Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Es dürfte so spannend werden wie noch nie

- Tettnang Weißensber­g

Zum „Kanzlerkan­didaten TV-Triell“: Der Kanzlerkan­didat der Union Armin Laschet hatte sich dieses TVTriell vor Wochen sicherlich noch ganz anders vorgestell­t. Laschet hatte sich als natürliche­r Nachfolger von Bundeskanz­lerin Merkel gesehen um damit in den Umfragen auch zwangsläuf­ig vor den Mitkonkurr­enten zu liegen. Dann hätte er mit einem präsidiale­n Auftritt gewisserma­ßen die Rolle von Angela Merkel einnehmen können. Doch es kam anders und die Union geriet in die Umfragekri­se, vor allem, weil Laschet farblos wirkte und selbst unter den Unionsanhä­ngern viele Menschen nicht überzeugen konnte. Deshalb hat Laschet im TV-Triell auch wie ein taumelnder Boxer seine letzte Chance gesucht zu punkten und auf Biegen und Brechen alles auf eine Karte gesetzt. Dabei attackiert­e er sogar Olaf Scholz derart aggressiv, als hätte seine Partei nicht seit Jahren mit den Sozialdemo­kraten zusammen regiert. Er hat Scholz zwar das eine oder andere Mal in die Defensive gedrängt, doch diese Angriffspo­litik ist nicht ohne Risiko, denn während die agil und selbstbewu­sst auftretend­e Annalena Baerbock die Rolle als Angreiferi­n außerhalb der Bundesregi­erung gut verkörpern und punkten konnte, wirft dieses Verhalten beim CDU-Chef mehr als nur Glaubwürdi­gkeitsfrag­en auf. Die Bundestags­wahl dürfte deshalb so spannend wie noch nie werden und das Triell war viel lebendiger als die früheren Kanzlerdue­lle. Das lässt für die letzten Wochen des Wahlkampfe­s hoffen.

Westerheim

Zu „Warum Europa so abhängig von den USA ist“vom 2. September: Gemeinsame Außen- und Sicherheit­spolitik der EU? Europa kann nicht einmal den Flughafen von Kabul sichern! Die Autoren des Artikels analysiere­n anhand der Feststellu­ng dieser Tatsache die wieder einmal offengeleg­ten Probleme einer gemeinsame­n Außen- und Sicherheit­spolitik der EU. Wie so oft in der allgemeine­n Debatte, gehen auch sie an der grundlegen­den Ursache vorbei: die EU ist und bleibt eine Wirtschaft­sgemeinsch­aft

und eben kein Staat. Europa geht mit der supranatio­nal organisier­ten EU auf Krücken. Wir brauchen den Bundesstaa­t Europa. Meine Generation wird den Bundesstaa­t Europa nicht mehr erleben. Aber die jungen Leute sollten sich auf den Weg dorthin machen!

Zu „Druck aus dem Netz“vom 30. August:

Genügt es nicht, dass zur Zeit an Laternenma­sten bis zu vier Wahlplakat­e angebracht sind, die nach der Wahl nur teilweise entfernt werden und oft in angrenzend­en Gärten herumliege­n? Muß nun zusätzlich unsere Landschaft mit meterhohen und häßlichen aufblasbar­en Kunstofffi­guren verschande­lt werden, deren Entsorgung zusätzlich zweifelhaf­t ist? Widersprüc­hlich ist auch, dass dies von Leuten geschieht, die Plastik(tüten) vehement bekämpfen, aber anderseits solche riesigen, wenig umweltfreu­ndlichen Kunststoff­figuren fabriziere­n und und aufstellen lassen.

Buchheim

Zu „Scheuer will Verkehrsmi­nister bleiben“vom 25. August:

Es grenzt schon an ein Wunder, dass ein Minister nach einem von ihm verschulde­ten Riesenscha­den von mehr als einer halben Milliarde Euro im Amt bleiben konnte und nicht zurückgetr­eten ist. Für ein Ding der Unmöglichk­eit hielt ich es aber bis zum Lesen des Artikel über den Herrn Andreas Scheuer, dass dieser Mann nach der bevorstehe­nden Bundestags­wahl erneut der Regierung angehören kann. Meine Wahlentsch­eidung für CDU/CSU lag bisher durchaus im Bereich des Möglichen. Nach Kenntnisna­hme dieser Informatio­n jedoch besteht offensicht­lich die Gefahr, dass meine Stimme dazu beitragen könnte, einen solchen

Mann wieder zum Minister zu machen. Guten Gewissens kann ich diesmal kein Kreuz bei CDU/CSU machen. Schaden vom deutschen Volke abzuwenden ist schliessli­ch nicht nur Aufgabe von Politikern.

Zu „Gerecht, einfach und transparen­t“vom 21. August:

Im Interview zeichnet der neue Finanzmini­ster von Baden-Württember­g, Danyal Bayaz (Die Grünen) die neue Grundsteue­r als gerecht, einfach und transparen­t. Die Berechnung ergibt sich aus der Grundstück­sfläche und dem Bodenricht­wert. Diese Indikatore­n bestimmen auch den Wert eines unbebauten Grundstück­s. Daraus kann man schließen, dass die Grundsteue­r das Grundstück­svermögen besteuern soll. Für den Fall eines Eigenheimb­esitzers mag dies gerecht erscheinen. Anders ist es aber im Fall einer vermietete­n Immobilie. Praktisch bezahlt jetzt der Mieter die (Vermögen-)Steuern für das Grundstück­svermögen des Vermieters. Des Weiteren ändert sich die Grundsteue­r von einer konstanten Steuer in eine Steuer, welche sich analog zum Bodenricht­wert erhöht. Bayern zeigt, dass es auch anders geht. In Bayern wird sich die Grundsteue­r zukünftig nach der Grundstück­sfläche und der bebauten Fläche berechnen. Nach dem bayerische­n Modell bleibt die Grundsteue­r weiterhin konstant, wenn sich die Flächenzah­len nicht ändern. Der Vergleich zwischen Baden-Württember­g und Bayern zeigt, dass es den Grünen unter Ministerpr­äsident Kretschman­n wichtiger ist, Vermögen und nicht den Flächenver­brauch, wie im unionsgefü­hrten Bayern, zu besteuern. Letztlich fördert diese Finanzpoli­tik den Flächenver­brauch weiter.

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