Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ein Teil der Gebäude ist sofort nutzbar
Verkehrsminister will zum Fürsprecher des neuen Mobilitäts-Campus’ werden
- Vom Potenzial des Geländes der ehemaligen Oberschwabenkaserne hat sich der Verkehrsminister des Landes BadenWürttemberg Winfried Hermann bei einer Führung überzeugt. Unter der Federführung von Roland Arnold, dem Geschäftsführer der Paravan GmbH und der Schaeffler Paravan Technologie GmbH, soll in Hohentengen ein New Mobility Campus entstehen, auf dem Mobilitätsformen und -konzepte der Zukunft entwickelt, erforscht und getestet werden sollen. Der Minister zeigte sich sehr interessiert und versprach am Ende, sein Netzwerk zu nutzen, um die Pläne weiter voranzutreiben.
„Ideen zu neuen Mobilitätsformen und autonomem Fahren gibt es viele“, sagte Winfried Hermann. „Es muss aber immer jemanden geben, der mutig den ersten Schritt macht und vorangeht.“Als so jemanden schätze er Roland Arnold ein und prophezeite, dass der Campus in Hohentengen ein Erfolgsprojekt werden könne. Bei einer Rundfahrt über das Gelände und der Besichtigung verschiedener Gebäude, die Arnold von der Bin Haider Hohentengen Sàrl angemietet hat, fiel ihm nicht nur die Größe der nutzbaren Fläche, sondern auch der sehr gute Zustand der Gebäude auf. So warf die Gruppe einen Blick in das ehemalige Sanitätszentrum, das Offizierscasino und ein Verwaltungsgebäude, das bis vor Kurzem noch für das Forschungsprojekt C/sells des Fraunhofer-Instituts, der HTWG Konstanz und des ISC Konstanz genutzt wurde.
August Stützle, der die Immobilien für den Eigentümer verwaltet, erklärte, dass die Gebäude alle mit einer Breitbandversorgung ausgestattet und teilweise sofort bezugsfertig seien. Dies sei vor allem auch deshalb möglich, weil es bereits einen Bebauungsplan gebe, der eine Nutzung zu Test- und Forschungszwecken und den Bau eines Hotels zulasse. Tatsächlich soll bereits in den kommenden Tagen eine Schulung der Paravan Gmbh auf dem Gelände stattfinden. Bevor die Oberschwabenkaserne Ende 2012 geschlossen wurde, hatte es noch Sanierungsarbeiten in Millionenhöhe gegeben. Um den Zustand der Gebäude zu erhalten, sind zwei Hausmeister beschäftigt. „Es wird regelmäßig gelüftet und die Wasserleitungen wöchentlich gespült, um Legionellen vorzubeugen“, so Stützle.
„Die Gebäude müssen so schnell wie möglich bezogen werden“, fand der Verkehrsminister. Er riet allerdings auch dazu, nur Unternehmen auf das Gelände zu lassen, die zum Gesamtkonzept passen und sich mit Mobilität befassen. „Sonst entsteht hier nur ein weiteres Gewerbegebiet und das wäre schade“, sagte er.
Roland Arnold möchte seine Vision des New Mobility Campus Schritt für Schritt umsetzen und immer mehr Partner ins Boot holen. Er hofft, dass Winfried Hermann dabei mit seinem Netzwerk hilft und auch Kontakte zu anderen Ministerien herstellt. Immerhin ist auf dem Gelände
des Regio Airports gleich nebenan eine Testumgebung für autonomes Fliegen mit unbemannten Flugdrohnen eingerichtet worden, die vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau gefördert wird. „Generell macht es Sinn, hier auch die forschenden Hochschulen mit ins Boot zu holen“, so Hermann. Laut Stützle soll es auch kein Problem sein, bestimmte Räume auch nur für ein mehrmonatiges Forschungsprojekt anzumieten.
Ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts sollen dabei auch Teststrecken für ganz unterschiedliche Bereiche sein: autonomes Fahren, ein Verkehrsübungsplatz für die für behinderte Menschen umgebauten Paravan-Fahrschulwagen, eine Speedstrecke für Motorsportwagen, ein Offroad-Bereich und ein Platz, auf dem Fahrsicherheitstrainings absolviert werden können. „Diese Nutzung ist aktuell noch nicht im Bebauungsplan vorgesehen“, sagt August Stützle. Um eine entsprechende Genehmigung zu erhalten, muss eine Machbarkeitsstudie sagt Verkehrsminister Winfried Hermann über die Leerstände auf dem Gelände.
für den New Mobility Campus vorgelegt werden. An dem werde gerade gearbeitet. „Wir hoffen, dass wir sie noch im Herbst im Gemeinderat vorstellen können“, so Stützle. Landrätin Stefanie Bürkle habe sich bereits bei einem ähnlichen Besuch wie der Verkehrsminister über das Projekt informiert.
Nachdem mit dem Ehoch4-Projekt ein ähnlich visionäres Großprojekt auf dem Gelände gescheitert ist, sind viele Menschen in Hohentengen skeptisch. „Deshalb sind Information und Öffentlichkeitsarbeit jetzt sehr wichtig, um Vertrauen zu schaffen“, sagte Gemeinderat Gabriel Fürst, der an der Besichtigung in Vertretung des CDU-Landtagsabgeordneten Klaus Burger teilnahm. „Wir würden uns natürlich freuen, wenn es auf dem Gelände endlich vorangeht.“
„Die Gebäude müssen so schnell wie möglich bezogen werden“,