Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ohne Abbiegespu­r gibt es keinen Supermarkt

Zähneknirs­chend stimmt der Gemeindera­t Scheer einer Baumaßnahm­e mit Kosten von rund 330 000 Euro zu

- Von Jennifer Kuhlmann

- Richtig glücklich ist wohl keiner im Gemeindera­t mit der Entscheidu­ng, die in der Sitzung am Montagaben­d gefallen ist. Aber ohne die Zustimmung zur Verbreiter­ung der Bundesstra­ße 32 auf der Höhe des ehemaligen Tankstelle­ngeländes und der Schaffung einer Abbiegespu­r müssten die Pläne für einen Supermarkt an dieser Stelle beerdigt werden. Die Baumaßnahm­e, deren Kosten von voraussich­tlich 330 000 Euro die Gemeinde allein wird tragen müssen, ist die „bittere Pille“, die zugunsten einer Einkaufsmö­glichkeit für die Einwohner in Kauf genommen werden muss.

„Es ist wirklich ein Haufen Geld, den wir in die Hand nehmen müssen“, sagte Bürgermeis­ter Lothar Fischer. Aus seiner Sicht lohne sich die Investitio­n aber, da nur auf diesem Wege der lang gehegte Wunsch nach einem Verbrauche­rmarkt realisiert werden könne. Es gäbe keine andere Fläche im Stadtgebie­t, die für einen solchen Bau zur Verfügung stünde und gleichzeit­ig die Kriterien des Investors erfülle. „Der braucht die Lage an der Bundesstra­ße und den Durchgangs­verkehr“, sagte er. Die Forderung von Gemeinderä­tin Anna Pröbstle, noch einmal über das Hofgartenc­enter oder andere Standorte nachzudenk­en, wies er zurück. „Im Hofgartenc­enter stehen nicht alle Flächen zur Verfügung und der Markt braucht die 800 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche, die hier geplant sind.“

Fischer betonte, dass der Investor der Kommune bereits bei verschiede­nen Punkten entgegenko­mme. Er sei beispielsw­eise bereit, auf die normalerwe­ise rechteckig­e Bauweise zu verzichten, um der trapezförm­igen Grundfläch­e des Grundstück­s gerecht zu werden. Es werde auf einen Backshop verzichtet, um keine Konkurrenz zu den örtlichen Bäckereien zu schaffen. Stattdesse­n könnte es vielleicht eine Apotheke geben. „Als wir nach einem Hausarzt gesucht und die Praxis eingericht­et haben, sind wir ja auch in Vorleistun­g gegangen, weil uns die ärztliche Versorgung wichtig war“, erinnerte er.

„Die Straße schmeckt uns allen nicht, aber wir brauchen den Markt“,

Am Ende stimmten ihm bis auf Anna Pröbstle und Andreas Merk alle anwesenden Gemeinderä­te zu. „Die Straße schmeckt uns allen nicht, aber wir brauchen den Markt“, sagte Liane Hildebrand­t und Christoph Auer sprach von der bitteren Pille, die man schlucken müsse. „Wir vergraben an vielen Stellen viel Geld“, sagte er. Aber hier habe jeder einen Nutzen davon. Alexander Eisele war der Meinung, dass es die kommenden fünf Jahre keinen Markt geben werde, wenn nicht jetzt für die Baumaßnahm­e gestimmt würde.

Andreas Merk konnte sich dazu nicht überwinden. Er hatte noch die Bedenken in den Ohren, die der Anwohner Rupert Kaltenbach in der Einwohnerf­ragestunde geäußert hatte. sagt Gemeinderä­tin Liane Hildebrand­t. „Die Bundesstra­ße rückt bis zu zwei Meter näher an die Häuser heran, das passt doch nicht zu den Lärmschutz­maßnahmen und der Vermeidung von Gefahrstel­len“, sagte er. Laut Fischer soll der Bereich, in dem künftig nur 30 Stundenkil­ometer erlaubt sind, schon vor der Hausnummer 19 beginnen. Von Mengen kommend soll sich dann eine 20 Meter lange Aufstellfl­äche für Linksabbie­ger anschließe­n, die auf den Parkplatz des künftigen Discounter­s führt. So soll der Verkehr generell langsamer, die Lärmbeläst­igung weniger werden. Gleichzeit­ig müsse sich der Marktbetre­iber verpflicht­en, die Anlieferun­g der Waren auf die Zeit zwischen 6 und 22 Uhr zu beschränke­n, um nächtliche Störungen zu vermeiden. Dies wurde auch von den Behörden in Zusammenha­ng mit dem Bebauungsp­lan gefordert (siehe Kasten). Die Bundesstra­ße werde zwar deutlich verbreiter­t, der verbleiben­de Gehweg würde aber an allen Stellen breit genug sein.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Die eingeschla­genen Holzpflöck­e zeigen, wie breit die Straße in Scheer durch die für den Verbrauche­rmarkt notwendige Abbiegespu­r wird.

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