Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Anti-Stau-Ampel ist in Betrieb
Zuflussregelungsanlage soll an B 31-Auffahrt für geschmeidigeren Ablauf sorgen
- Die einen sind auf der B 31 in Richtung Lindau unterwegs, die anderen stoßen über die Auffahrt Friedrichshafen Ost dazu. Das Ergebnis: Nahezu täglich stauen sich in dem Bereich der Bundesstraße Autos, Laster, Motorräder. Eine sogenannte Zuflussregelungsanlage soll für einen geschmeidigeren Ablauf sorgen. Seit vergangener Woche ist die Anti-Stau-Ampel in Betrieb – und lässt mit ihrem flotten Farbwechsel so manchen Autofahrer den Kopf schütteln.
„Die verkehrsabhängige Anlage schaltet sich ab einem Verkehrsaufkommen von 200 Fahrzeugen innerhalb 15 Minuten auf der Bundesstraße automatisch ein beziehungsweise auch wieder aus“, berichtet Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes. Ein Zusatzschild mit dem Hinweis „1 Auto bei Grün“deutet an, dass Reaktionsschnelligkeit gefragt ist. Zeitweise wechselt die Ampel ihre Farben jedoch in einer Geschwindigkeit, die an eine Disko-Beleuchtung erinnert.
Dazu teilt der Sprecher mit: „Die Schaltzyklen sind so geregelt, dass ein Fahrzeug je Grünphase eine Freigabezeit von zwei Sekunden erhält. Danach schaltet die Anlage auf Gelb (eine Sekunde) und danach wieder auf Rot. Die Rotphase ist verkehrsabhängig und variiert je nach Schaltprogramm zwischen drei und sechs Sekunden.“
Die Kosten für das neue System, das bereits im Mai installiert worden ist, belaufen sich laut einer früheren Pressemitteilung auf 55 000 Euro. Die Anlage ist demnach das Ergebnis einer Untersuchung, die Bodenseekreis und Stadt Friedrichshafen in Auftrag gegeben hatten, um Verbesserungsmöglichkeiten zu prüfen. Die Ampel soll für weniger Beeinträchtigungen
und gleichzeitig mehr Verkehrssicherheit sorgen, hieß es. Im Bereich der Auffahrt FN Ost kommt es immer wieder zu Stauungen und zähem Verkehrsfluss. Der Stadtverwaltung zufolge hat eine Verkehrsuntersuchung zur B 31-neu ergeben, dass auf dem Streckenabschnitt bis zu 36 000 Fahrzeuge pro Tag unterwegs sind.
Seit 1. Juli steht die Anlage unter Strom, zunächst lief sie unter einer Abdeckung im Probebetrieb, erklärt Robert Schwarz. Bis zur Inbetriebnahme seien die Detektionsschleifen getestet, die registrierten Verkehrsdaten mit den
Ein- und Ausschaltzyklen abgeglichen und die verkehrsabhängige Programmsteuerung auf mögliche Störungen beziehungsweise Fehlerquellen überprüft und justiert worden. Hinter dem Begriff „Detektionsschleifen“steckt das Prinzip, dass in die Straße eingelassene Verkehrstechnik die Fahrzeuge erkennt. Sobald auf der Strecke entsprechend viel los ist, schaltet sich die Anlage ein.
Was die Gefahr einer Autoschlange von der Ampel zurück in die Stadt angeht, teilt der Sprecher des Landratsamtes mit: Grundsätzlich müsse betont werden, dass solch eine Anlage bei einer derart beanspruchten
Straße wie der B 31 die Gefahr einer Rückstaubildung vor der Zufahrt nicht verhindern, sondern allenfalls reduzieren könne. Und weiter: „Klar ist auch, dass die gedrosselte Zufahrt auf die übergeordnete Bundesstraße längere Wartezeiten auf der untergeordneten Straße bedeutet.“
Nicht allen Fahrzeuglenkern erschließt sich der Sinn der Ampel direkt. Jürgen Meyer aus Friedrichshafen schreibt in einem Leserbrief: „Auch vorher hatte ich keine Probleme – selbst bei Stau auf der B 31 und mehreren Auffahrern.“Langsam an der Kolonne vorbei und im Reißverschlussverfahren einfädeln: Dieses Vorgehen funktioniere in der Regel sofort, und niemand im Stau ärgere sich, weil jemand schon vorher in eine kleine Lücke stoße. Sein Fazit: Schilder, die auf diese Verkehrsführung hinweisen, „wären sicher billiger und hilfreicher“.
Für eine Bewertung der Wirksamkeit der neuen Anlage sei es jetzt noch zu früh, gibt Robert Schwarz zu bedenken. Veränderungen müssten oft auch erst von den Verkehrsteilnehmenden gelernt und in die Fahrroutine integriert werden. Parallel dazu seien auch feine Anpassungen an die Regeltechnik denkbar – „und die vollständige Öffnung der neuen Bundesstraße wird ebenfalls zu veränderten Verkehrsflüssen führen“.