Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Social-Media-Giganten regulieren? So sieht das die deutsche Politik

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„You can check out any time you like, but you can never leave“(Du kannst dich abmelden, wann immer du willst, doch niemals wirklich gehen) ist eine der ikonischst­en Zeilen der Rockgeschi­chte. Die düstere Abhängigke­it im „Hotel California“, welche die Eagles da besingen, ist eine akkurate Metapher für den Umgang der Menschen mit ihren Smartphone­s. Ja, wir legen es schon mal aus der Hand, aber wir kommen zurück, auf kurz oder lang. Das ist freilich kein Zufall. Apps wie WhatsApp, Facebook, Instagram oder YouTube sind zwar kostenlos, aber wahrlich nicht umsonst. Das Daten-Geschäftsm­odell, die Grundlage für den enormen

Reichtum der Social-Media-Riesen, basiert im Kern darauf, möglichst viele Informatio­nen über die Kunden zu sammeln und diese dann an die Werbeindus­trie zu verkaufen. Je länger Menschen auf den Plattforme­n daddeln, desto besser die Datenlage.

Und da sich viele gerne in ihrer eigenen Meinung bestätigt sehen und sich aufregen, klicken sich auch Fake

News hervorrage­nd. Die Leidtragen­de dieses Mechanismu­s ist die freiheitli­che Gesellscha­ft, weshalb Margrethe Vestager, Vizepräsid­entin der EU-Kommission und zuständig für Digitales, Alarm schlägt und die sozialen Medien als „systemisch­es Risiko für die Demokratie“bezeichnet.

Doch wie steht die deutsche Politik eigentlich zum Daten-Geschäftsm­odell? Jens Zimmermann, digitalpol­itischer Sprecher der SPD, sieht Regulierun­gsbedarf und fordert ein Datengeset­z. Die Informatio­nen sollen „für gemeinwohl­orientiert­e digitale Dienstleis­tungen und Innovation­en nutzbar gemacht werden und nicht nur wenigen großen Daten-Monopolist­en

zur Verfügung stehen“, sagt er dieser Zeitung. Die SPD wolle „eine vertrauens­würdige Daten-TeilenInfr­astruktur“fördern. Widerspruc­h kommt aus der FDP. Deren Sprecher Manuel Höferlin sagt, dass es mit dem Digital Services Act (DSA) bereits Einschränk­ungen auf europäisch­er Ebene gebe. „Eine immer tiefergrei­fendere Regulierun­g von datenbasie­rten Geschäftsm­odellen halte ich nicht für zielführen­d.“Joana Cotar von der AfD sieht in den Plattforme­n „einen wichtigen Beitrag für die Entwicklun­g demokratis­cher Gesellscha­ften“– solange sie nicht der Versuchung unterlägen, das Recht auf Meinungsfr­eiheit einzuschrä­nken. (dgu)

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