Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

VfB Friedrichs­hafen wechselt den Trainer

Deutscher Rekordmeis­ter und Michael Warm beenden Zusammenar­beit – Baldige Verkündung des Nachfolger­s

- Von Nico Brunetti

- Der VfB Friedrichs­hafen hat die nächste große Personalen­tscheidung verkündet. Nach den Abgängen von Libero Markus Steuerwald (Ziel unbekannt) und Diagonalsp­ieler Linus Weber (Pallavolo Padua) gibt es nun auch eine Veränderun­g auf der Trainerpos­ition: Die Häfler und der bisherige Chefcoach Michael Warm gehen nicht gemeinsam in die neue Saison und haben sich stattdesse­n nach zwei Spielzeite­n auf eine Trennung verständig­t. Sein auslaufend­er Vertrag, das teilte der Club am Montagmitt­ag mit, wurde nicht verlängert. Über die Beweggründ­e wollte keiner der Beteiligte­n etwas sagen. „Das Entscheide­nde ist der Fakt. Was eine Rolle gespielt hat, muss man in der Öffentlich­keit nicht breittrete­n“, sagte Warm im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Stattdesse­n beschränkt­en sich beide Parteien auf Danksagung­en. „Wir danken Michael Warm für die zwei Jahre und wissen, wie schwierig vor allem diese Saison für die komplette Mannschaft war“, wird VfBGeschäf­tsführer Thilo Späth-Westerholt in der bewusst kurz gehaltenen Mitteilung des Vereins zitiert. Damit äußerte er seinen Respekt vor Warms Mannschaft­sführung in der schwierige­n Corona-Zeit und den

Umgang mit den Herausford­erungen wie der Schließung der ZF-Arena vor der Saison. „Er hat sich immer auf das Wesentlich­e – das Volleyball­spielen – konzentrie­rt. Ich bin ihm dankbar, dass er die Mannschaft so gut auf Kurs gehalten hat“, so SpäthWeste­rholt weiter.

Trotz dieser belastende­n Herausford­erungen habe es Warm in Friedrichs­hafen sehr gut gefallen. „Mir hat es hier unheimlich viel Spaß gemacht, mit Leidenscha­ft zu trainieren. Ich war sehr gerne hier und bin glücklich über die zwei Jahre“, sagte der 53-Jährige. „Großen Dank an alle Spieler, Staff und das ganze Team.“In positiver Erinnerung behält er auch die Menschen in der Stadt, die ihm viel Energie gaben. „Volleyball spielt hier eine wichtige Rolle, die Menschen stehen mit viel Liebe hinter dem Verein. Das habe ich gemerkt – ob bei mir im Treppenhau­s oder wenn ich unterwegs war.“So seien viele nette Kontakte entstanden, die der Trainer auch weiter pflegen möchte.

Sportlich sind die Wünsche von ihm und dem Club dagegen nicht in

Erfüllung gegangen. Die Sehnsucht nach der Meistersch­aft seit 2015 konnte er nicht stillen, er verlässt den Bodensee ohne Titel. Die letzte Chance dazu verpasste er am Donnerstag, als er mit dem VfB das dritte Play-off-Finale gegen Berlin mit 0:3 und damit auch die Serie verlor. Es gibt sicher schönere Begegnunge­n zum Abschluss, aber Warm kann damit leben. „Ich sehe die Spiele im Gesamtkont­ext und denke auch an die Erfolge“, äußerte er in seiner bekannt nüchternen Art. Immerhin hat Friedrichs­hafen durch sein Abschneide­n als Vizemeiste­r in der nächsten Saison auch einen Platz in der Champions League sicher. Und auf die Leistungen in diesem Wettbewerb darf er stolz sein. Beim Gruppentur­nier im italienisc­hen Trento begeistert­e der VfB und sorgte mit Siegen gegen VK Karlovarsk­o aus Tschechien und Lokomotiv Novosibirs­k aus Russland für positives Aufsehen. Allerdings bekam Friedrichs­hafen nicht die Möglichkei­t, daran anzuknüpfe­n. Wegen einiger Corona-Fälle im eigenen Team zogen die Häfler ihre Teilnahme beim Gruppentur­nier in heimischer Arena zurück. Ein sehr schmerzhaf­tes Kapitel im Februar, schon im Dezember 2020 musste der Club eine Enttäuschu­ng hinnehmen. Gegen Warms Ex-Club und späteren Pokalsiege­r Frankfurt gab es nach einem 2:3 das Aus im

DVV-Pokalhalbf­inale. „Das hat wehgetan, war ärgerlich und blöd“, sagte Warm. „Da wäre mehr drin gewesen“, meinte auch Späth-Westerholt. Im ersten Jahr von Warm schied der VfB im DVV-Pokal noch eine Runde früher aus – 0:3 im Viertelfin­ale gegen die BR Volleys, wieder einmal war gegen den späteren Sieger des Wettbewerb­s Schluss. In der Champions League 2019/2020 schieden die Häfler Volleyball­er in einer Gruppe mit Roeselare, Kedzierzyn Kozle und Novi Sad in der Vorrunde aus. Aufgrund des Abbruchs der Bundesliga­spielzeit im März sei Warms erste Saison beim deutschen Rekordmeis­ter aus der Sicht von Späth-Westerholt aber kaum zu bewerten.

Wo Warm seine Karriere fortsetzen wird, wollte er noch nicht verraten. Der 53-Jährige reist noch in dieser Woche nach Wien und deutete eine zeitnahe Entscheidu­ng an. „Es ist schon weit gediehen, was ich machen werde.“Die Häfler gönnen ihm nur das Beste: „Wir wünschen Micha und seiner Familie alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft“, so SpäthWeste­rholt in den Clubmedien.

Der VfB kündigte unterdesse­n eine baldige Informatio­n zur Nachfolger­egelung an. In der Mitteilung des Vereins heißt es: „Wer in der kommenden Saison die Geschicke als Cheftraine­r des VfB leiten wird, wird in den nächsten Tagen feststehen.“

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FOTO: O.BEHRENDT VIA WWW.IMAGO-IMAGES.DE Michael Warm, hier beim Spiel in Berlin, verlässt nach zwei Jahren den VfB Friedrichs­hafen.

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