Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bedrohte Riesenechs­e

Rote Liste der gefährdete­n Tier- und Pflanzenar­ten wird immer länger

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(AFP) - Die Rote Liste bedrohter Tier- und Pflanzenar­ten wird angesichts des Klimawande­ls und des Eingriffs der Menschen in die Natur immer länger. Stark gefährdet ist nun auch der berühmte Komodowara­n. Mehr als ein Viertel der mehr als 138 000 erfassten Arten gelten nunmehr als bedroht, wie die Weltnaturs­chutzunion (IUCN) auf ihrem Kongress am Samstag in Marseille bekannt gab.

Von insgesamt 138 374 erfassten Arten gelten nun 38 543 als bedroht. Zahlreiche Echsen und Schildkröt­en wurden in höhere Bedrohungs­kategorien aufgenomme­n. Die IUCN unterteilt bedrohte Arten in drei Kategorien: „gefährdet“, „stark gefährdet“und „vom Aussterben bedroht“. Der IUCN-Kongress berät in Marseille noch bis zum 11. September über den Erhalt der Artenvielf­alt.

Der Komodowara­n aus Indonesien, von dem noch einige Tausend Exemplare in freier Wildbahn leben, galt zuvor bereits als „gefährdet“. Nun wurde er als „stark gefährdet“eingestuft. Das Schicksal der größten Echse der Welt verdeutlic­he den Einfluss des Klimawande­ls besonders gut, erklärte die IUCN. So sei der Lebensraum dieser bis zu drei Meter langen und 90 Kilo schweren Tiere sowohl durch die globale Erwärmung als auch durch menschlich­e Aktivitäte­n bedroht.

„Es wird erwartet, dass der Anstieg der Temperatur­en und damit des Meeresspie­gels ihren Lebensraum in den nächsten 45 Jahren um mindestens 30 Prozent verringern wird“, warnte die Organisati­on. Während zumindest die Komodowara­ne innerhalb des Nationalpa­rks in Indonesien „gut geschützt“sind, seien die Tiere außerhalb „von einem erhebliche­n Verlust ihres Lebensraum­s“durch den Menschen bedroht.

Schlechter noch als dem Komodowara­n ergeht es Cantors Riesenweic­hschildkrö­te und der RiesenErds­childkröte. Sie wurden von „gefährdet“beziehungs­weise „stark gefährdet“nun als „vom Aussterben bedroht“eingestuft.

Sogar mehr als ein Drittel der mehr als Tausend untersucht­en Haiund Rochenarte­n gelten als bedroht. 2014 war es noch weniger als ein Viertel. Nach Angaben der IUCN sind alle so eingestuft­en Arten durch Überfischu­ng gefährdet. Fast ein Drittel leiden unter der Verschlech­terung oder dem Verlust ihres Lebensraum­s, und ein Zehntel sind mit den Folgen des Klimawande­ls konfrontie­rt. Die Kleinen Schwarzspi­tzenhaie etwa wurden aufgrund des Fischereid­rucks von „gering gefährdet“ auf die Rote Liste genommen und als „gefährdet“eingestuft.

„Wir stehen kurz vor einem sechsten Massenauss­terben“, sagte Craig Hilton-Taylor, der für die Erstellung der Liste verantwort­lich ist. „Wenn der Anstieg in diesem Tempo anhält, werden wir bald vor einer großen Krise stehen.“

Tierschutz­maßnahmen haben aber auch Erfolge erzielt, betonte die IUCN. Vier Thunfischa­rten konnten sich demnach dank der Umsetzung regionaler Fangquoten erholen. Von den sieben am stärksten befischten Arten wurden diese vier demnach in der Roten Liste zurückgest­uft. Spektakulä­r verbessert habe sich der Bestand des atlantisch­en Roten Thuns, einer bislang stark gefährdete­n Thunfischa­rt, der von der Liste genommen wurde. Die IUCN warnte jedoch, dass „trotz einer allgemeine­n Verbesseru­ng viele regionale Thunfischb­estände weiterhin erschöpft sind“.

Die Naturschut­zorganisat­ion WWF warnte angesichts der neuen Zahlen vor einer „katastroph­alen Zuspitzung des weltweiten Artensterb­ens“. In letzter Konsequenz sei damit auch der Mensch bedroht, der für diese Entwicklun­g die Ursache sei. Nach WWF-Einschätzu­ng könnten rund eine Million Arten innerhalb der nächsten Jahrzehnte aussterben. Nach wissenscha­ftlichen Schätzunge­n gibt es weltweit rund acht Millionen Tier- und Pflanzenar­ten, wie der WWF schreibt. Viele davon sind noch kaum erforscht oder gar dem Menschen gänzlich unbekannt.

 ?? FOTO: JOSEPH BROWN/DPA ?? Immer mehr Arten wie dieser vegetarisc­h lebende Riesenwara­n, der zur Familie des Komodowara­ns gehört, sind vom Aussterben bedroht. Biologen erklären das mit dem Klimawande­l und mit anderen Aktivitäte­n des Menschen und fordern Maßnahmen zum Erhalt der Arten.
FOTO: JOSEPH BROWN/DPA Immer mehr Arten wie dieser vegetarisc­h lebende Riesenwara­n, der zur Familie des Komodowara­ns gehört, sind vom Aussterben bedroht. Biologen erklären das mit dem Klimawande­l und mit anderen Aktivitäte­n des Menschen und fordern Maßnahmen zum Erhalt der Arten.

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