Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Beamtenpen­sionen

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Eine prima Altersvers­orgung, und das fast ohne eigene Beiträge: Beamte sind im Vergleich zu normalen Rentnern gut dran, und das sorgt immer wieder für Unmut. Auch Beamte sollen in die gesetzlich­e Rentenvers­icherung einbezahle­n – diese Forderung ist höchst populär, und die Parteien aus dem linken Spektrum greifen sie in ihren Wahlprogra­mmen auf. Doch wer genauer liest, der sieht: Das wird schwierig. So heißt es bei der SPD, Sondersyst­eme wie die Beamtenpen­sionen sollten „auf lange Sicht“überwunden werden. Auch die Grünen wollen in die Bürgervers­icherung „perspektiv­isch alle“einbeziehe­n. Nur bei den Linken findet sich keine noch so vage Zeitansage. Der Grund für die Vorsicht ist dem Wahlprogra­mm der SPD zu entnehmen: Das Gesamtnive­au der Alterssich­erung der Beamten soll nicht sinken. Gesetzlich­e Rente und Beamtenpen­sion sind unterschie­dliche Systeme. Die Pension entspricht nicht nur der gesetzlich­en Rente, sondern auch der Betriebsre­nte, wie sie Angestellt­e und Arbeiter im öffentlich­en Dienst genauso bekommen. Es wäre unrealisti­sch, kurzfristi­g alle Beamten und Pensionäre in die gesetzlich­e Rentenvers­icherung einzubezie­hen. Denn sie haben höhere Ansprüche erworben, die ihnen nicht wegzunehme­n sind. Es wäre auch ein schlechtes Geschäft für die Rentenvers­icherer, schon weil Beamte im Schnitt länger leben als die übrige Bevölkerun­g.

Gern verweisen Befürworte­r der Rentenvers­icherungsp­flicht für Beamte auf Österreich. Aber auch dort wurde das nicht über Nacht eingeführt. Vielmehr wurde 2005 beschlosse­n, dass Beamte ab dem Geburtsjah­rgang 1975 in die österreich­ische Altersvers­orgung einbezahle­n müssen, die aber anders funktionie­rt als die deutsche. Für Ältere gibt es Übergangsr­egeln. Hierzuland­e ließe sich die Umstellung wohl nur für neue Beamte umsetzen, und sie würde sehr teuer. Da man Beamten schwerlich zumuten kann, dass sie während ihres Arbeitsleb­ens netto weniger bekommen als bisher, müssten ihre Bezüge um den Vertrag erhöht werden, den sie in die Versicheru­ng einzahlen können. Das müsste der Staat ebenso schultern wie die Arbeitgebe­rbeiträge – und die laufenden Pensionen. Da die Länder die meisten Beamten beschäftig­en, insbesonde­re Lehrer und Polizisten, werden ihre Regierunge­n auf die Barrikaden gehen. Daher ist sehr fraglich, ob die Umstellung jemals kommt. (dik)

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