Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Rat hält an Verkauf der Zehntscheuer fest
Käufer springt wieder ab – Künftige Interessenten sollen ein Nutzungskonzept vorlegen
- Einstimmig hat der Gemeinderat entschieden, dass die Zehntscheuer am Amtshaus weiterhin zum Verkauf steht. Der Vertrag mit Makler Hubert Frank wird somit verlängert. Auf Vorschlag der Fraktion SPD/FB wird von künftigen Kaufinteressenten ein verbindliches Nutzungskonzept gefordert.
Vor mehr als 20 Jahren hat die Gemeinde das Ensemble von Amtshaus und Zehntscheuer erworben. Während das Amtshaus saniert wurde und das Gebäude als Museum genutzt wird, steht die Zehntscheuer nach wie vor in marodem Zustand daneben und verfällt zusehends. Eine Sanierung würde mehrere Millionen Euro kosten, was die Gemeinde sich kaum leisten kann. Seit mehreren Jahren steht sie daher zum Verkauf und wurde im Internet angeboten. „Es gab immer mal wieder Anfragen. Vor einem halben Jahr hat Hubert Frank angeboten, das Gebäude als Makler aktiver auf dem Markt anzupreisen“, berichtete Bürgermeister Christoph Schulz. Der Gemeinderat hatte dem zugestimmt und bis vor Kurzem sah es nach einem erfolgreichen Abschluss aus. Doch der Interessent ist laut Schulz jüngst wieder abgesprungen, sodass der Bürgermeister am Montagabend vom Gemeinderat eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen haben wollte.
Mangels Meldungen aus dem Gremium machte Schulz für die Verwaltung schließlich den Vorschlag, das Gebäude nicht weiter zum Verkauf anzubieten. Dem widersprach Simon Rauch (FW): „Wir sollten am Verkauf festhalten, um eine sinnvolle Nutzung zu finden. Ich sehe keine
Gefahr der Verunstaltung, weil allein schon der Denkmalschutz das verhindert.“Auch Jürgen Arnold (CDU) argumentierte in diese Richtung: „Bei unserer Haushaltslage tun wir uns schon schwer, den Pflichtaufgaben nachzukommen. Selbst den Erhalt
dieses Gebäudes können wir uns auf absehbare Zeit nicht leisten.“Der Verkauf sei der sinnvollste Weg. Er sprach sich gegen Bedingungen für eine künftige Nutzung aus.
Jörg Schmitt (SPD/FB) sprach das Dilemma an. Denn einerseits ist die 1595 erbaute Zehntscheuer von historischer Bedeutung, andererseits für die Gemeinde derzeit nicht zu finanzieren und auch schwer zu vermarkten. Seine Fraktion hatte sich Gedanken über eine Art Präambel gemacht, die dem Verkaufsangebot beigefügt werden könnte. Etwa dürfe eine künftige Nutzung für die Anwohner keine unzumutbare Veränderung sein und solle der historischen Bedeutung gerecht werden. „Ein potenzieller Erwerber hat daher ein verbindliches Nutzungskonzept vorzulegen“, sagte Schmitt. Bürgermeister Schulz erkundigte sich bei Frank, ob solch ein Zusatz aufgenommen werden könne oder das unvorstellbar sei. Immobilienmakler Frank ist als Ortsvorsteher von Magenbuch-Lausheim im Gemeinderat. In dieser Funktion war er natürlich befangen, durfte sich aber als sachkundiger Bürger äußern. „Die Vermarktung ist eine sehr große Herausforderung, aber ich sehe kein Problem mit der Präambel. Das würde einen Interessenten auch aus der Reserve locken, sich ausgiebig Gedanken zu machen“. Er gab aber auch zu bedenken, dass eine zu strenge Reglementierung zu weniger Anfragen führen könne. Interessenten seien bei einer Besichtigung oft schon vom ersten Eindruck abgeschreckt. „Dafür sorgen allein die Bausubstanz, der Gestank und die Feuchtigkeit“, sagte Frank.
Matthias Seitz (SPD/FB) sprach sich für die Präambel aus. „Mit den Vorgaben zeigen wir, dass wir ein Konzept wollen, und verhindern genau solche Interessenten, wie denjenigen, der gerade abgesprungen ist.“Denn der habe keinen Plan für die Nutzung gehabt. Die Gemeinde wolle das Gebäude nicht einfach abstoßen, sondern einer sinnvollen Nutzung zuführen. Einstimmig sprach das Gremium sich dafür aus, Frank mit der weiteren Vermarktung der Zehntscheuer zu beauftragen und die Präambel in das Angebot aufzunehmen.