Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Raus aus dem Camper, rein in den Urwald
Am Roadtrip von Baden-Baden nach Freudenstadt liegt der Wildnispfad
Unterwegs zu sein mit dem Wohnmobil oder dem Camperbus hat in Deutschland seit der Corona-Pandemie Hochkonjunktur. Auch Annette Frühauf, die für die „Schwäbische Zeitung“schreibt, gehört zu den Camperfans. Jetzt hat sie das Buch „Eskapaden“veröfffentlicht, in dem sie 52 Touren für Camper in Deutschland vorstellt. Eine davon drucken wir heute ab:
Auf dem Wilderlebnispfad an der Schwarzwaldhochstraße bei Bühl geht es zu Fuß über Stock und Stein – mitten hinein ins Abenteuer. Bis es soweit ist, steht ein Roadtrip auf der Schwarzwaldhochstraße von BadenBaden Richtung Freudenstadt an.
Unter den Fichten ist es dämmrig. Ihre Äste lassen kaum Licht durch. Und so ist auf dem Wildnispfad immer wieder zu hören: „Achtung Äste!“. Es ist kein bloßer Spaziergang durch den rund 70 Hektar großen Wald, den Orkan „Lothar“1999 heimsuchte. Dafür birgt der unwegsame Pfad so manche Überraschung. Denn hinter jeder Biegung gibt es etwas zu entdecken.
Die zerstörerische Wucht des Sturmtiefs mit Böen über 250 Kilometer pro Stunde kann man hier quasi hautnah erleben. Wenige Minuten genügten „Lothar“, um am 26. Dezember ein Chaos anzurichten. Die Sturmfläche wurde nicht aufgearbeitet und der Wildnispfad ist entstanden – ein einmaliges Dokument der Sturmereignisse und eine Landschaft, die sich Tag für Tag selbst von den Folgen kuriert.
Die Steine des kleinen Bachlaufs, der sich seinen eigenen Weg gegraben hat, sind glitschig. Allzu leicht rutscht der Fuß ins kalte Nass. Eine
Sommerzeit
Leiter hilft auf den schmalen Weg zurück. Wer sich die Zeit nimmt, lernt von den Infotafeln viel über die Natur. Nach etwas mehr als einem Kilometer erreicht man den Buchendom – eine gemütliche Holzliege, umgeben von großen und kleinen Buchen. Wer leise ist, hört die Geräusche der Natur. Neben einzelnen Vogelstimmen ist ein fernes Rauschen zu hören – es kommt von der nahegelegenen Schwarzwaldhochstraße, die seit über 75 Jahren von Baden-Baden nach Freudenstadt führt.
Im Wald wartet ein weiteres Highlight. Noch kann man vom Ausguck über die Gipfel des Jungwaldes bis ins Rheintal schauen. Allerdings geht es beim Besteigen der Plattform und beim Blick von oben mehr um die Wahrnehmung des Mischwaldes. Im Hochsitz fühlt man sich wie in einem Nest – verkleidet mit Ästen und Zweigen.
Müde Wanderer können jetzt die Abkürzung nehmen, die zum Einstieg in den Pfad zurückführt – alle Hotel Plättig. Von hier geht es über die Straße und den Schildern hinterher. Der Wildnispfad ist rund 4,5 Kilometer lang, es gibt zwei Möglichkeiten zur Abkürzung auf 2,8 Kilometer beziehungsweise 3,5 Kilometer. Für die große Runde sollte man 1,5 bis zwei Stunden einplanen.
Ausrüstung: Gute Wanderschuhe. Wenn es Nacht wird: Im NaturCamping Langenwald lässt es sich gut aushalten, Infos unter www.camping-langenwald.de
zum Hotel Plättig und dem gegenüberliegenden Parkplatz zurück. Und dann rein in den Camper und über die Schwarzwaldhochstraße bis nach Freudenstadt. Wer noch nie in Baden-Baden gewesen ist, fährt die knapp 20 Kilometer dorthin und startet hier mit dem Roadtrip.
In einer Höhe von 600 bis 1000 Metern eröffnen sich auf der B 500, der sogenannten Schwarzwaldhochstraße, Blicke bis in die Rheinebene und die Vogesen. Unterhalb der Hornisgrinde erreicht die Straße den Mummelsee, einen Karsee, der in der letzten Eiszeit entstanden ist. Ein Stopp lohnt sich hier wie auch am Schliffkopf, mit seiner urwüchsigen Landschaft der Grinden und überall dort, wo es einem gefällt. Über den Höhenzug des Schliffkopfs führt die Straße dann nach Freudenstadt, mit dem größten Marktplatz Deutschlands.