Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Vor diesen Aufgaben steht die Feuerwehr Hohentengen
Das neue Führungsteam spricht über Hochwassereinsätze und künftige Leistungsfähigkeit
- Mit Marco Lutz als neuem Gesamtkommandanten und Martin Koch und Markus Kaufmann als seinen Stellvertretern haben die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Hohentengen ein vergleichsweise junges Führungsteam gewählt. Die drei stehen in den kommenden fünf Jahren laut eigenen Aussagen gleich vor mehreren Herausforderungen: ein neuer Feuerwehrbedarfsplan muss erarbeitet werden, die Fahrzeuge mit digitalen Funkgeräten ausgestattet werden und es ist mit einer steigenden Anzahl an Hochwasser- und Unwettereinsätzen in der Region zu rechnen.
Das dreiköpfige Führungsteam, das neben der Gesamtwehr auch die Abteilung Hohentengen leitet, übernimmt das Kommando im Ort zu einer spannenden Zeit. Nach einem von Corona-Beschränkungen geprägten Jahr kann endlich wieder ein Probenbetrieb stattfinden. „Nachdem Hermann Bleicher schon früh kommuniziert hat, dass er seine Amtszeit als Kommandant nicht verlängern möchte, konnten wir den Wechsel ja gut vorbereiten“, sagt Marco Lutz. Als Bleichers Stellvertreter haben er und Martin Koch bereits in der Vergangenheit Führungsqualitäten bewiesen. „Wir haben das Vertrauen unserer Mannschaft“, sagt er.
Der gehören aktuell 105 Feuerwehrmänner und fünf Feuerwehrfrauen an, hinzu kommt eine starke Jugendfeuerwehr. Auch in den acht Ortsteilen ist die Wehr gut aufgestellt. „Wir müssen uns derzeit keine Sorgen machen, dass wir einzelne Abteilungen schließen oder zusammenlegen müssen, so wie dies in anderen Gemeinden immer öfters der
Fall ist“, sagt Lutz. Um zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzfähig zu sein, würde bei jeder Alarmierung zunächst die Abteilung Hohentengen ausrücken und je nach Einsatzort von den örtlichen Kräften unterstützt. Letztere werden noch klassisch über die Sirene im Ort alarmiert. Solange es ausreichend Mitglieder in den Ortsteilen gibt, möchte der Kommandant auf keinen Geräteschuppen verzichten. „Die Feuerwehrleute kennen ihren Ortsteil am besten und wissen, wo Wasserstellen sind und welche Gassen schlecht zugänglich sind.“Von den zehn bis 15 Leuten, die den einzelnen Abteilungen angehören, seien einige aber auch zusätzlich in der Abteilung Hohentengen aktiv und werden ebenfalls per Piepser alarmiert.
In den vergangenen Wochen hatte die Feuerwehr Hohentengen acht Neuzugänge zu verzeichnen, die nun die Grundausbildung absolvieren werden. „Es ist die absolute Seltenheit, dass so viele neue Leute auf einmal kommen, die nicht vorher in der Jugendfeuerwehr gewesen sind“, ordnet Lutz die Zahl ein. Er geht davon aus, dass einigen gerade angesichts der starken Hochwasser- und Unwetterfälle, die es auch im Landkreis Sigmaringen gegeben hat, bewusst geworden ist, wie wichtig das
Ehrenamt der freiwilligen Feuerwehrleute ist. „Uns freut aber, dass wir in Hohentengen keinen Mitgliederschwund zu beklagen haben und auf eine solide und gut ausgebildete Mannschaft zurückgreifen können.“
Viel Arbeit wird auf das Führungsteam zukommen, wenn der Feuerwehrbedarfsplan fortgeschrieben wird. „Der ist eigentlich schon überfällig und wird eines der ersten großen Themen sein“, sagt Lutz. Gemeinsam mit einem externen Brandschutzexperten wird dann die Leistungsfähigkeit der Wehr neu bewertet und veränderte Anforderungen im Gemeindegebiet dafür herangezogen, ob Ausstattung und Stärke der FeuerreiMarseiKollegen wehr dazu ausreiMarseiKollegen chend ist. co Lutz und ne beiden hen davon aus, dass es gevon um die Tagesverfügbarkeit sowie die Altersstruktur ihrer Wehr gut bestellt ist. „Aber die Gemeinde hat sich weiterentwickelt: Es gibt mehr Unternehmen, die etwa Kunststoff verarbeiten“, sagt Markus Kaufmann. „Auch die Pläne zur E-Mobilität auf dem Kasernengelände und die Zahl der Biogasanlagen in der Region müssen wir im Blick haben, da sie besonderes Gefahrenpotenzial bergen und da eine besondere Ausbildung der Einsatzkräfte nötig wird.“Eventuell müssten neben der Ersatzbeschaffung beispielsweise des Hilfeleistungslöschfahrzeugs auch zusätzliche Fahrzeuge angeschafft werden.
„Das sind natürlich Kostenfaktoren, über die mit Stadtverwaltung und Gemeinderat geredet werden muss“, so
Lutz. Auch die Umrüstung der
Fahrzeuge auf digitalen
Funk stünde noch aus und ließe sich nicht einfach aus dem Jahresbudget im kommunalen Haushalt bezahlen. Dass in den kommenden Jahren die Einsätze bei extremen Wetterereignissen zunehmen werden, darin sind sich alle drei einig. „Einerseits wird es mehr Hochwasser geben, andererseits Flächenbrände bei starker Trockenheit“, prognostiziert Martin Koch. Auf beides müsste jede Kommune für sich, aber auch der Kreis vorbereitet sein. „Wir haben in den vergangenen Monaten in Hohentengen immer nur vereinzelte Fälle gehabt, in denen ein paar Keller voll gelaufen sind“, sagt Lutz. „Wir müssen uns aber auch nichts vormachen, dass es bei uns genauso laufen könnte wie in Marbach, wenn uns so eine Unwetterzelle mit extremen Starkregen erreicht.“Potenzielle Gefahrenstellen seien dann nicht nur die Bäche, sondern auch Grund- und Oberflächenwasser.
Obwohl die eigene Kommune weitgehend verschont blieb, sind die Feuerwehrleute aus der Göge während der Unwetterzeiten meist zwei bis dreimal in der Woche im Einsatz gewesen. „Das liegt daran, dass wir im kreisweiten Hochwasserschutzkonzept für die Sandsackfüllmaschine verantwortlich sind und die betroffenen Kommunen mit Nachschub versorgen“, sagt Lutz. Um die Anlage zu betreiben seien 30 Personen notwendig. „Wir rücken dann meist mit einem Zug von 21 Kräften aus und werden von einer Gruppe vor Ort unterstützt.“Grob überschlagen seien so in den vergangenen Wochen rund 20000 Säcke gefüllt worden. Kräftezehrende Einsätze, die in der Göge kaum wahrgenommen worden seien.