Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Preiswert in die nächste Runde

So gelingt die Anschlussf­inanzierun­g nach dem Immobilien­kauf

- Von Helga Riedel

- Ein erster Blick auf das Angebot seiner Bank sollte jedem, dessen Immobilien­kredit nach zehn oder 15 Jahren Zinsbindun­g nun zur Verlängeru­ng ansteht, ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Denn aus den fünf oder vier Prozent, die damals üblich waren, sind heute nicht einmal ein Prozent geworden – eine unglaublic­he finanziell­e Entlastung.

Rechenbeis­piel: Wer 2011 ein Darlehen über 300 000 Euro zu vier Prozent Sollzins abschloss, zahlte monatliche 1500 Euro bei zwei Prozent Tilgung im Jahr. Es bleibt eine Restschuld von 226 375 Euro. Bliebe der Zins gleich, würde das Darlehen weitere 17 Jahre und sieben Monate laufen, um komplett zurückgeza­hlt zu sein. Belässt der Kunde die Rate bei 1500 Euro im Monat, kann er die Zahlung an die Bank beim Zins von einem Prozent fast vier Jahre früher einstellen.

Rechtzeiti­g umsehen: Drei Monate vor Auslaufen des Kredits sollte man Vergleichs­angebote einholen. „Anschlussf­inanzierer sollten den Tilgungssa­tz erhöhen. Das verkürzt die Kreditlauf­zeit und senkt die Kosten deutlich“, unterstrei­cht Hartmut Schwarz von der Verbrauche­rzentrale Bremen. Er empfiehlt, die Immobilie bis zum Eintritt ins Rentenalte­r abzuzahlen.

Tipp: Wie sich unterschie­dlich hohe Tilgungssä­tze und Raten auf ihre Anschlussf­inanzierun­g auswirken, können Immobilien­besitzer mit dem Biallo-Anschlussf­inanzierun­gsrechner ermitteln: biallo.de/ rechner/anschlussf­inanzierun­g

vergleiche­n: Zunächst sollte man sich das Angebot der bisherigen Bank ansehen. Das muss nicht schlecht sein. Immer mehr Sparkassen vermitteln mittlerwei­le auch günstigere Kredite von anderen Banken, um konkurrenz­fähiger zu sein. Dazu gehören die Sparkassen Bodensee, Ravensburg oder

Konditione­n

auch Bremen. Da kann es dann vorkommen, dass der Kunde der Sparkasse ein Darlehen der ING, DKB oder einer PSD Bank erhält. Von diesen Banken erhält das regionale Institut dann eine Vermittlun­gsprovisio­n. Ein Zinsvergle­ich im Internet lohnt sich dennoch.

Wann sich Wechsel lohnt: Als Faustregel gilt, dass sich der Bankwechse­l lohnt, wenn der Zinssatz der alternativ­en Baufinanzi­erung mehr als 0,2 Prozentpun­kte unter dem sogenannte­n Prolongati­onsangebot der bisherigen Bank liegt. Günstige Anbieter wie 1822direkt, Degussa Bank, Debeka oder Allianz verlangen nicht mehr als 1,30 Prozent bei einer Laufzeit von 15 Jahren. Berechnet ein teureres Geldhaus hingegen 1,65 Prozent, verteuert dies das oben genannte Darlehen über 226 000 Euro bei drei Prozent Tilgung um fast 5000 Euro.

Bankwechse­l-Kosten: Bankberate­r wollen einem gerne einreden, dass sich ein Bankenwech­sel wegen der Kosten für den Grundschul­dübertrag nicht lohnt. Das stimmt meist nicht. Es genügt oft eine kostengüns­tige Abtretung der Grundschul­d an die neue Bank. Selbst bei Löschung und Neueintrag der Grundschul­d bleiben die Kosten überschaub­ar. Beispiel: Bei einer Restschuld von 100 000 Euro kosten Löschung und Neueintrag rund 950 Euro. Eine Abtretung ist bereits ab 250 Euro möglich.

Zinsen im Voraus sichern: „Wer mittelfris­tig mit steigenden Zinsen rechnet, für den ist ein ForwardDar­lehen sicherlich interessan­t“, sagt Bianca de Bruijn, Leiterin Baufinanzi­erung bei der ING. Bei vielen Banken gehe dies bis zu 36 Monate im Voraus. Die Deutsche Bank ermöglicht 48 Monate, Comdirect 60 Monate und die Hypoverein­sbank sogar 66 Monate. Der Vorteil: Forward-Darlehen schreiben die aktuellen Tiefzinsen für die Zukunft fest, das sichert langfristi­g niedrige Kreditkost­en.

Zinsaufsch­lag beachten: Die Zinssicher­ung kostet allerdings Geld. Kreditinst­itute verlangen für jeden Monat, der bis zur Auszahlung des Forward-Darlehens vergeht, einen bestimmten Zinsaufsch­lag. Die Deutsche Bank berechnet 0,01 bis 0,03 Prozent. Die ersten drei Monate bis zum Kreditstar­t sind meist aufschlagf­rei. Ein Forward-Kredit mit einem Aufzins von 0,025 Prozent, der in drei Jahren startet, kostet demnach 0,825 Prozent extra. Mit Banken wie ING und Santander, die bis zu zwölf Monate auf Forward-Aufschläge verzichten, lassen sich Zinskosten mindern.

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FOTO: ANDREY POPOV/IMAGO IMAGES Am Ende der Zinsbindun­gszeit sind Immobilien­kredite häufig noch nicht abbezahlt. Eigentümer können von einer günstigen Anschlussf­inanzierun­g profitiere­n.

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