Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Katerstimm­ung statt Erleichter­ung

- Von Katja Korf ●» k.korf@schwaebisc­he.de

Nun also doch Armin Laschet. Er soll die Unionspart­eien in den kommenden Wahlkampf führen. Jener nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident, der im eigenen Bundesland derzeit sogar von Parteifreu­nden in den Kommunen als irrlichter­nder Corona-Krisenmana­ger wahrgenomm­en wird. Der in Umfragen ebenso weit abgeschlag­en hinter der grünen Konkurrenz liegt wie hinter dem besiegten Rivalen Markus Söder. Am Ende half Laschet wohl nur der schiere Machtwille der größeren CDU, deren Spitzen sich nicht von der kleinen Schwester aus Bayern einen Kanzlerkan­didaten vorsetzen lassen wollten. Die Schwäche der CDU offenbart sich allerdings darin, wie eng das Rennen ausgegange­n ist.

Sowohl die Diskussion als auch das Abstimmung­sergebnis im Bundesvors­tand werfen ein Schlaglich­t auf das Dilemma der Christdemo­kraten: Große Teile der Basis stehen nicht hinter dem Kanzlerkan­didaten Laschet. Das kam am Montagaben­d gerade in Wortmeldun­gen jener CDU-Spitzenkrä­fte zum Ausdruck, die Laschet eigentlich persönlich stützen. Am Ende halfen dem Mann aus Aachen wohl vor allem persönlich­e Sympathien unter den ParteiGran­den.

Viele sagen, Laschet könne verbinden, auch über Lager hinweg. Das muss er nun beweisen – ebenso, dass er doch ein mitreißend­er Wahlkämpfe­r sein kann. Das Votum der CDU-Spitzen kann nicht darüber hinwegtäus­chen: Die Basis ist gespalten. Auch im Südwesten berichten Parteifunk­tionäre von sehr unterschie­dlichen Reaktionen der Parteimitg­lieder. Diese muss der Rheinlände­r von sich überzeugen und für den Wahlkampf motivieren.

Denn neben der Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock läuft Laschet Gefahr, wie der nette, langweilig­e Onkel zu wirken. Geschlosse­nheit, keine allzu radikalen Forderunge­n und ein Kandidat ohne Regierungs­erfahrung – damit haben die Grünen einst die erfolgsver­wöhnte CDU in Baden-Württember­g vom Sockel gestoßen. Armin Laschet hat nun viel zu tun, will er Ähnliches im Bund verhindern.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany