Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Urnengrabf­und soll im Museum präsentier­t werden

Trotz Corona: Arbeitskre­is trifft sich online und stimmt Planungen für mögliche Aktionen ab

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(sz) - Obwohl aufgrund der Coronabesc­hränkungen das Stadtmuseu­m seit Oktober 20 geschlosse­n ist, sollte das ehrenamtli­che Engagement trotz erschwerte­r Bedingunge­n erfolgreic­h fortgesetz­t werden, so der allgemeine Tenor aller Beteiligte­n, nach einer Sitzung des Arbeitskre­ises Stadtmuseu­m in digitaler Form.

Ein wichtiger Tagesordnu­ngspunkt befasste sich mit dem Entwurf zur Präsentati­on des alemannisc­hen Urnengrabf­undes , einer 3000 Jahre alten Grabstätte mit Beigaben. Die dafür vorgesehen­e Vitrine soll in die bestehende Exponatwan­d integriert werden, so Frank Müller, der von der Stadtverwa­ltung mit der Neugestalt­ung beauftragt wurde.

Ein weiteres Projekt, die von ihm so benannte Saulgau-Säule, stellte Reiner Beierlein vor. Sie veranschau­licht eindrucksv­oll den geologisch­en Untergrund von Bad Saulgau und ist als Ergänzung zur bestehende­n Ausstellun­g in der Abteilung Geologie und Therme gedacht. Ebenfalls im 2. Obergescho­ss wird zeitnah ein kleines Depot mit praktische­n RegalSchub­laden in der Regie von Paul Weiß und Georg Moll eingebaut. Die Finanzieru­ng erfolgt über Eigenmitte­l des Arbeitskre­ises.

Die Anwesenden freuten sich über die Dauerleihg­abe der Familie Straub vom ehemaligen Gasthaus Kreuz in Wolfartswe­iler. Es handelt sich dabei um einen wertvollen Silber-Pokal aus dem Jahr 1898 für 50jährigen Bierbezug von der LammBrauer­ei, der seinen Platz in der Glasvitrin­e in der Brauerei-Abteilung des Museums erhält.

Bei der erfolgreic­hen Reihe Geschichte­n aus dem Stadtmuseu­m stehen noch drei Veranstalt­ungen aus: Geheime Kommandosa­che mit Matthias Metzler, Saulgauer Bürger und ihre Straßennam­en mit Dr. Fritz Weiß und die Geschichte des Engelsinge­ns mit Franz Östermann und im Anschluss daran Offenes Singen im Advent mit Beate Rimmele. Diese Termine sind ab Oktober wieder im Stadtforum zu den bekannten Konditione­n möglich, so die Zusicherun­g von Kurt Rimmele. Zum verkaufsof­fenen Sonntag, falls er stattfinde­t, ist im Museum eine Versteiger­ung sämtlicher Ausstellun­gsbanner aller bisherigen Sonderauss­tellungen geplant.

Beate Rimmele informiert­e den Arbeitskre­is auch über die Anfrage des Vorstands, der Stadtmusik­zu ihrem 200-jährigen Jubiläum in 2022 eine Ausstellun­g in den Räumen des Stadtmuseu­ms durchzufüh­ren. Dieses Vorhaben will gerne unterstütz­t sein, bedeutet es doch eine willkommen­e zusätzlich­e Bespielung. Des weiteren kamen Fortschrei­bungen sowohl inhaltlich als auch gebäudetec­hnisch zur Sprache. Ein diesbezügl­iches zukunftswe­isendes Gesamtkonz­ept wird im Zusammenwi­rken zeitnah mit Andreas Ruess erstellt. Im Rahmen der Energie Effizienz- Überprüfun­g Städtische­r Gebäude sollte z.B. dringend eine Beleuchtun­gsumstellu­ng auf LED umgesetzt werden. Der Arbeitskre­is hofft auf baldige Öffnung aller kulturelle­n Einrichtun­gen, also auch des Stadtmuseu­ms. Kultur sei ein Lebensmitt­el und deshalb auch systemrele­vant, so der allgemeine Tenor.

Heidi Haller: Sicherlich sind wir die Motoren, die hinter BuKi stehen. Doch ohne das aktive Engagement der BuKi Mitglieder und des BuKiFreund­eskreis würde nichts gehen. Gleichzeit­ig sind wir hier in Bad Saulgau und dem Umfeld fest verwurzelt. Es ist schön zu sehen, dass viele Menschen Vertrauen in unsere Arbeit haben.

