Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Wir brauchen den Kontakt zu den Menschen“
Baykal Ünal tritt nicht mehr als Vorsitzender der Fachgruppe an – Die Gründe für den Rückzug
- Bei der Mitgliederversammlung des Gewerbevereins (UBS) am 22. September wird der Vorsitzende der Fachgruppe Einzelhandel, Baykal Ünal (46), nicht mehr als Vorsitzender kandidieren. Ein Nachfolger steht noch nicht bereit. SZ-Redakteur Rudi Multer sprach mit ihm über die Gründe und über Ideen für die Innenstadt.
Herr Ünal, warum treten Sie bei der nächsten Mitgliederversammlung nicht mehr als Vorsitzender der Fachgruppe Einzelhandel im UBS an?
Für mich war die Fachgruppe immer eine Plattform, die es mir ermöglicht hat, Ideen einzubringen. Durch gemeinsame Aktionen wie die Fashion-Week ist der Verein schön und wunderbar zusammengewachsen. Aber da war auch schon vorher viel da. Es war wie eine Pflanze, die nur noch auf Wasser gewartet hat und dann wunderschön gewachsen ist. Jetzt trete ich einen Schritt zurück. Ein Wechsel ist doch etwas Schönes, weil dann etwas Neues entstehen kann. Alles darf sich jetzt verändern. Ich bleibe aber an den Wurzeln und werde für den Ausschuss der Fachgruppe wieder kandidieren.
Dann gibt es schon einen Nachfolger?
Da müssen wir abwarten, wer sich in der Versammlung meldet. Ich habe schon eine Person angesprochen. Sie hatte Interesse, hat dann aber abgesagt, weil es für sie zeitlich schwierig ist. Aber vielleicht hat sich schon jemand in der Geschäftsstelle gemeldet. Das weiß ich nicht, weil sie derzeit geschlossen ist.
Kanzlerin Angela Merkel ist 16 Jahre im Amt, bei Ihnen waren es bis jetzt neun als Vorsitzender. Wäre da nicht auch bei Ihnen noch Potenzial für ein paar Jahre mehr gewesen?
Es war eine schöne Zeit, aber alles hat seine Zeit. Auch privat ändern sich die Schwerpunkte. Seit 2020 bin ich in der Grundausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad SaulZum gau. Ich wollte noch einmal etwas komplett anderes machen. Bei der Feuerwehr fühle ich mich richtig wohl. Ich bin ganz hin und weg von der Gemeinschaft, von der Möglichkeit anderen Menschen zu helfen und mit der Feuerwehr einen Beitrag für die Allgemeinheit leisten zu können.
Sie sind so etwas wie der Erfinder der Fashion Week in Bad Saulgau. Warum hat die Fachgruppe diese Veranstaltungsreihe beendet?
einen gab es den großen Laufsteg nicht mehr. Das war unsere ursprüngliche Idee. Übrigens hat sich auch auf großen Modezentren wie in Mailand in der letzten Zeit vieles verändert bei diesen Events. Irgendwann spürt man, dass die Veranstaltung so wie sie ist, nicht mehr zu einem passt.
Es soll aber auch im Verein unterschiedliche Auffassungen gegeben haben.
Es gab Meinungsverschiedenheiten, aber das ist doch positiv. Es ist ganz normal und gut, sich mit verschiedenen Meinungen auseinanderzusetzen. Es kam der Wunsch nach einer neuen Form auf. An den Sitzungen des Teams zur Vorbereitung habe ich als Vorsitzender der Fachgruppe auch teilgenommen. Dann kam Corona, die neuen Ideen konnten nicht mehr umgesetzt werden.
Kein Groll bei der Entscheidung, nicht mehr anzutreten?
Nein, warum auch. Ich bleibe ja dabei und will mich weiterhin engagieren.
Wie sollten sich aus ihrer Sicht solche Events weiterentwickeln?
Das Ganze sollte mehr auf die Straße, auf den Marktplatz, in die Innenstadt. Ich glaube, so können wir unsere Veranstaltungen näher zu den Menschen in der Stadt bringen. Wir brauchen den Kontakt zu den Menschen. Wäre ich Online-Händler, dann bräuchte ich den nicht. Aber wir sind hier am Ort.
Corona hat diesen Kontakt auch beschränkt. Wie reagieren die Kunden darauf?
Ich merke jetzt erst nach der Lockerung der Beschränkungen, welch großen Zuspruch wir haben und mit welcher Freude und Dankbarkeit es die Menschen annehmen, jetzt wieder einkaufen gehen zu können, rauszukommen. Einmal ist mir bei der Buchführung aufgefallen, dass ein Mann 50 Euro überwiesen hatte. Er hatte bei mir eingekauft, aber das Geld hatte er zusätzlich überwiesen. Als ich anrief, sagte er, er sei so froh, dass er jetzt wieder kommen kann. Die 50 Euro seien als Unterstützung gedacht. Diese Geste hat mich tief berührt.
Kommen größere Umbrüche auf einen möglichen neuen Vorsitzenden oder eine mögliche neue Vorsitzende zu?
Der neue Vorsitzende wird neue Möglichkeiten haben, eigene Ideen einzubringen und sie umzusetzen. Er kann aber auch auf ein bewährtes Team zählen. Jürgen Burth bleibt stellvertretender Vorsitzender, der zweite Stellvertreter Daniel Geiger wird ebenfalls für den Ausschuss kandidieren.
Sie selbst haben mit dem Neubauprojekt im Wielath-Haus ebenfalls Neues vor.
Meine Frau und ich freuen uns sehr auf das, was nun werden wird. Im März kommenden Jahres soll alles fertig sein. Ich glaube, das wird richtig gut.