Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Entwickler, Starcoach, Stallgeruch
Die SZ spekuliert: Wer Michael Warm beim VfB Friedrichshafen beerben könnte
- Der VfB Friedrichshafen besetzt den Trainerposten neu. Das verkündete der Volleyball-Bundesligist am Montag und deutete eine zeitnahe Entscheidung an. Kandidaten nannte der Verein nicht – es ist noch komplett offen, wer Michael Warm als Trainer bei den Häflern beerben wird. Sicher ist, dass der Nachfolger eine schwierige Aufgabe übernimmt. Beim deutschen Rekordmeister ist gerade ein Umbruch im Gange und dennoch besteht der eindringliche Wunsch, die Dominanz von den Berlin Recycling Volleys in der Bundesliga zu brechen. Für das ambitionierte Ziel eignen sich verschiedene Trainertypen. Die „Schwäbische Zeitung“wirft drei Namen in den Raum.
Vital Heynen: Sein Name ist am Bodensee noch bestens bekannt. Vital Heynen coachte den VfB Friedrichshafen von 2016 bis 2019 und hat dort seine Mission nur unvollständig erfüllt. Unter seiner Regie gab es spektakuläre Finalspiele gegen die BR Volleys, drei Supercup-Erfolge sowie drei Pokalsiege. Aber eben keinen Meistertitel, am Ende jubelte immer Berlin. Es könnte der Moment sein, um das geradezurücken. Heynen gilt in der Branche als Startrainer und ist seit wenigen Tagen vereinslos. Der italienische Topclub Sir Safety Perugia entließ ihn nach der 1:3-Niederlage gegen Lube Civitanova im ersten Spiel um die Meisterschaft. Für ihn eine Enttäuschung, die sich aber abgezeichnet habe, so Heynen gegenüber dem polnischen Portal „Sport.pl“. Neben seiner Tätigkeit als polnischer Nationaltrainer wäre in seiner Karriere nun jedenfalls wieder Platz für eine reizvolle Herausforderung bei einem ambitionierten Club wie Friedrichshafen.
Stefan Hübner: Von Heynen lernte unter anderem Stefan Hübner. Bei der deutschen Volleyballnationalmannschaft der Männer und beim belgischen Club Noliko Maaseik war Hübner Co-Trainer des Belgiers. Längst geht er aber seinen eigenen Weg, hat mittlerweile ganz viel Bundesligaerfahrung gesammelt. Der 45Jährige trainiert seit 2014 die SVG Lüneburg und ist somit schon sieben Jahre in der höchsten Spielklasse des deutschen Volleyballs unterwegs. Dabei steht er für kontinuierlich gute Arbeit, hat die Niedersachsen nach dem Aufstieg fest in der Bundesliga etabliert und schon an einem Titelgewinn geschnuppert. Gleich zweimal stand Hübner mit der SVG im DVV-Pokalfinale, doch zweimal gab es eine Niederlage gegen Friedrichshafen. Diese Niederlagen schmälern seine Arbeit aber keineswegs. Hübner hat bewiesen, dass er ein Team formen und verbessern kann – einen Umbruch wie beim VfB könnte er somit managen. Dazu agierte Hübner auch schon als aktiver Spieler auf höchstem Niveau, trug das Trikot mehrerer italienischer Vereine wie Trentino Itas oder Perugia und bekam als herausragender Mittelblocker viermal den Titel „Volleyballer des Jahres“. Fraglich ist nur, ob der gebürtige Bielefelder von Lüneburg loszueisen ist. Wer so lange bei einem Verein aktiv ist, besitzt eine große Verbundenheit. Unterstrichen hat er das im Herbst 2018 mit seiner Vertragsverlängerung bis 2023, außerdem tut sich gerade etwas bei der SVG. Ab der nächsten Saison spielt der Verein in der neuen Arena Lüneburger Land mit einem Fassungsvermögen von bis zu 3500 Plätzen.
Thomas Ranner: Lust auf den Trainerjob beim VfB Friedrichshafen hätte er wohl auf jeden Fall. Zumindest lassen darauf seine markigen Worte nach Annahme des Co-Trainer-Postens im Jahr 2020 schließen. „Wer in der Spitze mithalten möchte, muss auch für ein Spitzenteam arbeiten“, sagte er damals und identifizierte sich sofort mit dem Selbstverständnis des Clubs. „Wir dürfen uns nicht als Underdogs verkaufen, denn das sind wir nicht. Wir müssen mit dem VfB um Titel spielen, auch wenn das ein harter Weg wird.“Nun wäre für ihn die Gelegenheit da, aus dem Schatten des Co-Trainers zu treten. Sein Debüt als verantwortlicher Coach in einem Bundesligaspiel hat er schon hinter sich. Er vertrat im Januar den verhinderten Warm beim 3:0-Erfolg beim VCO Berlin. Der 33-Jährige kennt den Verein und die Bedingungen, bringt Erfahrung als Teammanager und CoTrainer der deutschen Nationalmannschaft mit und hat auch die höchste Trainerlizenz.
Noch sind das aber lediglich Spekulationen.