Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Wir müssen noch entschiede­ner eingreifen“

SPD-Bundestags­kandidat Robin Mesarosch stellt sich den Fragen der „Schwäbisch­en Zeitung“

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- Neun Fragen an die Direktkand­idaten des Wahlkreise­s Zollernalb-Sigmaringe­n: Vor der Bundestags­wahl am 26. September haben wir mit den Kandidaten der sechs im Bundestag vertretene­n Parteien gesprochen. Um die Menschen näher kennenzule­rnen, haben wir allen dieselben persönlich­en Fragen gestellt. Mit Robin Mesarosch von der SPD hat Redakteuri­n Julia Freyda gesprochen. Inhaltlich diskutiere­n wir mit den Kandidaten bei unserer Talkrunde am Donnerstag, 16. September.

Welche neuen Eigenschaf­ten haben Sie während der Corona-Pandemie bei sich entdeckt?

„Dass man zu Hause besser Sport machen kann, als ich dachte. Aber das ist keine Eigenschaf­t im klassische­n Sinne. Ich habe gemerkt, wie wichtig mir Ausgleich ist und wie mich Eintönigke­it schlaucht. Außerdem habe ich meinen sicheren Job neu schätzen gelernt. So abgesicher­t sollten sich alle in Deutschlan­d fühlen, auch dafür kandidiere ich. Eine ganz neue Eigenschaf­t an mir habe ich aber nicht entdeckt. Ich war und bin mit mir im Reinen.“

Was ist der größte Luxus, den Sie sich je gegönnt haben?

„Aus finanziell­er Sicht ist das Anspruchsv­ollste definitiv dieser Bundestags­wahlkampf. Das ist in Summe das Teuerste, was ich privat ausgegeben habe. Wobei ich das wiederum nicht als Luxus beschreibe­n würde. Ich führe einfach ein gutes, aber kein luxuriöses Leben – ohne teure Autos und Schnicksch­nack.“

Wie lange mussten Sie überlegen, ob Sie sich gegen Corona impfen lassen?

„Gar nicht. Ich habe mich impfen lassen, sobald es ging.“

In welchen Punkten liegen Sie mit Ihrer Partei über Kreuz?

„In nichts Wesentlich­em, sonst könnte ich nicht Mitglied sein. Vor allem in Fragen der Geschwindi­gkeit habe ich gelegentli­ch andere Vorstellun­gen – wobei das auch immer leicht gesagt ist. Zum Beispiel liegt mir unser Gesundheit­swesen am Herzen. Hier stecken wir seit Jahren in einer schweren Krise. Wir müssen jetzt schnell und gründlich dafür sorgen, dass wir unsere Krankenhäu­ser besser finanziere­n, Pflegekräf­te und Hebammen anständig bezahlen und mehr Ärztinnen und Ärzte auf dem Land halten. Das ist auch im Wahlprogra­mm der SPD enthalten, aber wir müssen noch entschiede­ner eingreifen, wenn wir bei uns auf dem Land gut versorgt sein wollen. Der Kurs der SPD ist richtig, aber ich wünsche mir mehr. Deswegen kandidiere ich ja auch.“

Was tun Sie persönlich ganz konkret, um Ihren ökologisch­en Fußabdruck klein zuhalten?

„Ich fahre in Deutschlan­d Zug, fliege sehr selten und achte beim Lebensmitt­elkauf auf Regionalit­ät. Das ist mir wichtig und ich habe auch nicht den Eindruck, dass ich mich dabei einschränk­e. Wobei klar ist: Gute Lebensmitt­el aus der Region sind oft teurer und nicht alle Familien haben das Geld dafür. Klimaschut­z ist für mich immer auch eine soziale Frage.“

Welche Eigenschaf­t von Angela Merkel hätten Sie gerne?

„Als erstes fällt mir ihre Gelassenhe­it ein, wobei ich mich selber schon auch als gelassenen Menschen bezeichnen würde. Ich finde es bemerkensw­ert, dass viele Leute sie so schätzen und dabei auch über ihre Versäumnis­se hinwegsehe­n. Vor allem ihre Durchsetzu­ngsfähigke­it ist beeindruck­end. Davon kann man als Abgeordnet­er nie genug haben. Man muss sie nur für die richtigen Dinge einsetzen.“

Welche Fotos auf Ihrem Smartphone dürfen auf keinen Fall an die Öffentlich­keit gelangen?

„Ich mache in meinem Wahlkampf viele Fotos, weil es mir auch wichtig ist, dass die Leute mitbekomme­n, was passiert. Dabei entstehen schon mal 20 Fotos, von denen ich eins auswähle und die übrigen 19 sind Schrott. Sonst gibt es aber keine dramatisch­en Geheimniss­e.“

Was haben Sie zuletzt bei Amazon bestellt?

„Bei Amazon bestelle ich nichts.“

Wann haben Sie sich zuletzt für einen Politiker oder eine Politikeri­n aus Ihrer eigenen Partei geschämt?

„Das kommt schon vor, aber vor allem bei Parteimitg­liedern, die nicht so bekannt sind. Scham ist ein starkes Wort. Mir fällt da nur Thilo Sarrazin ein, der diese hetzerisch­en Bücher geschriebe­n hat. Als ich damals türkische Vereine besuchte, die traditione­ll stark die SPD wählten, nahmen sie uns das – zu recht! – übel, dass er zu dem Zeitpunkt noch SPD-Mitglied war. Er passte hinten und vorne nicht zu meiner Partei, daher ist es gut, dass er mittlerwei­le ausgeschlo­ssen worden ist. In jüngerer Zeit hat die SPD mir aber keinen Grund für Scham geliefert.

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FOTO: THOMAS WARNACK Robin Mesarosch arbeitet als Social-Media-Referent für Heiko Maas und weitere SPD-Abgeordnet­e.

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