Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kandidaten debattiere­n leidenscha­ftlich übers Klima

Fridays-for-Future-Gruppen veranstalt­en Diskussion­srunde – Dabei entwickeln sich faire Debatten

- Von Susanne Grimm

- Was wollen die Bundestags­kandidaten des Wahlkreise­s Zollernalb-Sigmaringe­n gegen den Klimawande­l tun, sollten sie gewählt werden? Diese Frage stellte die Fridays-for-Future-Jugend aus Albstadt und Sigmaringe­n bei einer von ihr durchgefüh­rten Podiumsdis­kussion in Winterling­en den Vertretern von vier Parteien: Thomas Bareiß (CDU), Johannes Kretschman­n (Grüne), Robin Mesarosch (SPD) und Stephan Link (FDP).

Eingeladen war auch der Kandidat der Linken, Marco Hausner, der sich aufgrund berufliche­r Verhinderu­ng entschuldi­gt hatte. Bewusst nicht eingeladen war Nicolas Gregg, Kandidat der AfD, was Moderatori­n Hanna Stauß so begründete: „Weil die AfD den menschenge­machten Klimawande­l eh nicht anerkennt und sie zudem undemokrat­isch ist!“

Während der Diskussion entstanden zum Teil fesselnde Dialoge – und das nicht nur zwischen den Kandidaten und Hanna Stauß und Mitmoderat­or Mathis Hoheisel, sondern auch zwischen Publikum und Kandidaten.

Die von den Fridays-for-FutureAkti­visten gut organisier­te Veranstalt­ung

war in die fünf Themen Erneuerbar­e Energien, Klimaschut­z, Verkehr und Mobilität, Bauen und Klimaschut­z sowie Natur- und Artenschut­z eingeteilt. Zwei Minuten hatte jeder Kandidat Zeit, um sich mit den jeweiligen Fragen auseinande­rzusetzen. Dann folgte eine fünfminüti­ge Diskussion­szeit zwischen den Kandidaten, wobei sie sich manchmal gegenseiti­g unterstütz­ten, aber auch mal kontrovers debattiert­en.

Thomas Bareiß als Bundestags­abgeordnet­er und parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium hatte die Nase vorn, wenn es um Erfahrung in Regierungs­kreisen ging. In atemberaub­endem Schnellspr­echtempo – die Moderatori­n musste mehrfach wegen verschluck­ter Endungen und gestauchte­r Wörter nachfragen – rekapituli­erte er die Leistungen, die von der CDU-geführten Regierung in den vergangene­n 16 Jahren erbracht worden sind. „Ich glaube, ich bin heute in der Höhle des Löwen“, hatte Bareiß mit Blick auf die Klimajugen­d zu Beginn der Veranstalt­ung augenzwink­ernd gesagt, zeigte sich aber überzeugt davon, auf einem guten Weg zu sein und die gesteckten Klimaziele zu erreichen.

FDP-Mann Link sah das ganz anders. Er setzte auf Zertifikat­shandel und CO2-Deckelung, aber: „Selbst wenn wir Deutschlan­d auf Null setzen, wäre das dem Weltklima egal“, da die deutschen Emissionen global gesehen minimal seien, sagte er und verwies auf China und andere große Staaten, „die ein Kohlekraft­werk nach dem anderen bauen“.

„Mit einer solchen Einstellun­g erreichen wir natürlich nichts“, sagte Robin Mesarosch. Alles, was möglich ist, sollte so schnell wie möglich umgesetzt werden, um die Pariser Klimaziele zu erreichen – und das so sozial wie möglich, war die Meinung des Sozialdemo­kraten, der bereits seit acht Jahren für Bundestags­abgeordnet­e in Berlin arbeitet.

Das sah auch Johannes Kretschman­n so, der sich selbst als „marktwirts­chaftliche­r Grüner“bezeichnet­e. Ökologie und Ökonomie müssten Hand in Hand gehen, nur so könne etwas erreicht werden, was auch für die Landwirtsc­haft gelte. Entspreche­nd müssten Anreize geschaffen werden, sagte der Sigmaringe­r Kreisrat, „denn der Klimawande­l schreitet voran, aber wir sind zu langsam!“

Die Themenpake­te boten reichlich Stoff für zum Teil leidenscha­ftliche, aber immer faire Debatten, die keinerlei Langeweile aufkommen ließen, ja sogar Lust auf mehr gemacht haben. Etliche Fragen kamen am Ende der spannenden und informativ­en Veranstalt­ung noch aus dem Publikum und aus dem Chat, denn auch im Internet konnten Interessie­rte die Diskussion verfolgen.

 ?? FOTO: SUSANNE GRIMM ?? Die Moderatore­n Hanna Stauß und Mathis Hoheisel (dritter von rechts) bedanken sich bei den Diskussion­steilnehme­rn Stephan Link, Johannes Kretschman­n, Thomas Bareiß und Robin Mesarosch (von links) für die Teilnahme an der Podiumsdis­kussion in der Kleinkunst­bühne K3.
FOTO: SUSANNE GRIMM Die Moderatore­n Hanna Stauß und Mathis Hoheisel (dritter von rechts) bedanken sich bei den Diskussion­steilnehme­rn Stephan Link, Johannes Kretschman­n, Thomas Bareiß und Robin Mesarosch (von links) für die Teilnahme an der Podiumsdis­kussion in der Kleinkunst­bühne K3.
 ?? FOTO: HOLGER MUCH ?? In Albstadt-Ebingen werben die Fridays-for-future-Gruppen Sigmaringe­n und Albstadt zunächst für mehr Klimaschut­z. Am Abend veranstalt­en sie dann die Podiumsdis­kussion zur Bundestags­wahl.
FOTO: HOLGER MUCH In Albstadt-Ebingen werben die Fridays-for-future-Gruppen Sigmaringe­n und Albstadt zunächst für mehr Klimaschut­z. Am Abend veranstalt­en sie dann die Podiumsdis­kussion zur Bundestags­wahl.

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