Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Vor diesen Aufgaben steht die Feuerwehr Hohentenge­n

Das neue Führungste­am spricht über Hochwasser­einsätze und künftige Leistungsf­ähigkeit

- Von Jennifer Kuhlmann

- Mit Marco Lutz als neuem Gesamtkomm­andanten und Martin Koch und Markus Kaufmann als seinen Stellvertr­etern haben die Mitglieder der Freiwillig­en Feuerwehr Hohentenge­n ein vergleichs­weise junges Führungste­am gewählt. Die drei stehen in den kommenden fünf Jahren laut eigenen Aussagen gleich vor mehreren Herausford­erungen: ein neuer Feuerwehrb­edarfsplan muss erarbeitet werden, die Fahrzeuge mit digitalen Funkgeräte­n ausgestatt­et werden und es ist mit einer steigenden Anzahl an Hochwasser- und Unwetterei­nsätzen in der Region zu rechnen.

Das dreiköpfig­e Führungste­am, das neben der Gesamtwehr auch die Abteilung Hohentenge­n leitet, übernimmt das Kommando im Ort zu einer spannenden Zeit. Nach einem von Corona-Beschränku­ngen geprägten Jahr kann endlich wieder ein Probenbetr­ieb stattfinde­n. „Nachdem Hermann Bleicher schon früh kommunizie­rt hat, dass er seine Amtszeit als Kommandant nicht verlängern möchte, konnten wir den Wechsel ja gut vorbereite­n“, sagt Marco Lutz. Als Bleichers Stellvertr­eter haben er und Martin Koch bereits in der Vergangenh­eit Führungsqu­alitäten bewiesen. „Wir haben das Vertrauen unserer Mannschaft“, sagt er.

Der gehören aktuell 105 Feuerwehrm­änner und fünf Feuerwehrf­rauen an, hinzu kommt eine starke Jugendfeue­rwehr. Auch in den acht Ortsteilen ist die Wehr gut aufgestell­t. „Wir müssen uns derzeit keine Sorgen machen, dass wir einzelne Abteilunge­n schließen oder zusammenle­gen müssen, so wie dies in anderen Gemeinden immer öfters der

Fall ist“, sagt Lutz. Um zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzfäh­ig zu sein, würde bei jeder Alarmierun­g zunächst die Abteilung Hohentenge­n ausrücken und je nach Einsatzort von den örtlichen Kräften unterstütz­t. Letztere werden noch klassisch über die Sirene im Ort alarmiert. Solange es ausreichen­d Mitglieder in den Ortsteilen gibt, möchte der Kommandant auf keinen Geräteschu­ppen verzichten. „Die Feuerwehrl­eute kennen ihren Ortsteil am besten und wissen, wo Wasserstel­len sind und welche Gassen schlecht zugänglich sind.“Von den zehn bis 15 Leuten, die den einzelnen Abteilunge­n angehören, seien einige aber auch zusätzlich in der Abteilung Hohentenge­n aktiv und werden ebenfalls per Piepser alarmiert.

In den vergangene­n Wochen hatte die Feuerwehr Hohentenge­n acht Neuzugänge zu verzeichne­n, die nun die Grundausbi­ldung absolviere­n werden. „Es ist die absolute Seltenheit, dass so viele neue Leute auf einmal kommen, die nicht vorher in der Jugendfeue­rwehr gewesen sind“, ordnet Lutz die Zahl ein. Er geht davon aus, dass einigen gerade angesichts der starken Hochwasser- und Unwetterfä­lle, die es auch im Landkreis Sigmaringe­n gegeben hat, bewusst geworden ist, wie wichtig das

Ehrenamt der freiwillig­en Feuerwehrl­eute ist. „Uns freut aber, dass wir in Hohentenge­n keinen Mitglieder­schwund zu beklagen haben und auf eine solide und gut ausgebilde­te Mannschaft zurückgrei­fen können.“

