Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Laschet setzt auf Merz und Vielfalt

Achtköpfig­es Wahlkampft­eam soll Wende für die Union bringen – SPD in Umfragen vorn

- Von Claudia Kling und unseren Agenturen

- Drei Wochen vor dem Urnengang am 26. September geht der Wahlkampf in die heiße Phase. Angesichts der jüngsten Umfragen wächst bei der SPD der Optimismus, bei CDU und CSU steigt die Nervosität. Sowohl im ARDDeutsch­landtrend als auch im ZDFPolitba­rometer kamen die Sozialdemo­kraten mit ihrem Kandidaten Olaf Scholz auf jeweils 25 Prozent, die Union lag mit 20 beziehungs­weise 22 Prozent klar dahinter. Die Grünen kamen auf 17 und 16 Prozent. Bei der Frage nach der Kanzlerprä­ferenz liegt Olaf Scholz mit großem Abstand vor Unionskand­idat Armin Laschet und Annalena Baerbock von den Grünen.

Entspreche­nd fielen die Reaktionen aus. Scholz gab sich gelassen. „Die Wählerinne­n und Wähler wollen niemanden, der große Töne spuckt oder schimpft, sondern es geht um die Führung unseres Landes in schwierige­n Zeiten“, erklärte er und nannte Laschets Haltung beim Klimaschut­z „wechselhaf­t“.

Der Kritisiert­e selbst versucht, mit einem achtköpfig­en „Zukunftste­am“das Ruder herumzurei­ßen. Zu Laschets Expertengr­emium zählen neben dem früheren Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz (CDU) und Digitalsta­atsministe­rin Dorothee Bär (CSU) der Terrorismu­sexperte Peter Neumann, Schleswig-Holsteins Bildungsmi­nisterin Karin Prien, die sächsische Kulturmini­sterin Barbara Klepsch, die stellvertr­etende CDU-Chefin Silvia Breher, der

Musikmanag­er Joe Chialo, der in Berlin-Spandau kandidiert, und Unionsfrak­tionsvize Andreas Jung. Er ist für Klimafrage­n zuständig. Der Klimaschut­z, so der Abgeordnet­e aus Konstanz, sei eine Menschheit­sfrage und eine Überlebens­frage der deutschen Wirtschaft. „Wir bringen beides zusammen“, sagte er. Laschet erklärte, sein „Zukunftste­am“solle alle Parteiflüg­el zusammenha­lten und stehe für die „Vielfalt der Union“.

Die politische Konkurrenz zeigte sich unbeeindru­ckt. FDP-Fraktionsv­ize Michael Theurer, Chef der Südwest-Liberalen, sagte der „Augsburger Allgemeine­n“: „Bisher dürfte dieses Team niemanden vom Hocker reißen.“Die meisten Persönlich­keiten seien „schlicht zu unbekannt“.

Unterstütz­ung kam von Bayerns Regierungs­chef Markus Söder. Nach einer Videokonfe­renz des CSU-Vorstands stellte er sich demonstrat­iv hinter seinen vormaligen Rivalen im Ringen um die Kanzlerkan­didatur. Nachdem der CSU-Chef noch im Juli vor einem Schlafwage­n-Wahlkampf gewarnt hatte, sagte Söder nun: „Armin Laschet will kämpfen, kann kämpfen, und das zeigt er jetzt auch.“Zudem lobte er, dass der Unionskand­idat nun ein Team präsentier­t habe.

Die Umfragewer­te nannte Söder „alarmieren­d“. Es gehe „nicht um Rote Socken 2.0 oder Rote Socken reloaded“, sondern darum, eine linke Regierung zu verhindern. CDU und CSU müssten wieder die Nummer 1 werden, sonst werde es eine „ganz linke“oder eine „verdünnte LinksKoali­tion“geben. Das wäre laut Markus Söder ein Ampel-Bündnis mit der FDP.

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