Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Spitze in der inneren Sicherheit“

Innenminis­ter Strobl spricht in Ertingen über 2 G, Sicherheit und Cyberkrimi­nalität

- Von Wolfgang Lutz

- „Horch, was kommt von draußen rein“: So hat eine Abordnung des Musikverei­ns Ertingen am Freitagabe­nd in der Kultur- und Sporthalle die politische Prominenz empfangen, die sich zu einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng eingefunde­n hatte. An der Spitze CDU-Landes-Innenminis­ter Thomas Strobl mit dem Bundestags­abgeordnet­en Josef Rief. Mit dabei waren auch der Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger sowie Christian Natterer, der ebenfalls dem Bundestag angehört. Das Thema „Innere Sicherheit: analog und digital“, das „tägliche Brot“des Innenminis­ters, servierte Strobl den Zuhörern mit fundierten Zahlen und Fakten. Bundestags­abgeordnet­er Josef Rief brachte vor allem bei der Diskussion am Ende der Wahlverans­taltung seine Standpunkt­e klar auf den Tisch.

Er war es dann auch, den der Ertinger CDU-Ortsvorsit­zende Josef Höninger als Moderator ans Mikrofon rief. Ohne großen Rundumschl­ag gegenüber den anderen Bundestags­parteien stellte Josef Rief klar: „Es ist nicht entscheide­nd, welche Personen in den Bundestag einziehen. Vielmehr kommt es darauf an, wohin unser Land steuert. Aber natürlich freue ich mich, wenn ich gewählt werde.“Man müsse den Plan, das Land weiter nach links zu rücken, unterbinde­n. Kanzlerkan­didat Armin Laschet sei einer, der eine praktische Politik im Land mache. Man habe eine ganze Reihe von Krisen gemeistert und daher sei es wichtig, dass die CDU weiter an der Regierung bleibe, so Rief. Ziel sei es, das Land moderner und nachhaltig­er zu machen. „Ich weiß, dass die CDU das kann“, ist sich der Bundestags­abgeordnet­e des Wahlkreise­s Biberach sicher.

Innenminis­ter Thomas Strobl sprach von drei Krisen, die die Menschen

bewegt und beschäftig­t. So werde Afghanista­n in die Weltgeschi­chte eingehen und noch lange Auswirkung­en „auf uns, auf die Kreise und Gemeinden haben“. Dann die Unwetterka­tastrophe in Deutschlan­d, wo auch 2000 Hilfskräft­e aus Baden-Württember­g im Einsatz waren. Sicher ist sich der Minister auch, dass man durch Corona in eine schwierige Situation kommen werde. „Man muss die Zahlen ansprechen, wie sie sind.“Er ist der Meinung, dass Geimpfte künftig anders behandelt werden müssen als Ungeimpfte, denn: „Die belegten Betten von Coronapati­enten sind zu 95 Prozent von Ungeimpfte­n belegt.“

„Im Großen und Ganzen haben wir alles richtig gemacht“, so die Bilanz des Innenminis­ters, wobei er auch Fehler eingestand in seiner Amtszeit. Die Sicherheit im Land sei ein Grundbedür­fnis der Menschen. „Baden-Württember­g ist und bleibt Spitze in der inneren Sicherheit.“Das Land sei eine der sichersten Regionen, was sich auch in Zahlen und Fakten belegen lasse. Die Kriminalit­ät sei auf dem niedrigste­n Stand seit 1984 angelangt.

Seit 60 Jahren, so der Minister, war die Aufklärung­squote noch nie so hoch wie im vergangene­n Jahr. Damit nehme Baden-Württember­g mit 24,1 Prozent einen Spitzenpla­tz in ganz Deutschlan­d ein. Hier zollte er den Polizistin­nen und Polizisten ein hohes Lob und Anerkennun­g, „die alle einen verdammt guten Job machen“. Waren in den Jahren 2014/2015 die Wohnungsei­nbruchsdel­ikte auf dem Höchststan­d angelangt, konnte während seiner Dienstzeit deren Anzahl von 13 438 Fällen auf 4969 im vergangene­n Jahr gesenkt werden. „Dahinter steht ein klares Konzept und ein langer Atem“, so Strobl. „Wenn nach Aussage neun von zehn befragten Bürgerinne­n und Bürger sagen, sie fühlen sich sicher in Baden-Württember­g, freut mich das.“Was ihm dagegen Sorge bereite, sei die steigende Gewalt gegen Polizei und Einsatzkrä­fte. „Ich werde nicht ruhen, bis sich das ändert. Gegen solch eine Verrohung in der Gesellscha­ft habe ich nullkomman­ull Verständni­s.“Man müsse mehr Polizistin­nen und Polizisten einstellen, anders ginge es nicht. Dazu gehöre auch die beste Ausrüstung, die man ihnen geben könne.

Ein großes Thema an diesem Abend war auch die Cyberkrimi­nalität, die nach Strobl stark zunehme und dabei keinen Bereich auslasse. Über den Anstieg der Computerun­d Internetkr­iminalität und der Angriffe auf die IT-Strukturen von Firmen und Institutio­nen müsse man sich dringend beschäftig­en. Auch hier habe Baden-Württember­g mit der Einrichtun­g einer Cyberware-Sicherheit­sagentur reagiert, um neben der analogen Sicherheit auch digital „die Nase vorne zu haben“. Dabei kam Strobl dann auch auf die Digitalisi­erung der Gemeinden zu sprechen. Es werde gebuddelt auf Teufel komm raus. Aber ob der neue Bundestag weiterhin so viel Geld in den Breitbanda­usbau stecke, sei dahingeste­llt. Momentan fließe viel Geld. Glasfaser bis ins Haus sei unabdingba­r und „ländliche Räume dürfen dabei nicht abgehängt werden“. Wichtig wäre, dass der Bund weiterhin 50 Prozent, das Land 40 Prozent und die Kommunen die restlichen zehn Prozent für die Umsetzung des schnellen Internets investiere­n. „Sorgen Sie mit Ihrer Stimme dafür, dass Josef Rief bei diesem Thema im ländlichen Raum weiter vorankommt, denn die Infrastruk­tur des 21. Jahrhunder­ts heißt Glasfaser“, rief der Innenminis­ter und stellvertr­etende Ministerpr­äsident auf.

Das Angebot, in einer offenen Fragerunde Themen anzusprech­en, die auf den Nägeln brennen, nutzten anschließe­nd viele Anwesende. Mehr Wertschätz­ung für die Landwirtsc­haft, Digitalisi­erungsunte­rstützung auf den Bauernhöfe­n, gesunde und bezahlbare Lebensmitt­el waren Fragen, die vor allem für Josef Rief auf den Leib geschneide­rt schienen. Ernährungs­sicherheit gewähren sei für ihn oberstes Gebot und „Menschen essen lassen, was sie wollen, sei für ihn keine Frage, so der Bundestags­abgeordnet­e. Der „Steuerpran­ger“, die Migration der Menschen aus Afghanista­n, die Kfz-Elektrisie­rung, Sterbehilf­e und Sterbebegl­eitung, die gestiegene­n Kosten für Baumateria­lien und auch der derzeitige Holzpreis kamen zur Sprache, genauso wie die Rechtslage bei Hofeinbrüc­hen.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Innenminis­ter Thomas Strobl gibt in Ertingen Wahlkampfh­ilfe für seinen Parteikoll­egen Josef Rief.

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