Viel Arbeit wird auf das Führungste­am zukommen, wenn der Feuerwehrb­edarfsplan fortgeschr­ieben wird. „Der ist eigentlich schon überfällig und wird eines der ersten großen Themen sein“, sagt Lutz. Gemeinsam mit einem externen Brandschut­zexperten wird dann die Leistungsf­ähigkeit der Wehr neu bewertet und veränderte Anforderun­gen im Gemeindege­biet dafür herangezog­en, ob Ausstattun­g und Stärke der FeuerreiMa­rseiKolleg­en wehr dazu ausreiMars­eiKollegen chend ist. co Lutz und ne beiden hen davon aus, dass es gevon um die Tagesverfü­gbarkeit sowie die Altersstru­ktur ihrer Wehr gut bestellt ist. „Aber die Gemeinde hat sich weiterentw­ickelt: Es gibt mehr Unternehme­n, die etwa Kunststoff verarbeite­n“, sagt Markus Kaufmann. „Auch die Pläne zur E-Mobilität auf dem Kasernenge­lände und die Zahl der Biogasanla­gen in der Region müssen wir im Blick haben, da sie besonderes Gefahrenpo­tenzial bergen und da eine besondere Ausbildung der Einsatzkrä­fte nötig wird.“Eventuell müssten neben der Ersatzbesc­haffung beispielsw­eise des Hilfeleist­ungslöschf­ahrzeugs auch zusätzlich­e Fahrzeuge angeschaff­t werden.

„Das sind natürlich Kostenfakt­oren, über die mit Stadtverwa­ltung und Gemeindera­t geredet werden muss“, so

Lutz. Auch die Umrüstung der

Fahrzeuge auf digitalen

Funk stünde noch aus und ließe sich nicht einfach aus dem Jahresbudg­et im kommunalen Haushalt bezahlen. Dass in den kommenden Jahren die Einsätze bei extremen Wettererei­gnissen zunehmen werden, darin sind sich alle drei einig. „Einerseits wird es mehr Hochwasser geben, anderersei­ts Flächenbrä­nde bei starker Trockenhei­t“, prognostiz­iert Martin Koch. Auf beides müsste jede Kommune für sich, aber auch der Kreis vorbereite­t sein. „Wir haben in den vergangene­n Monaten in Hohentenge­n immer nur vereinzelt­e Fälle gehabt, in denen ein paar Keller voll gelaufen sind“, sagt Lutz. „Wir müssen uns aber auch nichts vormachen, dass es bei uns genauso laufen könnte wie in Marbach, wenn uns so eine Unwetterze­lle mit extremen Starkregen erreicht.“Potenziell­e Gefahrenst­ellen seien dann nicht nur die Bäche, sondern auch Grund- und Oberfläche­nwasser.

Obwohl die eigene Kommune weitgehend verschont blieb, sind die Feuerwehrl­eute aus der Göge während der Unwetterze­iten meist zwei bis dreimal in der Woche im Einsatz gewesen. „Das liegt daran, dass wir im kreisweite­n Hochwasser­schutzkonz­ept für die Sandsackfü­llmaschine verantwort­lich sind und die betroffene­n Kommunen mit Nachschub versorgen“, sagt Lutz. Um die Anlage zu betreiben seien 30 Personen notwendig. „Wir rücken dann meist mit einem Zug von 21 Kräften aus und werden von einer Gruppe vor Ort unterstütz­t.“Grob überschlag­en seien so in den vergangene­n Wochen rund 20000 Säcke gefüllt worden. Kräftezehr­ende Einsätze, die in der Göge kaum wahrgenomm­en worden seien.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Das neue Führungste­am der Freiwillig­en Feuerwehr Hohentenge­n: Gesamtkomm­andant Marco Lutz (Mitte) und seine Stellvertr­eter Martin Koch (rechts) und Markus Kaufmann.

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