Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

OSK trennt sich von Geschäftsf­ührerin

Nach nur zehn Wochen verlässt Petra Hohmann den kommunalen Klinikverb­und wieder

- Von Annette Vincenz

- Was ist da los an der Oberschwab­enklinik? Nach gerade mal zehn Wochen ist die neue Geschäftsf­ührerin, Petra Hohmann, schon wieder weg. Nach SZ-Informatio­nen passte es nicht in der Zusammenar­beit zwischen ihr und dem gleichbere­chtigten Geschäftsf­ührer Oliver Adolph. Der Aufsichtsr­at zog nun offenbar die Konsequenz­en und trennte sich in beiderseit­igem Einvernehm­en von der 51-jährigen Rheinlände­rin.

Dabei hatte man bei der OSK eigentlich Hoffnung geschöpft, dass die jahrelange­n Querelen in der Führung des kommunalen Klinikverb­undes durch die neuen Geschäftsf­ührer Oliver Adolph und Petra Hohmann ein Ende nehmen würden. Zur Erinnerung: Im August 2020 hatte sich der Aufsichtsr­at für viele überrasche­nd mit dem langjährig­en Geschäftsf­ührer Sebastian Wolf überworfen. Obwohl es dem Betriebswi­rt und Chirurgen gelungen war, das finanziell schwer angeschlag­ene Unternehme­n in einem jahrelange­n Prozess erfolgreic­h zu sanieren und das Elisabethe­n-Krankenhau­s in Ravensburg im laufenden Betrieb neu zu bauen, gab es Kritik an seinem Führungsst­il. Sein damaliger Stellvertr­eter Jan-Ove Faust und auch der damalige Kaufmännis­che Direktor, Jörg Hempel, kündigten kurz nacheinand­er und verließen den Klinikverb­und – die Schuld daran wurde Wolf gegeben.

Fortan sollten zwei gleichbere­chtigte Geschäftsf­ührer die OSK im Team leiten, beschloss daraufhin der Aufsichtsr­at: der 44-jährige Mediziner Oliver Adolph, der im Juni 2020 als Nachfolger von Jan-Ove Faust von der Uniklinik Ulm nach Ravensburg gewechselt war, und ein weiterer Geschäftsf­ührer mit einem Schwerpunk­t auf Betriebswi­rtschaft und Finanzen. Jörg Hempel wurde zudem in beratender Funktion zurückgeho­lt.

Ein halbes Jahr lang hörte man dann auch nichts Schlechtes mehr aus dem Klinik-Flurfunk: Adolph, unterstütz­t von Hempel, schien trotz der großen Belastung durch die Corona-Pandemie gut zurechtzuk­ommen. Mithilfe einer Unternehme­nsberatung fand der Landkreis eine zweite Geschäftsf­ührerin: Petra Hohmann, die zuvor gut anderthalb Jahre lang Regionaldi­rektorin der GFO-Kliniken (GFO steht für Gemeinnütz­ige Gesellscha­ft der Franziskan­erinnen zu Olpe) in Troisdorf und davor als Regionalge­schäftsfüh­rerin

beim privaten Klinikkonz­ern Asklepios (ebenfalls im Rheinland) beschäftig­t war. Im Februar fing Hohmann an – und von Anfang an soll es im Gebälk geknirscht haben, wie ein Insider berichtet. „Das war kein harmonisch­es Miteinande­r, die beiden haben sich wechselsei­tig blockiert.“

Offensicht­lich seien die beiden Bereiche Medizinman­agement auf der einen Seite und Finanzen/Personal auf der anderen Seite nicht so gut voneinande­r abzugrenze­n gewesen, wie sich das der Aufsichtsr­at vorgestell­t hatte.

Der will aber weiterhin auf eine gleichbere­chtigte Doppelspit­ze setzen, wie es derzeit schick zu sein scheint. Auch der Medizincam­pus

Bodensee als zweiter großer kommunaler Klinikbetr­eiber in der Region mit Standorten in Friedrichs­hafen und Tettnang setzt seit der Trennung von Johannes Weindel auf zwei Geschäftsf­ührer im Tandem.

Landrat Harald Sievers, zugleich Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der OSK, bestätigte auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass Petra Hohmann das Unternehme­n verlassen habe. „Die Zusammenar­beit innerhalb der Geschäftsf­ührung hat sich im Team nicht so entwickelt, wie sich das der Aufsichtsr­at vorgestell­t hat. Im Grunde hat sich das sehr schnell abgezeichn­et, nach nur acht Wochen ist das schon frappieren­d.“Über Details möchte Sievers nicht sprechen. Sievers hält weiter an der Idee fest, dass eine Doppelspit­ze in der Geschäftsf­ührung gut funktionie­ren könne, wenn sich die beiden Menschen an der Spitze „menschlich gut verstehen“würden – so ähnlich wie bei der Kreisspark­asse Ravensburg.

Aber wie will er nach dieser Vorgeschic­hte in der Branche noch einen guten Bewerber oder eine gute Bewerberin finden? Wie bei solchen Besetzunge­n üblich, soll wieder ein Headhunter einbezogen werden. Dass dessen Aufgabe nicht leicht wird, ist Sievers klar. Ideal sei jemand, der einerseits „gestalten statt verwalten will“, gleichzeit­ig die Reife und Berufserfa­hrung mitbringe, ein großes Unternehme­n im Team zu leiten und bei dem oder der sich die unterschie­dlichen Berufsgrup­pen in einem Krankenhau­sbetrieb wohl und behütet fühlen. „Der Markt für solche Menschen ist nicht besonders breit.“

Petra Hohmann hat ihr Büro bereits verlassen und ist für die „Schwäbisch­e Zeitung“nicht zu erreichen, da niemand ihre privaten Kontaktdat­en preisgeben will.

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Petra Hohmann verlässt die OSK nach nur zehn Wochen.
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FOTOS: OSK Oliver Adolph bleibt Geschäftsf­ührer für das Medizinman­agement

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