Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Das neue Reisch-Paradeprojekt steht in München
Bad Saulgauer Unternehmen erhält nach dem Bau des Volkstheaters viel Lob für Termin- und Kostentreue
- Das neue Volkstheater in der Tumblingerstraße in München ist fertig. Im Oktober wird der neue Theaterbau offiziell eröffnet. Das Bad Saulgauer Bauunternehmen Georg Reisch hat es als Generalunternehmen realisiert. Die Süddeutsche Zeitung schreibt vom „Wunder von München“.
Beim 130-Millionen-Projekt in München wurde nämlich nicht nur der vorgegebene Kostenrahmen eingehalten, sondern der Bau wurde zudem zum Termin bezugsfertig. Angesichts von Kulturprojekten wie der Elbphilharmonie in Hamburg oder Großprojekten wie dem Berliner Flughafen, wo Kosten explodierten und ursprünglich gesetzte Termine Makulatur wurden, erhält großes Lob, wer zeigt, dass es auch anders geht. Wolfgang Müller, einer der drei Geschäftsführer des Bad Saulgauer Unternehmens, ist aber auch klar, dass der reibungsfreie Ablauf auf der Baustelle nicht allein auf das Konto des Bad Saulgauer Bauunternehmens geht. Es hänge von vielen Faktoren ab. „Nutzer und Bauherr haben sich hier im Vorfeld sehr viele Gedanken gemacht“, so Müller.
Bauherr ist in diesem Fall die Stadt München, Nutzer das Volkstheaters um Intendant Christian Stückl. Da sich die Beteiligten schon im Vorfeld alles gut durchdacht hätten, sei es während der Bauphase zu keinen Planänderungen gekommen, was dem zügigen Baufortschritt zugute kam. Reisch hatte Ende 2017 nach einem Architektenwettbewerb für dieses Projekt den Zuschlag bekommen.
Noch seien einige Kleinigkeiten zu machen, so Müller. Doch das Volkstheater-Ensemble hat das Gebäude bereits bezogen, schon werden die ersten Aufführungen ab Mitte Oktober im neuen Volkstheater vorbereitet. Reisch hat das Gebäude einschließlich der Architektur schlüsselfertig erstellt. Dabei wird die Zusammenarbeit mit dem renommierten Stuttgarter Architekten Arno Lederer gepflegt. Mit ihm hat das Unternehmen bereits mehrere
Projekte realisiert, etwa das in Fachkreisen ebenfalls hochgelobte Kunstmuseum in Ravensburg.
Das Unternehmen in Bad Saulgau hat Erfahrung mit solchen öffentlichen Bauten im Bereich von 200 bis 300 Kilometern um Bad Saulgau, die das Unternehmen als Generalunternehmer realisiert und schlüsselfertig an die künftigen Nutzer übergeben kann. Das Volkstheater aber war eine besondere Herausforderung. Die genauen Anforderungen fanden sich in einer 1000-seitigen funktionalen Leistungsbeschreibung mit speziellen Anforderungen für den einzelnen der 300 Räume wieder, wie es auf der Internetseite des Bad Sauglauer
Unternehmens über dieses Projekt zu lesen ist. Auf Erfahrungen ähnlicher Projekte konnten sich die Projektierer ebenfalls nicht stützen. Seit zehn bis 15 Jahren habe es keinen Theater-Neubau in Deutschland mehr gegeben, so Müller.
„Im Prinzip ist ein Theater nichts anderes als eine große Industriehalle“, sagt Wolfgang Müller, in diesem Fall eine mit 30000 Quadratmetern. Drei Bühnen und die Gastronomie kommen dort unter. Werkstätten wie Schneiderei, Schlosserei, Malerei und ein Kulissenlager gehören dazu. „Der Theaterbesucher bekommt nur 30 Prozent der Fläche zu sehen“, sagt Müller. Die für den Besucher nicht sichtbaren Räume dienen der Zuarbeit. In zweieinhalb Jahren Bauzeit ist das neue Theater in München fertig geworden. Auch Handwerker aus der Region bekamen durch Reisch Aufträge für bestimmte Gewerke.
Trotz der bautechnischen Ähnlichkeit zu einer Industriehalle ist ein Theater eben doch eine Besonderheit. Die Bühnentechnik und die Raumakutstik nennt Müller. Darauf kommt es besonders an. Und dann muss ein Theater nicht in ein Gewerbegebiet, sondern in ein städtisches Umfeld passen. Deshalb ist die Architektur und die städtebauliche Gestaltung von entscheidender Bedeutung. In Architekturzeitschriften wird das Projekt sehr gelobt. Eine Rückmeldung aber hat Wolfgang Müller besonders gefreut. Es kam von einem Nachbarn, der große Bedenken hatte, weil das einst freie Gelände mit einem großen Gebäudekomplex bebaut wird. „Er hat sich für das schöne Gebäude bedankt“.
Wie geht es nun weiter. Reisch hat sich offenbar einen Ruf beim Bau kommunaler Theater erarbeitet. Aus Rostock sei eine Anfrage für den Bau eines Theaters gekommen. Daraus wird vermutlich nichts. Müller: „Das ist zu weit weg.“Vermutlich gibt es aber auch weitere anspruchsvolle Projekte im Umkreis von 200 bis 300 Kilometern.