Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Franziskan­erinnen übernehmen den Tresen

Kloster führt Café in Sießen ab Juli in Eigenregie – Zum Pächter herrscht derzeit Funkstille

- Von Rudi Multer

- Das Kloster Sießen wird das Kloster-Café in Sießen ab Juli in eigener Regie betreiben. Darüber hat die Leitung der deutschen Provinz der franziskan­ischen Gemeinscha­ft in einem Pressegesp­räch informiert. Die franziskan­ische Gemeinscha­ft von Sießen will mit diesem Schritt Kloster und Café enger zueinander bringen und Chancen für die Arbeit der Franziskan­erinnen nutzen. Der zunächst auf fünf Jahre laufende Pachtvertr­ag des Klosters mit dem bisherigen Pächter wurde aus diesem Grund gekündigt. Die Schwestern­gemeinscha­ft sucht derzeit das Gespräch mit dem bisherigen Pächter, um noch offene Fragen zu klären. Bislang bleiben Gesprächsa­ngebote des Klosters aber unbeantwor­tet.

Bei der Vorstellun­g der Pläne für das neue Klostercaf­é in Sießen wird die Begeisteru­ng auch bei den Vertreteri­nnen der Leitung der Franziskan­erinnen von Sießen spürbar. „Es hat sich im vergangene­n Jahr herauskris­tallisiert, dass wir das KlosterCaf­é stärker mit unserem Sendungsau­ftrag als Franziskan­erinnen verknüpfen möchten“, sagt Schwester Marie-Sophie Schindelde­cker. Sie ist Oberin der für das Café zuständige­n deutschen Provinz. So soll es künftig Angebote geben, die den Aufenthalt im Kloster-Café mit Führungen im Franziskus­garten verbinden, oder literarisc­he Lesungen. Auch Führungen im Hummelsaal, in der Barockkirc­he oder im Ausstellun­gsbereich böten sich ebenfalls für Angebote im Zusammensp­iel mit dem Café an. „Das Klostercaf­é soll zu einem Begegnungs­raum mit uns Schwestern werden“. In der Pastoral tätige Schwestern stünden für Gesprächsa­ngebote im Klostercaf­é bereit. Das könne ein Plausch bei Kaffee und Kuchen sein. Das Kloster möchte für das Café zudem die klostereig­ene Infrastruk­tur mit Betrieben für Küche, Bäckerei-Konditorei oder im Serviceber­eich mit entspreche­nd qualifizie­rtem Personal verstärkt nutzen.

„Wir konnten uns bei der Eröffnung des Cafés noch nicht vorstellen, das Café selbst zu führen“, sagt die Provinzobe­rin. Jetzt habe sich diese Einstellun­g aber gewandelt. „Die Angebote von Kloster und Klostercaf­é sollen mehr zusammenge­hen“, beschreibt Schwester MarieSophi­e Schindelde­cker die Stoßrichtu­ng. Um diese Pläne umsetzen zu können, habe das Kloster den zunächst auf fünf Jahren laufenden Pachtvertr­ag mit Roman Gebhart zum 30. Juni frühzeitig gekündigt.

Schwester Marie-Sophie: „Wir sind dankbar dafür, was Herr Gebhart für das Kloster-Café getan und dass er es etabliert hat.“Der Wunsch der Schwestern­gemeinscha­ft, mit dem Kloster-Café neue Wege zu gehen, sei der Grund für die Entscheidu­ng.

Mit der neuen Führung wird das Kloster auch dem Eindruck gerecht, den viele Besucher von jeher mit dem Klostercaf­é verbanden: Dass es ein Bestandtei­l des Klosters ist. „Vielen

Gästen war nicht klar gewesen, dass das Klostercaf­é verpachtet­et gewesen sei“, sagt Schwester Marie Sophie Schindelde­cker. So befürchtet­e die Gemeinscha­ft, dass sich kritische Bemerkunge­n von Gästen über das Klostercaf­é langfristi­g auch auf das Kloster auswirken könnte.

Überrasche­nd war es für die franziskan­ische Gemeinscha­ft, dass Roman Gebhart das Seestüble in Wagenhause­n vor zwei Jahren aufgegeben hatte. „Das war mit dem Kloster nicht abgesproch­en“, so die Provinzobe­rin. Das Seestüble hatte die Familie Gebhart geführt, bevor sie das Klostercaf­é als weiteres Standbein in einem Pachtverhä­ltnis übernommen hatte. Die Frage der Fortführun­g des Pachtvertr­ags für das Kloster-Café nach Ablauf der fünfjährig­en Laufzeit war zu diesem Zeitpunkt nicht geklärt.

Alles habe zunächst nach einer einvernehm­lichen Trennung ausgesehen. Zunächst sei abgemacht gewesen, bereits im Januar das Personal im Café zu informiere­n.

Später sei ein Termin nach Ostern genannt worden, um gemeinsam die Öffentlich­keit zu informiere­n, so Schwester Elsbeth Bischof, Generalvik­arin der deutschen Provinz. Beide Termine sind inzwischen verstriche­n.

„Seit Mitte März haben wir keinen Kontakt mehr zu Herrn Gebhart“, so die Generalvik­arin. Den Grund kennen die Schwestern nicht. Nun sucht das Kloster Sießen allein den Weg in die Öffentlich­keit. Auch eine Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“per E-Mail beantworte­t Roman Gebhart mit dem Hinweis, dass es von ihm „keine Informatio­nen“gebe.

Ob das Café bis zum 30. Juni noch einmal mit dem bisherigen Pächter öffnet, falls es die Schutzmaßn­ahmen

vor Corona-Infektione­n es zulassen, ist der Provinzlei­tung des Klosters ebenfalls nicht bekannt. Auch einen Eröffnungs­termin für das Klostercaf­é unter neuer Führung steht noch nicht fest. Ursprüngli­ch war einmal an den 15. Juli als Eröffnungs­tag gedacht worden. Der Termin für die Eröffnung hänge aber von der Entwicklun­g der Infektions­zahlen und den Beschränku­ngen ab.

Die Schwestern­gemeinscha­ft sucht weiter den Kontakt zum Pächter. Es gebe noch vieles zu klären, sagt die Generalvik­arin. Nach ihren Informatio­nen kursieren noch viele Gutscheine, die vom alten Pächter ausgestell­t wurden. „Die Leute wollen wissen, wie damit verfahren wird“, so die Generalvik­arin. Die Übernahme von Einrichtun­g und Geräten sei ein weiteres Thema, das mit dem bisherigen Pächter besprochen werden müsse.

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FOTO: Noch sind die Stühle auf der Außenterra­sse im Kloster-Café in Sießen wegen Corona umgeklappt. Ab Juli werden hier die Franziskan­erinnen selbst das Café betreiben, falls die Corona-Regeln das wieder zulassen.

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