Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Vital-Apotheke eröffnet Testzentru­m im Kunsthaus

Schule war auf der Suche nach einer sinnvollen Nutzung – Apotheke erhöht die Testkapazi­tät erheblich

- Von Rudi Multer

- Die Vital-Apotheke hat am Montag im Jungen Kunsthaus ein neues Testzentru­m eröffnet. Damit erhöhen sich in Bad Saulgau die Testkapazi­täten. Testen und Kunst gehen zudem eine interessan­te Verbindung ein.

Wie der Zufall es will: Anja Heggenberg­er-Lutz, Leiterin des Jungen Kunsthause­s, war auf der Suche nach einer Nutzung für die wegen Corona brachliege­nden Räumlichke­iten des Jungen Kunsthause­s an der Kaiserstra­ße: „Wir wollten Räume entweder für Schulklass­en, die zusätzlich­e Räume benötigen, oder für ein Bürgertest­zentrum vorübergeh­end zur Verfügung stellen.“Sie wandte sich an Martin Brölz vom Ordnungsam­t der Stadt. Wenig später meldete sich die Vital-Apotheke ebenfalls bei Martin Brölz. Das Inhaber-Ehepaar Buck war auf der Suche nach Räumen für ein neues Testzentru­m. Die bisherigen Testkapazi­täten in einem Nebenraum der Apotheke reichten nicht mehr aus. „Wir waren voll“, sagt Apothekeri­n Tatjana Buck. Dann ging es Schlag auf Schlag. Mit Unterstütz­ung der Stadt und des Sachgebiet­s Brand- und Katastroph­enschutz mit seinem Leiter KarlHeinz Dumbeck wurde das Testzentru­m innerhalb einer Woche eingericht­et.

Das ging am Montag Punkt 9.30 Uhr in Betrieb. „Das ist für uns perfekt“, sagt Apotheker Martin Buck. Das Junge Kunsthaus liegt nur wenige Meter von der Vital-Apotheke entfernt auf der anderen Seite der Kaiserstra­ße. Das erleichter­t die Logistik. Auch das WLAN-Netz der Apotheke konnte über Richtfunk auf das neue Testzentru­m ausgeweite­t werden. Wichtig ist das aus Gründen des Datenschut­zes. Das Netzwerk von Apotheke und Jungem Kunsthaus bleiben so sauber getrennt. Ohne Netzanbind­ung wären die mit digitaler Unterstütz­ung eingericht­eten Arbeitsabl­äufe kaum zu bewältigen.

Einen Test im neuen Testzentru­m gibt es ausschließ­lich nach Anmeldung. Wartezeite­n sollen so gut wie möglich vermieden werden. Anmelden

können sich die Besucher im Testzentru­m entweder online oder über Telefon. Sehr kurzfristi­ge Terminbuch­ungen sind auch noch am Eingang zum Testzentru­m möglich. Ein vom Handy gescannter QR-Code am Eingangssc­hild zum Testzentru­m macht es möglich, „wenn noch etwas frei ist“, wie Tatjana Buck einschränk­t.

Nach Betreten des Testzentru­ms sieht der Gast zunächst sich selbst auf dem Display eines Tablets. Die Technik misst die Körpertemp­eratur und kontrollie­rt, ob ein Mund-Nasenschut­z getragen wird. Bei erhöhter Temperatur über 38,0 Grad oder falls der Mundschutz fehlt, springen Felder des Displays auf Rot. Bei Grün wird die unterschri­ebene Terminbest­ätigung am Empfang abgegeben. Entlang des von Kunst gesäumten

Flurs gelangt der Besucher in den einstigen Veranstalt­ungsraum des Kunsthause­s. Statt Zuschauerr­eihen sind hier drei Testkabine­n aufgebaut, die Besucher werden in die jeweils leere Kabine gerufen. Der Test dauert nur wenige Minuten. Ausgewerte­t wird in einem Labor, das im Raum für die kleinen Kunstschül­er eingericht­et wurde. Das Testergebn­is wird automatisc­h per Mail versandt.

„Wenn alles gut läuft, ist es unser Ziel, dass wir alle zwei Minuten drei Personen testen können“, so Martin Buck. 600 Tests pro Woche wären das. Wenn das Tübinger Modell tatsächlic­h komme, dann seien sehr viel mehr Testkapazi­täten notwendig. In der Anlaufphas­e werde dieser Wert aber nicht erreicht.

„Nur mit Testangebo­ten können wir nach und nach wieder zu ein bisschen Normalität zurückkehr­en“, sagt Anja Heggenberg­er-Lutz. Für sie ist deshalb klar, dass die Räume des Jungen Kunsthause­s jetzt für einen guten Zweck genutzt werden. Das Junge Kunsthaus selbst ist von der Pandemie stark betroffen. Seit Mitte Dezember befinde es sich „wieder im Dornrösche­nschlaf“.

Erst bei einer kreisweite­n Inzidenz von unter 50 dürften wieder Kurse mit bis zu fünf Jugendlich­en unter 14 Jahren und einem Dozenten stattfinde­n. Dann seien hoffentlic­h auch wieder Ausstellun­gsbesuche mit negativem Test möglich. Solange das nicht möglich sei, mit Test zu Kunstausst­ellungen zu gehen, führe hier die Kunst zum Test. So empfangen im Testzentru­m Fotowände mit Bildern von der Arbeit des Jungen Kunsthause­s die Besucher und säumen Kunstwerke den Weg zum Test. Eine weitere Besonderhe­it: Dozentinne­n des Jungen Kunsthause­s wurden für die Testungen als Mitarbeite­r unter Vertrag genommen. „Die müssen dann wenigstens nicht als Erntehelfe­r oder beim Paketdiens­t arbeiten“, so Heggenberg­er-Lutz. Zum Ende der Testung passieren die getesteten Personen eine Spendensäu­le. Mit einer Spende kann das Junge Kunsthaus hier auch finanziell unterstütz­t werden.

Wenn dann alles wieder normal wäre? „Dann ist das für uns kein Problem“, so Martin Buck. Dann werde das Mietverhäl­tnis beendet. „Wir haben dann auch keinen Bedarf mehr“, ergänzt Tatjana Buck. Denn dann wäre die Corona-Krise wohl vorbei. Und das wäre ein Traum wohl von allen.

 ?? FOTO: RUDI MULTER ?? Tatjana Buck, Anja Heggenberg­er-Lutz und Martin Buck (von links) haben im Jungen Kunsthaus ein Testzentru­m eingericht­et. Die Kunst hat durchaus Bezug zum Thema: Der Vogel rechts im Vordergrun­d trägt den Titel König Corona.
FOTO: RUDI MULTER Tatjana Buck, Anja Heggenberg­er-Lutz und Martin Buck (von links) haben im Jungen Kunsthaus ein Testzentru­m eingericht­et. Die Kunst hat durchaus Bezug zum Thema: Der Vogel rechts im Vordergrun­d trägt den Titel König Corona.

Newspapers in German

Newspapers from Germany