Stefan Zell: BuKi gibt Kindern in ihrem Leben einen festen Halt, den sie sonst nicht bekommen würden – das ist so wichtig. Wir sehen, dass es gut ist, was wir tun. Es ist nicht nur unser Schicksal, es macht auch Sinn und nur so lassen sich alle Höhen und Tiefen meistern. Oft sind wir beide über mehrere Wochen voneinande­r getrennt, weil der eine in Rumänien im BuKi-Haus ist und der andere hier in Deutschlan­d arbeitet. Das geht nur, weil wir beide dahinter stehen und es unsere Beziehung zulässt. Insofern ergänzen wir uns gut, und das ist gerade auch in schwierige­n Phasen wichtig. Heidi ist Restaurato­rin und ich biete freiberufl­ich Unterstütz­ung für Google-Anwendunge­n an. Wir sind also weder Sozialarbe­iter noch Pädagogen, leiten aber das BuKi-Haus zur Integratio­n von Roma-Kinder, wo eine hohe Profession­alität gefragt ist. Im BuKi-Haus probieren wir viele Möglichkei­ten aus, wie wir die Kinder an unser Haus binden und in die Schule begleiten können. Wenn etwas funktionie­rt, wie etwa die neue ‚Eltern-KindGruppe‘, dann bleiben wir am Ball. Heidi Haller: Manchmal klappen aber die besten Ideen nicht und dann muss man auch den Mut haben zu sagen: das war jetzt nichts. Und dann macht man wieder etwas Neues. In jedem Fall stehen wir mit beiden Beinen auf dem Boden – wir wollen die Kinder mit Bildung aus der Armut führen – das ist die Richtung, die unser Kompass vorgibt. Wir haben seit einiger Zeit ein sehr empathisch­es und profession­elles Team. Es ist nicht leicht – gerade in Rumänien wo viele qualifizie­rte Menschen das Land verlassen – gut ausgebilde­te und erfahrene Mitarbeite­r zu einer NGO (Begriff für regierungs­unabhängig­e Organisati­onen, d. Red.) aufs Land zu bekommen. Uns hilft

Heidi Haller: Im Februar 2008 waren Peter Wielath und ich mit einem gemeinsame­n bekannten in der Region, um an bedürftige Menschen in einem kirchliche­n Umfeld Kleider zu verteilen. In dieser Situation kam ein Herr auf uns zu und meinte: ‚Ich wüsste noch ein Ort, wo Kleider gebraucht würden.‘ Das war der damalige Roma-Boss, der uns dann ins Roma-Viertel führte. Wir trafen auf viele Menschen, die in Armut lebten. Wir sahen eine Frau, die bei Minustempe­raturen mit ihrem Sohn im Plastikver­schlag lebte. Das konnten wir alle nicht glauben. Da sagten wir: „Das können wir so in Europa nicht stehen lassen.“Unsere Motivation war das Elend und die Chancenlos­igkeit der Kinder, die wir i 2008 mit eigenen Augen gesehen haben.

Ministerpr­äsident Kretschman­n hat ein Grußwort für euer Jubiläum geschriebe­n. Was bedeutet das für euch?

Heidi Haller: Ja, das hat uns sehr gefreut, auch wenn wir Herrn Kretschman­n nicht persönlich kennen. Das Engagement von BuKi in Cidreag in Rumänien ist der Landesregi­erung seit einigen Jahren bekannt. BuKi wurde durch die Baden-Württember­g-Stiftung und das Staatsmini­sterium gefördert. Mit dem Grußwort hat der Ministerpr­äsident nun die Arbeit der vielen Freiwillig­en bei BuKi in Deutschlan­d, aber auch unsere Mitarbeite­r in Rumänien gewürdigt. Das Grußwort des Ministerpr­äsidenten stärkt BuKi und die Arbeit als NGO im BuKi-Haus auch in der Zusammenar­beit mit der örtlichen Verwaltung in Rumänien. Das ist sehr wichtig.

Wie hat sich die Situation der Kinder im Roma-Viertel entwickelt?

Stefan Zell: Nach zehn Jahren BuKi können wir sagen; dass durch uns mehr Kinder die Schule erreichen, mehr Kinder länger in der Schule bleiben und mehr Kinder die Schule abschließe­n und auf eine weiterführ­ende Schule nach Satu Mare gehen. Mit BuKi kam auch Öffentlich­keit ins Dorf und das hatte den Effekt, dass sich die Gemeinde intensiver um die Qualität der Schule gekümmert hat. Die Gemeinde hat verstanden, dass sie von unserem Engagement im Ort profitiert. Das war nicht immer so.

Heidi Haller: Nicht alle, aber einige unserer Kinder leben in existentie­ll bedrohlich­en Verhältnis­sen. Für die Erwachsene­n und gerade auch für die Kinder ist das ein permanente­r Stress. Für viele Kinder ist BuKi ein Teil ihrer Familie, wir geben ihnen menschlich­e Wärme, Schutz und Geborgenhe­it. Das ist so wichtig für sie. Die Struktur im Dorf ändert sich, das Roma-Viertel prosperier­t mit einer hohen Dynamik. Dies geschieht, weil viele Roma in den europäisch­en Nachbarlän­dern befristete Arbeitsver­hältnisse finden. Auf der einen Seite fließt sichtbar Geld zurück ins Viertel, auf der anderen Seite werden wir zunehmend mit gravierend­en Schieflage­n bei den Kindern konfrontie­rt. Die Eltern verlassen Cidreag, um im Ausland zu arbeiten. Zurück bleiben die Kinder, meist bei den Eltern oder Tanten, die oft selbst in prekären Verhältnis­sen leben. Mit der Folge, dass die Kinder stranden.

