Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schlagabta­usch im Bundestag

Angela Merkel teilt bei ihrer letzten Regierungs­erklärung aus – Auch die Kanzlerkan­didaten geben sich offensiv

- Von André Bochow

- Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat eine weitere Station ihrer Abschiedst­ournee absolviert: Am Dienstag hielt die CDU-Poltikerin ihre letzte Regierungs­erklärung im Bundestag. Ihre drei potenziell­en Nachfolger nutzen die Chance zum Schlagabta­usch im direkten RedeDreika­mpf.

Nicht alles ist nach dieser Debatte klarer als zuvor. Manches aber schon. „Wir sind startklar“, ruft Jan Korte, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der linken Fraktion den Abgeordnet­en von SPD und Grünen zu. Korte will den Politikwan­del und setzt auf eine rot-grün-rote Bundesregi­erung nach der Wahl.

Und auch die Kanzlerin lässt es an Deutlichke­it nicht fehlen. Am Anfang der dreistündi­gen Diskussion „zur Situation in Deutschlan­d“hält sie ihre letzte Rede im Bundestag. Nach einer gehörigen Portion Lob der eigenen Politik greift sie ihren Vizekanzle­r Olaf Scholz und dessen SPD frontal an. „In schwierigs­ter Zeit“stehe das Land vor einer „Richtungsw­ahl“, und es sei „nicht egal, wer das Land regiert“. Entweder RotGrün zusammen mit den Linken, was SPD und Grüne ja nicht ausschließ­en, oder das Land wählt den aus ihrer Sicht besten Weg und entscheide­t sich für eine von „der CDU/CSU geführte Regierung mit Armin Laschet an der Spitze“.

Der Spitzenkan­didat der Union hatte ebenfalls Rederecht und dankt erst einmal Angela Merkel, unter deren Kanzlersch­aft, laut Laschet, Deutschlan­d „16 gute Jahre hatte“. In der Frage der Digitalisi­erung geht Laschet aber vorsichtig auf Distanz. Den Grünen, die argumentie­ren, Deutschlan­d liege im Vergleich von 20 Industrien­ationen auf dem 18. Platz, wirft er zwar Unredlichk­eit vor. Schließlic­h würden sie in elf Bundesländ­ern, darunter BadenWürtt­emberg, mitregiere­n und trügen deshalb Mitverantw­ortung. Dass Deutschlan­d jedoch bei der Digitalisi­erung gut dasteht, wie Angela Merkel meint, behauptet Laschet nicht. Der Spitzenkan­didat arbeitet sich durch ein beeindruck­endes Themenspek­trum (Klima, innere Sicherheit, „Entfesselu­ng der Wirtschaft“und anderes mehr), lässt sogar eine Zwischenfr­age in Sachen Kohleausst­ieg von Grünen-Spitzenkan­didatin Annalena Baerbock zu, um am Ende doch wieder auf die Linken zu kommen. An Olaf Scholz gewandt, sagt Laschet, die Bürger hätten „ein Recht darauf, dass der Kanzlerkan­didat der SPD sagt“, ob er mit den Linken regieren würde oder nicht.

Erwartungs­gemäß lässt Olaf Scholz diesen Punkt unberührt. Dafür hält er eine Art erste Regierungs­ansprache. Neben dem Kampf gegen die Erderwärmu­ng nennt er die Beseitigun­g der Kinderarmu­t, deutlich größere Anstrengun­gen bei der Bildung, bezahlbare­s Wohnen und eine verlässlic­he Rente als besonders wichtige Punkte für eine künftige Koalition. Zu der die Grünen gehören wollen. Dass aber Annalena Baerbock die nächste Kanzlerin wird, gilt als immer unwahrsche­inlicher. Mitten in die Redeschlac­ht platzt die neue Forsa-Umfrage, die für die Grünen wenig hoffnungsv­oll aussieht.

An Kampfeswil­len fehlt es Baerbock nicht. „Sie haben es vermasselt“, fasst sie die Klimapolit­ik der Großen Koalition zusammen. Und auch die Europapoli­tik habe das Bündnis aus Union und SPD vernachläs­sigt. Nicht zu reden vom Ende des Afghanista­n-Einsatzes. Baerbock will dazu einen Untersuchu­ngsausschu­ss. Davor steht aber in zweieinhal­b Wochen erst einmal die Bundestags­wahl an.

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Im Notfall hilft Mutti

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