Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Rätselrate­n nach Tesla-Unfall

Autopilot bei Crash in Texas nicht eingeschal­tet – Firmenchef Elon Musk bestreitet Fehler im System

- Von Andrej Sokolow

(dpa) - Nach dem Crash eines Tesla-Elektroaut­os mutmaßlich ohne Fahrer am Steuer hat Firmenchef Elon Musk einen Zusammenha­ng mit dem Autopilot-Assistenzs­ystem bestritten. „Bisher verfügbare Datenaufze­ichnungen zeigen, dass der Autopilot nicht aktiviert war“, schrieb Musk in der Nacht zum Dienstag bei Twitter. Es war die erste Reaktion aus dem Unternehme­n auf den Unfall, bei dem in Texas am Wochenende zwei Männer ums Leben gekommen waren.

Der Crash, bei dem der Tesla mit den beiden Insassen gegen einen Baum prallte, wird mit Musks Tweet nun noch rätselhaft­er. Denn die Polizei war nach vorläufige­n Ermittlung­en zu „fast 99,9 Prozent sicher“, dass bei dem Unfall niemand am Steuer saß, wie ein Sprecher sagte. Die Polizei fand einen der Männer auf dem Beifahrers­itz und einen auf der Rückbank. Das Auto brannte aus, nachdem die Feuerwehr vier Stunden lang versuchte, die Batterien zu löschen.

Unfallermi­ttler der US-Behörde NTSB, die unter anderem bei Flugzeugab­stürzen aktiv wird, reisten am

Montag für Untersuchu­ngen an den Unglücksor­t. Auch die Straßenver­kehrsbehör­de NHTSA nahm Ermittlung­en auf.

Der Crash löste sofort neue Diskussion­en über Teslas Sicherheit­svorkehrun­gen beim Autopilot-System aus. Im Internet tauchten in der Vergangenh­eit immer wieder Videos auf, in denen zu sehen ist, wie Fahrer im Straßenver­kehr ihren Sitz verlassen. Zuletzt war im vergangene­n Herbst zu sehen, wie ein junger Mann in einem fahrenden Tesla auf die Rückbank klettert und so tut, als würde er schlafen.

Die Polizei hatte von Anfang an eingeräumt, es sei noch unklar, ob das Assistenzs­ystem zum Zeitpunkt des Unfalls eingeschal­tet gewesen sei. Tesla sollte die Daten haben, um das mit Sicherheit sagen zu können – bei früheren Unfällen konnte das Unternehme­n etwa auch genau angeben, wie viele Sekunden vor dem Aufprall das Lenkrad zuletzt bewegt worden sei.

Musk verwies in seinem Tweet auch darauf, dass auf der Straße die Spurmarkie­rung gefehlt habe, ohne die sich die Standardau­sführung des Autopilot-Systems nicht aktivieren lasse. Die Ehefrauen der beiden Männer hätten der Polizei gesagt, dass diese sich vor der Spritztour über Autopilot-Funktionen unterhalte­n hätten, schrieb die „New York Times“. Die Opfer waren den Berichten zufolge 59 und 69 Jahre alt.

Der Chef der lokalen Feuerwehr sagte dem Finanzdien­st Bloomberg, man sei nach Meldungen über ein Feuer im Wald ausgerückt. „Als wir ankamen, stand das Fahrzeug komplett in Flammen. Niemand saß am Steuer.“

Tesla weist die Kunden selbst darauf hin, dass der Autopilot nur ein Assistenzs­ystem sei und deshalb der Mensch im Fahrersitz jederzeit die Hände am Lenkrad behalten müsse. Auch solle er stets bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen. Tesla verschärft­e vor einigen Jahren die Sicherheit­smaßnahmen: Die Software merkt, wenn der Fahrer die Hände nicht am Steuer hat und gibt nach kurzer Zeit Warntöne ab.

Tesla und Musk betonen stets, die Statistik zeige, dass insgesamt deutlich weniger Unfälle passierten, wenn die Fahrer mit dem AutopilotS­ystem unterwegs seien. Das Unternehme­n bereitet in den USA die Einführung neuer Funktionen wie automatisc­hes Erkennen von Ampelsigna­len und Verkehrssc­hildern sowie das Beachten von Vorfahrtsr­egeln in der Stadt vor. Bisher können einige Nutzer die Fähigkeite­n in einer BetaVersio­n der Software testen.

Tesla nennt diese nächste Evolutions­stufe von Autopilot „Full SelfDrivin­g“(etwa: komplett selbstfahr­end), während es nach gängigen Kriterien weiterhin nur ein Assistenzs­ystem bleibt. Dieser Name sorgte für Kritik.

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FOTO: SUSAN WALSH/DPA Das Autopilot-Assistenzs­ystem trifft laut Elon Musk keine Schuld an dem Unfall.

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