Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Umfrage: Bareiß und Kretschmann liegen gleichauf
Die CDU ist zwar stärkste Kraft, verzeichnet aber Verluste – Die Grünen holen im Wahlkreis auf
- Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa liegen Thomas Bareiß (CDU) und Johannes Kretschmann (Grüne) in der Gunst der Wähler im Wahlkreis 295 Zollernalb-Sigmaringen derzeit gleichauf. Bei den Parteienpräferenzen sieht das Meinungsforschungsinstitut allerdings weiterhin die CDU mit 24 Prozent an der Spitze, gefolgt von den Grünen mit 19 Prozent. Beide Zahlen bedeuten für die CDU wenige Wochen vor der Wahl massive Verluste gegenüber dem Ergebnis der Bundestagswahl von 2017, während die Grünen in dieser Umfrage starke Zuwächse aufweisen und sich als zweitstärkste politische Kraft etablieren.
Die Umfrage wurde von Campact, ein Verein für Online-Kampagnen, der sich selbst als Bürgerbewegung bezeichnet, beim renommierten Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegeben. Der Ergebnisbericht des Instituts liegt der „Schwäbischen Zeitung“vor.
Für die Umfrage wurden im Zeitraum von 26. Juli bis zum 4. August, 1001 Personen im Alter ab 18 Jahren nach einem „systematischen Zufallsverfahren“befragt. Dabei arbeitete das Institut mit Hilfe computergestützter Telefoninterviews und dem Onlinepanel forsa.omninet. Das Unternehmen weist darauf hin, dass die Ergebnisse mit einer Fehlertoleranz von plus-minus drei Prozent auf die Gesamtheit der Wahlberechtigten übertragen werden können. Außerdem sind Umfragen jeweils Momentaufnahmen zum Zeitpunkt der Befragung. Hätte die Bundestagswahl nicht erst am 26. September, sondern zum Zeitpunkt der Befragung stattgefunden, könnte die CDU mit 24
Prozent der Stimmen rechnen. Gegenüber der Bundestagswahl 2017 wäre das bezogen auf die Zweitstimmen ein Minus von 14 Prozent für die Christdemokraten. Die Grünen wären im Wahlkreis mit 19 Prozent (+7,5) zweitstärkste Kraft. Mit 17 Prozent (+3,6) käme die FDP auf Platz drei. Nahezu unverändert blieben die SPD mit 15 Prozent (+0,9), die AfD mit 13 Prozent (-0,7) und die Linke mit fünf Prozent (-0,1).
Noch eklatanter stellen sich die Veränderungen gegenüber der Bundestagswahl vor vier Jahren bei den vom Institut erhobenen Kandidatenpräferenzen dar. Bezogen auf dieses Kriterium liegen der derzeit amtierende Direktkandidat Thomas Bareiß und sein Herausforderer Johannes
Kretschmann von den Grünen sogar gleichauf. Je 20 Prozent aller Befragten sprechen sich für Thomas Bareiß und Johannes Kretschmann aus. Allein bezogen auf die Wahlwilligen, die sich bereits für einen Kandidaten entschieden hatten, sind es jeweils 31 Prozent der Stimmen, die jeder der beiden Kandidaten auf sich vereinigen könnte. Weit abgeschlagen folgen die Kandidaten Stephan Link (FDP), Nicolas Gregg (AfD), Robin Mesarosch (SPD) und Marco Hausner (Linke). Allerdings sind laut Forsa neben Bareiß und Kretschmann die Kandidaten der anderen Parteien bislang kaum bekannt. Für Thomas Bareiß, den einzigen Kandidaten, der bereits 2017 zur Bundestagswahl antrat, würde ein Wähleranteil von 31
Prozent ein Minus von 14 Prozent bei den Erststimmen gegenüber seinem Ergebnis vor vier Jahren bedeuten. Auch nach den wichtigsten Problemen in der Region hat Forsa gefragt. Demnach steht die Corona-Pandemie mit 25 Prozent an erster Stelle, 19 Prozent benennen den öffentlichen Nahverkehr, 14 Prozent beklagen eine mangelhafte Infrastruktur, zehn Prozent ist die Versorgung mit Geschäften und Ärzten nicht ausreichend. Umwelt und Klimaschutz erachten 14 Prozent als wichtiges Problem.
Laut Umfrage legt ein großer Anteil der Wähler Wert darauf, dass ein Kandidat für den Bundestag vertrauenswürdig ist, die Intessen der Region in Berlin gut vertritt und in der Region verankert ist. Eine große
Mehrheit, nämlich 81 Prozent, sehen sowohl Bareiß als auch Kretschmann in der Region verankert. Größer ist der Anteil der Befragten, die Kretschmann für vertrauenswürdig halten (63 Prozent) gegenüber 55 Prozent bei Bareiß. Dafür halten mehr Befragte den CDU-Kandidaten Bareiß für kompetent (62 Prozent) gegenüber 56 Prozent, die dies Johannes Kretschmann zuschreiben.
Im Gegensatz zu Johannes Kretschmann hat Thomas Bareiß auf einen Platz auf der Landesliste seiner Partei verzichtet. So haben Kandidaten ohne Direktmandat die Chance, in den Bundestag zu kommen. Um ein Mandat zu erhalten, müsste Thomas Bareiß direkt gewählt werden.