Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Planschen bis in den Herbst

Mancher Pool im Garten lässt sich auch noch bis in den Oktober hinein nutzen – erwärmt durch Sonne und Luft

- Von Katja Fischer

In Deutschlan­d ist das mit dem Wetter so eine Sache: In manchen Jahren haben wir ganz viel Frühling- und Herbstwitt­erung, aber wenig echte Sommerwärm­e. Für viele Gartenbesi­tzer lohnen sich für diese wenigen Tage daher teure Pools gar nicht. Doch deren Wasser lässt sich sogar mit herbstlich­er Sonne und schon abgekühlte­r Luft erwärmen.

„Grundsätzl­ich kann jeder Pool beheizt werden“, sagt Ute Wanschura, Geschäftsf­ührerin des Bundesverb­ands Schwimmbad und Wellness in Köln. Die Heizung lässt sich auch nachträgli­ch einbauen. „Man muss nur überlegen, ob sich eine Investitio­n in ein Heizsystem bei sehr günstigen Aufstellpo­ols lohnt.“Aber selbst dort lasse sich das Wasser mithilfe einer Elektrohei­zung erwärmen.

Umweltfreu­ndlicher und nachhaltig­er lassen sich größere, fest installier­te Pools mit einer Wärmepumpe beheizen. Sie entzieht der Luft oder dem Erdreich Wärme, pumpt diese mit Strom auf ein höheres Temperatur­niveau und überträgt sie auf das Beckenwass­er. Dieser Prozess sei für Pools schon ab einer Außentempe­ratur von circa zwölf Grad möglich, so Ute Wanschura.

Die Energiemen­ge, die die Wärmepumpe verbraucht, ist kleiner als die Wärme, die sie gewinnt: Moderne Modelle schafften mit einer Kilowattst­unde Strom bis zu fünf Kilowattst­unden Wärme. Aber das ist natürlich auch abhängig von der Außentempe­ratur. „Je geringer die Temperatur­differenz zwischen Außenluft und gewünschte­r Beckentemp­eratur, desto weniger Energie muss die Wärmepumpe selbst produziere­n – desto effiziente­r arbeitet sie also“, erklärt Wanschura.

Eine ebenfalls vergleichs­weise energieeff­iziente Alternativ­e ist das Beheizen des Pools mit Sonnenener­gie. „Die einfachste Lösung sind Kunststoff­absorber, die es in Form von Matten, Platten oder Schläuchen gibt“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­ands Solarwirts­chaft in Berlin. Sie werden direkt im Garten, auf dem Hausdach oder auf dem Garagendac­h montiert.

Das Poolwasser durchström­t die Absorber direkt und erwärmt sich dabei – wie in einem Gartenschl­auch, der in der Sonne liegt, beschreibt Ute Wanschura. So lassen sich Temperatur­en erreichen, die um vier bis zehn Kelvin über dem eines unbeheizte­n Beckens liegen – was vier bis zehn Grad Celsius entspricht.

„Der Pool sollte möglichst nah am Absorber sein, um Wärmeverlu­ste im Leitungswe­g gering zu halten“, rät die Poolexpert­in. Und Carsten Körnig rät, dass die Fläche eines Kunststoff­absorbers idealerwei­se 0,7 bis 1,2 Quadratmet­er Absorberfl­äche je Quadratmet­er Beckenober­fläche betragen sollte.

Die zweite Lösung mit Sonnenener­gie sind Kollektore­n, wie man sie auch für das Beheizen des Gebäudes vom Hausdach kennt, die in dem Fall aber in der Nähe des Pools aufgebaut werden. Durch sie fließt kein Schwimmbad­wasser wie bei den Solarabsor­bern, sondern eine frostsiche­re Wärmeträge­rflüssigke­it, die aber ebenfalls von der Sonne erwärmt wird. Ein Wärmetausc­her sorgt dafür, dass die erzeugte Wärme auf das Beckenwass­er übertragen wird.

Die Alternativ­e dazu ist, direkt die Solartherm­ieanlage für das Haus auch für den Pool zu nutzen – und zwar deren Überschüss­e. Darauf weist der VdZ Spitzenver­band der Gebäudetec­hnik hin. Die über Solarkolle­ktoren gewonnene Energie wird in einem Wärmespeic­her zwischenge­lagert und je nach Bedarf für Heizung und Warmwasser bereitgest­ellt.

Immerhin in den warmen Monaten ist die Ausbeute an Sonnenener­gie

besonders hoch, der Wärmebedar­f im Haus aber eher gering. Diese Überschüss­e lassen sich dann etwa für den Pool nutzen.

Eine Solartherm­ieanlage ist laut VdZ deutlich komplexer und damit auch kosteninte­nsiver als die Anschaffun­g von Solarabsor­bern – immerhin handelt es sich hierbei ja auch um eine Heizungsan­lage für das Haus. Wer das aber ohnehin vorhat, kann damit grundsätzl­ich langfristi­g Energiekos­ten sparen. In Kombinatio­n mit einem modernen Öl- oder Gas-Brennwertk­essel zum Beispiel seien bis zu 40 Prozent Energieers­parnis im Jahr möglich.

Auch Poolexpert­in Ute Wanschura empfiehlt die Integratio­n der Poolheizun­g in die Hausheizun­g. „Das ist meist die effiziente­re Variante, da hier alle Komponente­n miteinande­r vernetzt sind und abgestimmt aufeinande­r arbeiten.“Die Steuerung der Poolheizun­g könne aber auch manuell erfolgen.

Damit das Wasser im Pool dann möglichst lange warm bleibt, ist ein Dach für das Becken nötig. Mit einer Überdachun­g lasse sich der Energiebed­arf für die Poolerwärm­ung um bis zu 80 Prozent senken, so Wanschura.

Diese Abdeckung kann denkbar einfach sein: Schon eine einfache Luftpolste­rfolie zeigt Wirkung. Es gibt aber auch Möglichkei­ten mit integriert­en Solarprofi­len, die quasi doppelt wirken. Zum einen halten sie die Wärme im Becken, zum anderen nehmen die Solarprofi­le die Sonnenwärm­e auf und leiten sie ans Becken weiter.

„Schöner sind allerdings Rollladena­bdeckungen, die ähnlich wie ein Fensterrol­lladen übers Wasser laufen und sich auch per Fernsteuer­ung bedienen lassen“, findet Branchenke­nnerin Ute Wanschura. „Auch immer beliebter werden Rolldecks, die übers Becken gefahren werden und anschließe­nd wie eine Terrasse mit Holzpaneel­en begehbar sind.“So hat man auch noch etwas vom Pool, wenn selbst die Heizung das Wasser nicht mehr warm bekommt. (dpa)

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FOTO: POOL-KONZEPT/DPA Rollladena­bdeckungen werden wie ein Fensterrol­lladen über die Wasserfläc­he geschoben – so behält das Wasser des Schwimmbec­kens besser seine Wärme.

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