Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Schützenfest fällt auch 2021 aus
Alle Publikumsveranstaltungen sind abgesagt – Welche Alternativen noch möglich sind
- Die Biberacher erleben diesen Sommer ein unschönes Déjàvu: Wie bereits 2020 wird es auch im Juli 2021 kein Schützenfest geben. In einer Plenarsitzung am Dienstagabend hat die Stiftung Schützendirektion beschlossen, alle Publikumsveranstaltungen, die Teil der Festwoche im Sommer sind, abzusagen. „Die große Hoffnung, die wir noch zu Jahresbeginn hatten, ist durch die Realität zerstört worden“, sagt Rainer Fuchs, Vorsitzender der Schützendirektion, gegenüber der SZ. Dennoch arbeite man in den nächsten Wochen an Ideen, um in der Festwoche im Juli, ein „Schützengefühl“in der Stadt zu erzeugen.
Die 20er-Jahre in Biberach warten also, Corona sei Undank, weiterhin auf ihr erstes Schützenfest. Mit einem Ampelsystem und einem dahinter liegenden Algorithmus wollte die Schützendirektion versuchen, bestimmte Programmpunkte des Fests in modifizierter Form stattfinden zu lassen. So hatte sie es Ende März angekündigt (SZ berichtet). Seit Dienstag ist klar: Die Ampel steht für so ziemlich alles auf rot, was für die Biberacher ein schönes Schützenfest ausmacht. Rainer Fuchs zählt auf: „Nicht stattfinden können Abnahme, Jahrgängerumzug, Bunter Festzug, Historischer Festzug, Heimatstunde, Lagerleben, Tanz durch die Jahrhunderte, Zunfttänze sowie alle weiteren Veranstaltungen, die mit nicht regulierbarem Publikumsaufkommen verbunden sind.“Zum einen reiche die Zeit nicht mehr, um mit den Proben beginnen zu können, die derzeit noch immer untersagt sind. Zum anderen lässt die aktuelle Corona-Verordnung keine größeren Menschenansammlungen zu. Und ein Fest dieser Größenordnung und Vielfältigkeit lässt sich nicht innerhalb weniger Tage organisieren, sollte sich die Situation im Juli plötzlich doch anders darstellen.
In dem ganzen Rot gibt es noch drei orangefarbene Tupfer, die da lauten: Ziehung, Biberschießen und Jahrgängergottesdienst. Hier plant die Schützendirektion weiter, um in der Schützenwoche zumindest abgespeckte Varianten dieser Veranstaltungen zu ermöglichen. So könne eine Ziehung innerhalb der Klassen erfolgen, „mit weniger, aber dafür höherwertigen Preisen“, so Fuchs. Auch beim Biberschießen könnten auf Schulebene Klassensieger ermittelt werden, so die Idee, „die dann in der Schützenwoche zum Beispiel im Stadion gegeneinander antreten und die Schützenkönige ermitteln“, sagt Fuchs. Auch ein Jahrgängergottesdienst mit reduzierter Teilnehmerzahl könnte möglich sein. „Die Kirchen verfügen inzwischen über eingespielte Hygienekonzepte und viele der höheren Jahrgänge sind bereits geimpft“, sagt Fuchs. All diese Ideen werde man nun weiterverfolgen und hoffe, Mitte/Ende Mai Konkreteres sagen zu können.
Ein Schützengefühl solle in der Festwoche vom 16. bis 25. Juli aber trotzdem aufkommen. Dies sei der Wille der Schützendirektion. Die Häuser in der Stadt sollen wieder beflaggt sein, möglicherweise könne es auch wieder Flashmob-Auftritte kleinerer Musikgruppen geben und auch Schützengutsle, Festabzeichen sowie das Schützenfestbier der Ehinger Bergbrauerei sollen erhältlich sein, kündigt Fuchs an. „Vielleicht ist es bis dahin ja möglich, das zumindest mit Freunden und Nachbarn im Garten zu trinken und ein wenig zu feiern.“Überlegt werde in der Direktion auch, ob es wieder Onlineangebote geben könne oder ob eine pfiffige Aktion analog zur Stelenausstellung auf dem Gigelberg im Vorjahr organisiert werden kann. „Da sind wir aber noch auf Ideensuche“, so der Vorsitzende. Klar sei: Einen Abklatsch der Aktionen aus 2020 wolle man nicht. Alles solle dazu dienen, die Marke „Schützenfest“präsent zu halten.
Dies ist laut Fuchs nicht nur aus Brauchtumsgründen wichtig, sondern auch aus finanziellen. Um das Fest und die ganze Infrastruktur auch künftig am Laufen halten zu können, brauche es Einnahmen. „Dieses Geld erhalten wir zu einem großen Teil auch von unseren Spendern“, so Fuchs. Er habe in den vergangenen Wochen hierzu viele Gespräche geführt. „Wenn wir nichts bieten, dann erhalten wir auch nicht viele Spenden“, sagt er zum Bemühen der Schützendirektion, zumindest pandemiekonforme Schützenangebote zu machen.
Dazu zählt auch der Plan, an einem Wochenende Anfang Oktober eine „Herbst-Schütza“zu veranstalten. „Das soll eine Freiluft-Hockete sein und ist natürlich abhängig davon, wie wir mit dem Impfen vorankommen und ob es das Wetter zulässt“, so Fuchs. Klar ist aber, dass daran keine Schülergruppen beteiligt sein werden. „Darum haben uns die Schulleiter eindringlich gebeten, die nach dem Corona-Schuljahr mit möglichst wenig Ablenkung in einen hoffentlich wieder normalen Schulbetrieb starten wollen“, sagt der Vorsitzende der Schützendirektion.
Dort richtet sich die Planung auch schon mit einem Auge auf das Schützenfest 2022. „Auch dann“, so vermutet Fuchs, „werden Hygienekonzepte noch immer eine gewisse Rolle spielen.“Trotz der Enttäuschung und der schwierigen Situation in diesem Jahr sei die Stimmung in der Schützendirektion aber sehr gut, sagt der Vorsitzende. „Wir sind alle hochmotiviert.“