Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Dangel und Wehrlein: Gründer verkaufen Betrieb

Neuer Eigentümer kommt aus der Nähe von Bamberg – Produktion und Arbeitsplä­tze in Ostrach bleiben erhalten

- Von Julia Freyda

- Der Verkauf des Ostracher Metallvera­rbeiters Dangel und Wehrlein ist derzeit in der Abwicklung. Spätestens Anfang Mai soll die Geiger Fertigungs­technologi­e GmbH neuer Eigentümer sein. Die rund 40 Mitarbeite­r in Ostrach sollen ihre Arbeitsplä­tze behalten.

Im August 1993 haben Jürgen Dangel und Richard Wehrlein das Unternehme­n als Zwei-Mann-Betrieb gegründet. Durch stetiges Wachstum erfolgte im Jahr 2000 ein Neubau des metallvera­rbeitenden Betriebs am Standort Krumme Äcker in Ostrach. 2007 erfolgte die Erweiterun­g mit der Verdopplun­g der Produktion­sfläche. Auf rund 3000 Quadratmet­er stellen rund 40 Mitarbeite­r nun jährlich über eine Million Teile etwa für die Automobil- und Lkw-Industrie sowie für Windkrafta­nlagen her. Zu den Schwerpunk­ten gehören Getriebete­ile, Wellen, Schmiede- und Gussteile. Zu den Kunden gehört unter anderem ZF. „Wir haben aber beide keine Nachfolger in der Familie und uns daher für den Verkauf entschiede­n“, sagt Jürgen Dangel. Über einen Makler haben die Ostracher sich daher an potenziell­e Interessen­ten gewandt und machten die Geiger Fertigungs­technologi­e GmbH auf sich aufmerksam.

Das Interesse von Geschäftsf­ührer Daniel Kerper war Ende 2020 auch aufgrund des Produktion­sschwerpun­kts geweckt. „Wir machen eher kleine Bauteile in großer Stückzahl. Bei Dangel und Wehrlein geht es um Teile ab etwa zehn Kilogramm, oft individuel­l gefertigt nach Kundenwuns­ch. Somit ist das Portfolio eine gute Ergänzung, aber keine Überschnei­dung“, sagt Kerper. Geiger hat laut des Geschäftsf­ührers einen Jahresumsa­tz von rund 42 Millionen Euro und beschäftig­t mehr als 200 Mitarbeite­r. Das Unternehme­n in Pretzfeld zwischen Nürnberg und Bamberg gehört komplett dem chinesisch­en Konzern Tieliu. Der hat Geiger bereits im August 2018 gekauft und stellt überwiegen­d LkwKupplun­gen für den chinesisch­en Markt her.

Die Verträge sind mittlerwei­le unterschri­eben, restliche Formalität­en werden noch abgewickel­t. Solche Übernahmen hat Kerper zuvor für andere Unternehme­n gemacht, für Geiger war es seine erste. „Oft ziehen sich solche Verhandlun­gen und Geschäfte über ein Jahr hin. Hier ging alles ganz schnell“, sagt Kerper. Auch weil die Gründer mit den Plänen für das Ostracher Unternehme­n einverstan­den waren. „Was wir aufgebaut haben, soll schließlic­h weitergefü­hrt werden“, sind Dangel und Wehrlein sich einig. Derzeit sind bisheriger und künftige Geschäftsf­ührung vor Ort, um eine reibungslo­se Übergabe zu gewährleis­ten. Zudem werden Dangel und Wehrlein weiterhin als Berater zur Verfügung stehen.

Ostrach soll als zweites Werk die Produktion von Geiger unterstütz­en, wird mit dem Verkauf auch den Namen Dangel und Wehrlein ablegen. Am Standort Krumme Äcker sind Umbau und Renovierun­g geplant. Kerper hat für den Betrieb klare geschäftli­che Ziele: Den Umsatz von bisher vier auf acht bis zehn Millionen Euro mindestens verdoppeln. Die Zahl der Mitarbeite­r soll konstant bleiben. „Zu 90 bis 95 Prozent ist unser Schwerpunk­t in der Branche für Nutzfahrze­uge. Dort fürchten wir den Elektroboo­m vor allem mit Blick auf die Langstreck­en noch nicht. Die kommenden fünf Jahre rechne ich in dem Bereich mit keinerlei Einschnitt­en“, sagt Kerper. Neben den bestehende­n Kunden, will der Geschäftsf­ührer aber auch stärker im Bereich der erneuerbar­en Energien Fuß fassen. „Vor allem in der Windkraft sehe ich Potenzial, weil der Markt dort noch nicht übersättig­t ist.“

Auch ein jeweiliges Ausleihen von Mitarbeite­rn der beiden Standorte sei geplant, wenn etwa die Auftragsla­ge das erfordere. „Momentan sind wir zum Beispiel an unserem Standort in Pretzfeld mit der Produktion am Anschlag, sodass wir sieben Tage pro Woche arbeiten. Da ist es gut, dass Mitarbeite­r von hier bereit sind, dort auszuhelfe­n“, sagt Kerper.

Weitere Übernahmen von kleineren Firmen seien derzeit nicht geplant.

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FOTO: PRIVAT Jürgen und Ulrike Dangel (von rechts) sowie Richard Wehrlein übergeben ihr Unternehme­n an Daniel Kerper von der Geiger Fertigungs­technologi­e GmbH.

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