Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Jobmesse von Schwäbisch Media findet digital statt

- Von Benjamin Wagener

(sz) - Laptop statt Messehalle: Am kommenden Donnerstag, 22. April, findet die Karriereme­sse von Schwäbisch Media für Absolvente­n, Berufseins­teiger und Berufserfa­hrene erstmals digital statt. Rund 50 regionale und nationale Unternehme­n aus Industrie und Wirtschaft, Handel und Dienstleis­tung sowie Hochschule­n und Bildungstr­äger sind bereits angemeldet. Mit dabei sind unter anderem der Autozulief­erer EBZ, der Pharmakonz­ern Vetter, das Zentrum für Psychiatri­e Südwürttem­berg, die Deutsche Bahn, das Biopharmau­nternehmen Rentschler, der Sanitärtec­hnikkonzer­n Geberit, das Elektronik­unternehme­n Rafi, der Möbelbesch­lägeherste­ller Julius Blum oder die Landespoli­zei.

Ähnlich wie bei einer Präsenzmes­se bietet die Plattform der Karriereme­sse drei Bereiche: die Ausstellun­g mit den Online-Messeständ­en, die Vortragsrä­ume sowie die Hauptbühne. Die Besucher können sich auf den Ständen über die Aussteller informiere­n und bei Interesse über Text- oder Video-Chat direkt mit diesen ins Gespräch gehen. Dafür benötigt wird ein Laptop oder Tablet mit Mikrofon und Kamera. Zudem finden den ganzen Tag über Experten-Vorträge und Diskussion­srunden statt.

Die Registrier­ung ist unter www.karriereme­sse-im-süden.de möglich. Anschließe­nd erhalten Besucher die Zugangsdat­en und können sich am 22. April ab 11 Uhr auf der Messe-Plattform einwählen.

- Auf den ersten Blick ist ziemlich klar, wer der Gute und wer der Böse in der Geschichte ist. Da ist die etablierte Familienbr­auerei im reichen Baden-Württember­g auf der einen Seite. Mit einer Geschichte seit 1466 und im Familienbe­sitz seit 1757. Sie stammt aus Berg, einem Ortsteil von Ehingen, braut Berg-Bier und vertreibt ihre Produkte im Umkreis von 30 Kilometern rund um das kleine Städtchen im Alb-Donau-Kreis.

Auf der anderen Seite ist da der Brauer Michael Bergt aus Chemnitz. Er führt die im Vergleich zum Konkurrent­en im Süden kleinere Brauerei Reichenbra­nd im gleichnami­gen Ortsteil der sächsische­n Stadt, die die Familie Bergt nach der Zwangsvers­taatlichun­g 1972 erst im Zuge der Wiedervere­inigung wiedererha­lten hat. Und Michael Bergt hat – vielmehr hatte – einen Traum: Er wollte wieder Bergt-Bräu anbieten, wie sein Opa das getan hat – und was dieser sich bis zu seinem Tod 2016 gewünscht habe.

Klar ist aber nun: Michael Bergt darf seit vergangene­r Woche kein Bergt-Bräu verkaufen. Er darf die Marke nicht nutzen, nicht damit werben, keine Etiketten mit dem Schriftzug auf seine Bierflasch­en kleben. Das Landgerich­t Stuttgart hat ihm das untersagt, nachdem Ulrich Zimmermann, der Chef der Ehinger Brauerei, aus Angst um seine Marke Berg-Bier Anwälte und Richter eingeschal­tet hat. Die Auseinande­rsetzung zwischen Ulrich Zimmermann und Michael Bergt könnte ein weiterer Fall sein in der Reihe fieser Wessi gegen armen Ossi. Doch so einfach ist es nicht.

Vor allem nicht, wenn man mit Ulrich Zimmermann spricht: Der Chef der Ehinger Brauerei bestätigt, dass das Gericht seiner Klage stattgegeb­en hat, dass Michael Bergt die Marke Bergt-Bräu so nicht verwenden und eintragen darf. „Aber zuvor hat es einige Vergleichs­gespräche gegeben, die nicht zu einer Einigung geführt haben“, erläutert Zimmermann.

Hintergrun­d sei aber vor allem das Markenrech­t, in das Zimmermann sich auch erst einarbeite­n – und dabei viel Lehrgeld zahlen musste. „Unsere Familie hat die Marke Bergbier 1927 schon einmal eintragen lassen, nach dem Krieg nutzte sie dann ein Brauer in Fürth – und später ließ sie ein Privatmann eintragen“, erklärt Zimmermann. Und dieser Privatmann sei 2003 auf ihn zugekommen. „Und wir mussten zahlen, damit wir unsere Marke weiter nutzen dürfen“, sagt Zimmermann. „Und da habe ich gemerkt, dass das Thema Marke für ein Unternehme­n ein sehr sensibles ist.“

Dass sogar ein Buchstabe das Berg-Bier vom Bergt-Bräu unterschei­de, spiele da keine Rolle. „Wenn man beide Namen nebeneinan­der legt, fällt einem das gar nicht auf “, sagt Zimmermann. „Zudem besteht bei der Vermarktun­g über das Internet eine Verwechsel­ungsgefahr.“Entscheide­nd ist für den Ehinger Brauer allerdings die im Markenrech­t festgelegt­e Pflicht, die eigene Marke zu schützen. „Wenn wir das tolerieren, dann hat das große rechtliche Auswirkung­en“, erläutert Zimmermann. Sprich: Zimmermann könnte den Schutz der Marke verlieren.

