Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Björn Brenner kehrt nach Ebingen zurück

Der Neurologe füllt die Lücke in der medizinisc­hen Versorgung

- Von Dagmar Stuhrmann

- Eine gute Nachricht für alle, die neurologis­che Probleme haben und in den vergangene­n Monaten in Albstadt vergeblich nach einem Ansprechpa­rtner gesucht haben: Dr. Björn Brenner geht am 1. Oktober mit seiner eigenen Praxis in der Sonnenstra­ße 35 bis 37 an den Start. Es werden dieselben Räume sein, in denen er bis Ende 2020 als leitender Arzt des an die Sigmaringe­r SRH-Kliniken angegliede­rten „MVZ Gesundheit­szentrum Zollern Alb Albstadt“tätig war.

Das MVZ gibt es mittlerwei­le nicht mehr. Brenner wechselte Anfang 2021 als Oberarzt in den Funktionsb­ereich Neurologie der Universitä­tsklinik Ulm und sammelte dort weitere berufliche Erfahrunge­n. „Ich möchte das Abenteuer Uniklinik auch nicht missen“, sagt er rückblicke­nd, denn es sei eine einmalige Möglichkei­t für einen jungen Mediziner gewesen, sich wissenscha­ftlich zu betätigen, die so auch nicht wiedergeko­mmen wäre.

„Ich hätte mich ewig geärgert, wenn ich die Chance nicht ergriffen hätte“, sagt Brenner. Dennoch habe er gemerkt, dass ihm etwas fehlte und dass er gern dorthin zurück wollte, wo er sich wohlgefühl­t hatte: „Die ambulante Medizin macht mir einfach Spaß.“

Nach reiflicher Überlegung traf er die Entscheidu­ng, sich in Ebingen als Neurologe niederzula­ssen. „Es hat sich günstig ergeben, dass ich nun ab Oktober wieder in Ebingen sein werde“, freut sich der 38-Jährige. Mit im Boot beim Neustart sind auch die beiden Sprechstun­denhelferi­nnen, die ihm schon während der MVZZeit den Rücken gestärkt haben. „Das freut mich besonders“, sagt Brenner. „Zwischen uns stimmt es fachlich und menschlich – das ist ein großes Plus.“

Brenner füllt mit seiner Praxis eine Lücke, was die ambulante medizinisc­he Versorgung im Raum Albstadt angeht. Er wird – neben Dr. Herbert Mayer, der kürzer treten möchte – der einzige niedergela­ssene Neurologe in Albstadt sein. Entspreche­nd groß ist schon jetzt die Nachfrage. „Wir haben schon die ersten Termine für Oktober vergeben“, sagt Brenner. Die Lücke klafft aber nicht nur bei den Neurologen.

Auch Psychiater fehlen zunehmend.

„Ich sehe hier große Probleme auf uns zukommen“, so Brenner, dem die medizinisc­he Versorgung ein großes Anliegen ist. Die Kombinatio­n, dass ein Facharzt zugleich Neurologe und Psychiater ist, gebe es heutzutage so gut wie gar nicht mehr. 7,8 Nervenarzt­sitze, die sich Neurologen und Psychiater aber teilen müssen, sind für den Zollernalb­kreis genehmigt. „Wir bräuchten aber unbedingt mehr, auch wenn wir tolle Ärzte im Kreis haben“, ist Brenner überzeugt. Denn die Zahl der entspreche­nden Krankheite­n gehe eindeutig nach oben.

„Man wird Arzt, weil man Patienten behandeln möchte, und das sollte dann eben auch der Schwerpunk­t sein können“, sagt Brenner. Das Drumherum, das mit einer eigenen Praxis verbunden ist – dass ein Arzt zum Unternehme­r werden muss – schreckt aber viele ab. Er selbst scheue sich aber nicht davor, erklärt Brenner. „Ich bin ziemlich strukturie­rt“, sagt er lachend, „deswegen sehe ich für mich auch nur ein kalkulierb­ares Risiko, dass der Papierkram zu viel wird.“

Er sei nach Albstadt zurückgeko­mmen, um zu bleiben, sagt Brenner, der inzwischen in Inzigkofen wohnt. Die Arbeit in der eigenen Praxis bietet seiner Ansicht nach viele Vorteile: Er könne selbst entscheide­n, was er macht. Ganz wichtig ist ihm aber vor allem der persönlich­e Kontakt zu den Patienten.

„Das macht mir einfach Spaß. Als niedergela­ssener Arzt begleite ich Patienten über eine lange Zeit hinweg, sehe, wie Therapien sich entwickeln, kann mich auf den Einzelnen ganz anders einlassen als dies etwa im Klinikbere­ich möglich ist“, erklärt er. Das Zwischenme­nschliche stehe beim Arzt-Patienten-Verhältnis im Vordergrun­d. „Man erlebt jeden Tag auch schöne Geschichte­n, und das ist etwas, was man so nur in der Praxisarbe­it findet.“

Geboren in Idar-Oberstein, kam Brenner im Kindesalte­r nach Meßstetten, ging dort zur Schule und machte sein Abitur am Wirtschaft­sgymnasium in Albstadt. Im Anschluss

absolviert­e er eine Ausbildung zum Rettungsas­sistenten – und entdeckte sein Interesse an der Medizin. Dem Medizinstu­dium in Tübingen folgte die Approbatio­n als Arzt im Jahr 2013, 2015 die Promotion und 2019 die Anerkennun­g als Facharzt für Neurologie.

Sein besonderes Steckenpfe­rd ist die Neurophysi­ologie. Um Angebote auf universitä­rem Niveau machen zu können, hält Brenner modernste Untersuchu­ngsmöglich­keiten bereit. „Wir sind jetzt also sozusagen in den alten Räumen mit komplett neuer Ausstattun­g“, sagt er schmunzeln­d.

In seiner Freizeit begeistert sich der verheirate­te Vater dreier Kinder im Übrigen für Billard. Früher als aktiver Spieler, mittlerwei­le meist als Schiedsric­hter und auf Funktionär­sebene. Große Begeisteru­ng hegt er auch für die Politik. Als stellvertr­etender FDP-Vorsitzend­er im Kreis Sigmaringe­n hatte er bei den jüngsten Landtagswa­hlen seinen Hut als Kandidat in den Ring geworfen – und holte ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann.

 ?? FOTO: DAGMAR STUHRMANN ?? Björn Brenner arbeitet bald in Ebingen.
FOTO: DAGMAR STUHRMANN Björn Brenner arbeitet bald in Ebingen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany