Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Satirepartei veräppelt Bareiß und Kretschmann
Spaßpolitiker spielen auf Schwächen der Kandidaten an – So reagieren die Betroffenen
- Der Bundestagswahlkampf im Kreis Sigmaringen ist in vollem Gange. Überall hängen Banner und Plakate. Zwei davon fallen dabei besonders auf: Die SatirePartei „Die Partei“hat darauf Karikaturen der beiden aussichtsreichsten Kandidaten für das Direktmandat im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen drucken lassen. Thomas Bareiß von der CDU ist darauf in schwarz-rotgoldener Badehose abgebildet, unter den Arm seines durchtrainierten Körpers hat er sich ein Surfbrett geklemmt. Darüber steht der Slogan „Klimawandel? GEIL!!!“, womit die Satiriker wohl darauf anspielen wollen, dass er als Tourismus-Beauftragter der Bundesregierung das Thema Klimaschutz aus einer anderen Perspektive sehen könnte.
Aber auch sein Herausforderer Johannes Kretschmann bekommt was ab: Über der Karikatur des Grünen-Politikers steht nur ein Wort: „Väterleswirtschaft“. Was die Urheber damit wohl gemeint haben? „Das ist auf meinem Mist gewachsen“, sagt Die Partei-Mitglied Peter Hildebrand auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Die Idee sei ihm ganz spontan in einer Online-Besprechung
über mögliche Plakatmotive gekommen. „Auch wenn wir ihm nicht direkt Vetterleswirtschaft vorwerfen wollen, so haben wir doch den Eindruck, dass Johannes Kretschmanns Popularität mehr auf seinem bekannten Nachnamen beruht als auf seinen bisherigen Leistungen“, erklärt der 50-Jährige.
Warum die Spaßpolitiker seinen Konkurrenten von der CDU künftig noch weniger gerne im Bundestag sehen wollen würden, ist schnell erklärt: „Wir haben einen ganzen Ordner mit lustigen Zitaten von Thomas Bareiß, weil er ganz allgemein recht viel Blödsinn erzählt, insbesondere über den Klimawandel“, sagt Direktkandidat Dominik Ochs. Auch sein Partei-Freund Hildebrand sieht den CDU-Politiker kritisch. „Ich empfinde seinen Politikstil als intransparent“, sagt Hildebrand. „Und inzwischen ist Herr Bareiß leider berühmt dafür, als Teil des sogenannten ’Bermuda-Dreiecks der Energiewende’ jegliche klimapolitischen Ansätze im Keim zu ersticken“, so der 50-Jährige. Zudem habe Bareiß darauf verzichtet, seine Wiederwahl über die Liste seiner Partei abzusichern. „So viel Arroganz gehört aus meiner Sicht bestraft“, sagt Hildebrand. Bareiß nimmt die Karikatur mit Humor: „Ich fühle mich geschmeichelt und freue mich, dass Die Partei mir einen solch trainierten Körper zutraut. Leider passt das Surfbrett nicht ganz so gut, Wanderschuhe oder Skier hätten besser gepasst“, schreibt der CDUPolitiker in seiner Antwort auf eine Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Auch inhaltlich stimme das Plakat leider nicht, „denn Klimaschutz ist wichtig und die Bundesregierung hat viel getan. Knapp die Hälfte unseres Stroms kommt heute aus erneuerbaren Energien und wir sind beim Klimaschutz Spitzenreiter in Europa. Das ist auch ein Erfolg der CDU“, so Bareiß.
Sein Herausforderer Johannes Kretschmann reagiert ebenfalls gelassen: „Kann mir als blutiger Anfängerkandidat ohne Amt und Würden (oberhalb des Kreistags, pardon) kaum eine ehrenhaftere Auszeichnung vorstellen!“, schreibt er. Noch dazu fühle er sich mit Hemdkordel und Fingerherz sehr einfühlsam karikiert. „Die Mär in der Betitelung von der familiären Vorteilsnahme ist zwar ausgelutscht und abgeveschpert, aber das Wortspiel mit dialektalem Gepräge reißt es wieder raus“, so das Urteil des Grünen-Kandidaten.