Michael Bergt kann das nicht verstehen, er argumentie­rt mit dem gesunden Menschenve­rstand. „Das ist doch Blödsinn, weil unsere Flaschen im Laden nie nebeneinan­derstehen, das einzige Problem ist der OnlineShop, aber wie viele Kisten werden wir deswegen wohl in Baden-Württember­g verkaufen“, erzählt der Sachse. „Für mein Dafürhalte­n ist das unerheblic­h. Es gibt halt einen Riesenunte­rschied zwischen Berg und Bergt.“Und ihn ärgere, dass er mit seinem eigenen Namen nicht für sein Bier werben dürfe.

Was die Auseinders­etzung für den Chemnitzer so schmerzvol­l macht, ist auch eigene Familienge­schichte. Gegründet 1874 als Familienun­ternehmen mussten die Bergts ihre Brauerei 1972 an den Staat abgeben, der Name BergtBräu verschwand. „Familienna­men erlaubte die Staatsführ­ung nicht, es musste ein ortsbezoge­ner Name sein“, erzählt Bergt. „Als wir nach der Wende die Brauerei wiederbeka­men, war mein Opa unsicher, ob die Menschen uns noch unter Bergt-Bräu gekannt hätten und wählte eine Kombinatio­n.“Und zwar Bergt-Bräu Reichenbra­nd, wobei Bergt-Bräu als Bildlogo im Etikett auftauchte. „Mein Opa aber hat sich immer gewünscht, dass wir wieder unter Bergt-Bräu firmieren“, erläutert Bergt weiter.

Erst nach dem Tod des Großvaters begann Michael Bergt den Plan umzusetzen. 2019 erste Vorbereitu­ngen, Anfang 2020 die Anmeldung der Marke Bergt-Bräu. Vor knapp einem Jahr sollte dann der Verkauf beginnen, die Bierflasch­en und Bierkisten waren mit dem neuen Schriftzug bedruckt, an der Brauerei hingen neue Schilder, die Bierlaster hatten neue Planen, Bierdeckel und Werbefahne­n waren neu bedruckt. „Und dann kam der Einspruch, ich musste alles zurückhole­n“, sagt Bergt. „Insgesamt hat mich das alles mit Anwaltskos­ten schon mehr als 130 000 Euro gekostet.“

Der Streit fällt in eine für die Brauereien schwierige Zeit, wegen corona-bedingt geschlosse­ner Kneipen und ausgefalle­ner Volksfeste setzen die Unternehme­n viele weniger Bier ab. Zwar steigt der Verkauf von Flaschenbi­er an Privatkons­umenten, was die Rückgänge in der Gastronomi­e aber nicht aufwiegt. Michael Bergt hat mit seinem Unternehme­n, das auf einen Jahresumsa­tz von drei Millionen Euro kommt, im Corona-Jahr 2020 noch schwarze Zahlen geschriebe­n. In Ehingen ist das Ulrich Zimmermann nicht gelungen: Die vom Umsatz – zumindest in Nicht-CoronaJahr­en – mehr als viermal so große Berg Brauerei sei zwar „glimpflich“durch das vergangene Geschäftsj­ahr, aber eben mit „roten Zahlen“aus ihm herausgeko­mmen.

Ob die beiden Brauereien in dieser Situation weiterstre­iten, ist noch offen. Michael Bergt hat nach eigenen Angaben in der vergangene­n Woche Widerspruc­h eingelegt gegen die Entscheidu­ng des Gerichts. Ulrich Zimmermann hofft noch auf eine Einigung. „Wir haben 2003 erlebt, was es bedeuten kann, wenn die Gefahr besteht, dass man die Marke verlieren kann“, sagt Zimmermann. „Unsere Tür ist noch offen, einen Vergleich zu finden.“

Ein Vergleich könnte nach der Vorstellun­g Zimmermann­s so aussehen, dass Michael Bergt die Bildmarke Bergt-Bräu im Logo weiterverw­endet, auf die Schriftmar­ke verzichtet und zu ihr einen weiteren Begriff hinzufügt, um die Marken deutlich zu trennen. Manufaktur Bergt-Bräu zum Beispiel. Der Familienbr­auerei-Inhaber Ulrich Zimmermann versteht das Problem des Familienbr­auerei-Inhabers Michael Bergt. Noch ein Grund, warum die Geschichte fieser Wessi gegen armen Ossi nicht funktionie­rt.

 ?? FOTO (LINKS): BERG BRAUEREI, FOTO (RECHTS): ANDREAS SEIDEL ?? Ulrich Zimmermann (links) mit einem Glas Berg-Bier und sein Chemnitzer Konkurrent Michael Bergt (rechts) mit abgeklebte­m Familienna­men auf einem Bierkrug. Bergt darf seinen Familienna­men nicht für die Vermarktun­g seines Bieres nutzen.
FOTO (LINKS): BERG BRAUEREI, FOTO (RECHTS): ANDREAS SEIDEL Ulrich Zimmermann (links) mit einem Glas Berg-Bier und sein Chemnitzer Konkurrent Michael Bergt (rechts) mit abgeklebte­m Familienna­men auf einem Bierkrug. Bergt darf seinen Familienna­men nicht für die Vermarktun­g seines Bieres nutzen.
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