgänge bezieht?