Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kritik am Reformkurs der katholischen Kirche
Regensburger Bischof Voderholzer sieht Defizite beim Dialogprozess Synodaler Weg
(KNA/dpa) – Wohin steuert die katholische Kirche? Vor knapp zwei Jahren startete der Reformprozess „Synodaler Weg“in Deutschland. Konservative brachten sich von Anfang an dagegen in Stellung – und fahren jetzt schwerere Geschütze auf.
Angeführt vom Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer bringen sie sich gegen den Reformprozess „Synodaler Weg“in Stellung. Am Freitag ging die Internetseite „www.synodale-beitraege.de“online, auf der alternative Texte zu Themen wie Sexualmoral, Priesteramt und Frauen in der Kirche zu lesen sind.
„Die Zusammensetzung der Foren der Synode und ihre Diskussionskultur erschweren einen angemessenen Dialog“, heißt es in einer Mitteilung des Bistums. „Die Autoren zeigen sich unzufrieden mit dem Inhalt des in ihrem Forum diskutierten und verabschiedeten Textes.“
Im sogenannten Synodalen Weg befassen sich katholische Kirchenvertreter und Laien in einzelnen, Foren genannten Arbeitsgruppen mit Fragen der Sexualmoral, des Priestertums und der Rolle der Frau innerhalb der katholischen Kirche. Voderholzer gilt – ebenso wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki – als entschiedener Gegner dieses Reformprozesses und meldet sich immer wieder kritisch dazu zu Wort.
Auf der Homepage geplant sind nach Angaben des Bistums „alternative Texte zum Synodalen Weg“. Den Anfang sollte ein 36 Seiten starkes Dokument mit dem Titel „Vollmacht und Verantwortung“machen. In dem Text gehen die Autoren beispielsweise davon aus, dass der Skandal um tausendfachen Missbrauch „in keinem gesicherten Zusammenhang“steht mit der katholischen Sexualmoral oder der Machtstruktur innerhalb der Kirche.
„Eine solche Verquickung der Interessen dient nicht dem ernsten Anliegen, mit dem der Synodale Weg begonnen wurde, und bringt die Gefahr neuer Entzweiungen mit sich, innerhalb der deutschen Kirche ebenso wie in ihrem Verhältnis zum Vatikan und zur Weltkirche.“
Ihr Gegenvorschlag: „Die Kirche als Institution, ihr Klerus und alle einzelnen Getauften in ihr müssen sich von Gottes Wort auf einen Weg der echten Umkehr und geistlichen Erneuerung führen lassen.“
Angesichts dramatisch sinkender Mitgliederzahlen sprechen sie sich zwar klar für „strukturelle Erneuerung angesichts sichtbarer Mängel“aus, aber ebenso klar gegen eine Demokratisierung: „Gewaltenteilung im modernen Sinn“sei mit der „Kirchenleitung nicht zu vereinbaren“, heißt es beispielsweise in dem Text.
Die Kirche sei keine Institution, die nach Vorbild demokratischer Gesellschaftsordnungen strukturiert werden könne: „Sie ist die Stiftung Jesu Christi, und sie kann nicht durch Mehrheitsbeschluss fundamental verändert werden.“
Allerdings werde „von offiziellen Vertretern der Kirche ein Handeln erwartet, das durch Transparenz und Verlässlichkeit sowie nicht zuletzt durch persönliche Glaubwürdigkeit und moralische Integrität gekennzeichnet ist“.
Die Autoren plädieren für eine bessere Kommunikation und Anlaufstellen für Menschen, die Opfer von Machtmissbrauch innerhalb der Kirche wurden. Außerdem sollten Gemeindemitglieder bei der Ernennung eines Pfarrers die Möglichkeit bekommen, dem Bischof ihre Erwartungen an Kandidaten mitzuteilen.
„Wir gehen den Synodalen Weg mit, kommen aber mehr und mehr zu der Überzeugung, dass er in den bisher gefahrenen Gleisen nicht ans Ziel führen kann“, betonte Bischof Voderholzer am Freitag. Er sei in großer Sorge, „dass die Synodalversammlung Thesen beschließt, die das, was die Einheit der Kirche in der Breite und in der Tiefe ausmacht, sprengen und dass uns diese Thesen in eine Sackgasse führen“.
Die Organisation „Wir sind Kirche“sieht das Vorgehen als gezielten Affront gegen das innerkirchliche Reformvorhaben. Das dort veröffentlichte Thesenpapier erhärte den Eindruck, die Autorinnen und Autoren hätten den Ernst der „dramatischen Lage“erkannt, in der sich die katholische Kirche befinde. Diese sei entstanden durch sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch sowie durch deren jahrzehntelange Vertuschung. Der Synodale Weg in Deutschland sei deshalb eben kein deutscher Sonderweg, erklärte die Initiative. Vielmehr könnte er ein Dienst an der Weltkirche sein.