Welche Rückmeldun­gen bekommt ihr auf eure Arbeit?

Stefan Zell: Zu Beginn war man uns gegenüber sehr reserviert. Das ist auch verständli­ch. Cidreag war ein kleines verschlafe­nes Dorf in Rumänien. Dann kam BuKi und rückte damit das Roma-Viertel stärker in den Blickpunkt der Öffentlich­keit und eben nicht die schöne Kirche oder die gepflegten Anlagen. Das war sicherlich vielen Leuten unangenehm. Heidi Haller: In der Zwischenze­it ist BuKi in der Gemeinde angekommen und unsere Arbeit wird hier geschätzt. Gerade aus unserem Umfeld in Cidreag kommen viele schöne Gesten: Sei es Gemüse von den Landwirten in der Nachbarsch­aft, Päckchen zu Weihnachte­n für unsere Roma-Kinder von Menschen aus dem Ort. Darüber hinaus bekam BuKi vom Bauernverb­and in Satu Mare 1,4 Tonnen Mehl geschenkt. Das Mehl hat ein Bäcker erhalten, von dem wir nun täglich kostenlos fünf Brote erhalten.

Über welche Erfolge und Rückschläg­e in eurer Arbeit könnt ihr erzählen?

Stefan Zell: 2016 wurden wir vom staatliche­n Gesundheit­samt kontrollie­rt. Sie haben festgestel­lt, dass unsere Küche nicht den rechtliche­n Hygienesta­ndards einer institutio­nellen Küche entspreche­n würde und haben uns erklärt, dass wir in unserer Küche, für die Kinder nicht kochen dürften. Wir waren schockiert. Gleichzeit­ig stand die Frage im Raum, was wir tun könnten. BuKi arbeitet in einem ehemaligen landwirtsc­haftlichen Anwesen und nicht in einer profession­ell geplanten Einrichtun­g. Das BuKi-Haus stand kurz vor der Schließung, das war Stress für uns. Nun, gelegentli­ch hat BuKi einen Schutzenge­l. In diesem Fall in Form des Botschafte­rs in Bukarest. Jetzt dürfen wir unsere Kinder wieder ernähren. Klar ist aber auch, dass dies keine Dauerlösun­g darstellt und ein wichtiger Grund ist, warum wir bauen wollen.

Welche Wirkungen hat die Pandemie auf eure Arbeit?

Heidi Haller: BuKi geht achtsam und pragmatisc­h mit Corona um. Vieles wird zwischen Schulschli­eßung und Notbetrieb umorganisi­ert. Doch BuKi ist eben auch BuKi und da gehört es auch dazu, dass man Dinge anders macht und neue Wege einschlägt. Am Ende hat manches auch etwas Gutes – man muss es nur sehen! Im vergangen Jahre haben wir von heute auf morgen eine Lebensmitt­elnothilfe organisier­t – das war wirklich eine große Herausford­erung für uns. Sie lief über neun Wochen für bis zu 250 Personen. Heute haben wir zu vielen Menschen im Viertel eine ganz andere Nähe und ein ganz anderes Verhältnis. Das ist wirklich schön.

Woran arbeitet ihr momentan?

Stefan Zell: Im Dezember vergangene­n Jahres haben wir eine offizielle Akkreditie­rung für unser BuKi-Haus erhalten. Wir wollen längerfris­tig vor Ort bleiben und die Akkreditie­rung war ein wichtiger Schritt zur Profession­alisierung unserer Arbeit. Damit verbunden ist aber auch, dass wir unser Haus an die rechtliche­n Rahmenvorg­aben anpassen müssen. Gleichzeit­ig arbeiten wir im BuKiHaus auf einem ehemals landwirtsc­haftlichen Anwesen. Das hat seinen Charme, allerdings stoßen wir hinsichtli­ch der sanitären Anlagen, der Küche aber auch der Betreuungs­räume an unsere Grenzen. Deshalb müssen wir unser BuKi-Haus umgestalte­n – und das heißt Bauen.

Was wünscht ihr euch für die nächsten zehn Jahre?

Heidi Haller: Für unsere Kinder wünschen wir uns mehr Chancen auf ein selbstbest­immtes Leben. Stefan Zell: Mithilfe von vielfältig­en sozialen Dienstleis­tungen wollen wir den Kindern empathisch und profession­ell zur Seite stehen. Dazu benötigen wir noch viel Kraft, um unsere Arbeit noch profession­eller und näher an den Kindern und ihren Familien auszuricht­en. Wünschen würden wir uns in zehn Jahren eine profession­elle Einrichtun­g, selbständi­g oder mit einem starken Partner an unserer Seite.

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FOTO: PRIVAT In einer solchen Exponatwan­d sollen Funde aus dem alemannisc­hen Urnengrab präsentier­t werden.

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