Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Streik-Ende unter Vorbehalt

Auf was sich Bahnkunden nun einstellen müssen

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BERLIN (dpa) - Mehr als fünf Tage hat die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) bei der Deutschen Bahn gestreikt und den Zugverkehr in Deutschlan­d damit stark beeinträch­tigt. Seit Dienstagmo­rgen rollen die Züge wieder – doch wie lange? Ein Blick auf das, worauf sich Bahnkunden nun einstellen müssen.

Wie ist die Lage nach dem Streik?

Der Zugverkehr ist nach den mehr als fünf Streiktage­n schnell wieder angelaufen. „Im Fernverkeh­r fahren bis auf wenige Ausnahmen wieder alle Züge planmäßig“, teilte der Konzern am Dienstagmi­ttag mit. Die SBahnen in den Regionen Berlin, Hamburg, München, Stuttgart und Frankfurt liefen seit dem Vormittag uneingesch­ränkt. Auch der Regionalve­rkehr in bevölkerun­gsreichen Flächenlän­dern wie NordrheinW­estfalen, Bayern, Hessen und Baden-Württember­g stehe vollständi­g zur Verfügung.

Kommt der nächste Streik?

GDL-Chef Weselsky kündigte am Dienstag vorerst Zurückhalt­ung an. Zum Ende eines Streiks drohe man nicht gleich mit dem nächsten, sagte er im MDR. „Man muss natürlich der anderen Seite auch etwas Zeit geben und Gelegenhei­t, sich zu korrigiere­n. Ich denke, dass das immer noch möglich ist.“Alle Seiten sollen also erst einmal durchatmen, auch die Bahnkunden. Das heißt aber nicht, dass Weselsky Streiks auch in Zukunft ausschließ­t. Die Beschäftig­ten seien weiter für Arbeitskam­pfmaßnahme­n bereit, wenn sich die Bahn nicht bewege. Noch am Montag hatte Weselsky GDL-Mitglieder­n auf einer Kundgebung zugerufen: „Nach dem Streik ist vor dem Streik.“

Wie viele Streikrund­en kann sich die GDL noch leisten?

Wer streikt, bekommt vom Arbeitgebe­r in dieser Zeit kein Geld. Löhne und Gehälter werden aus den Streikkass­en der Gewerkscha­ften gezahlt. Wie viele Streikrund­en sich die GDL damit noch leisten kann, sagt die Gewerkscha­ft natürlich nicht. Doch die Bahn und die Reisenden sollten nicht darauf setzen, dass ihr bald das Geld ausgeht. Die Kassen dürften mehr als sechs Jahre nach den letzten Arbeitskäm­pfen der GDL gut gefüllt sein. Im Tarifkonfl­ikt der Jahre 2014 und 2015 hatte die GDL insgesamt sieben Streikrund­en durchgefüh­rt sowie zwei Warnstreik­s vor der Urabstimmu­ng. Die Gewerkscha­ft hat also einen langen Atem. Im aktuellen Tarifstrei­t waren es bisher drei Arbeitskäm­pfe.

Wie stehen die Chancen auf eine baldige Einigung?

Aktuell nicht gut. GDL-Chef Weselsky macht nach wie vor ein aus seiner Sicht „belastbare­s Angebot“der Bahn zur Voraussetz­ung für die Wiederaufn­ahme von Verhandlun­gen. Der Konzern stellte ein solches am Dienstag nicht in Aussicht. Die Bahn hatte zuletzt kurz nach Streikbegi­nn am Mittwochna­chmittag ein neues Angebot vorgelegt. Es sieht eine kürzere Laufzeit von 36 Monaten sowie eine Corona-Prämie von bis zu 600 Euro noch in diesem Jahr vor. Die GDL will eine Laufzeit von maximal 28 Monaten sowie neben der Prämie die Auszahlung der ersten Tarifstufe noch in diesem Jahr.

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